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Tatsächlich, ihr habt richtig gelesen. Das ist großartig und darauf bin ich auch ein wenig stolz. Nach einigen Versuchen und Anregungen, das mein Arbeitgeber etwas mehr für Fahrradfahrer tut, wird dies jetzt nun Realität. Ich konnte es der Geschäftsleitung schmackhaft machen sich nun als „fahrradfreundlicher Betrieb" zertifizieren zu lassen. Das ist nicht irgendein Zertifikat, sondern beruht auf einer Initiative der EU und des ADFC in Deutschland. Eingeteilt ist das Gütesiegel übrigens in Gold, Silber und Bronze. Der Vorteil dieser Zertifizierung liegt im Grunde ganz schnell auf der Hand und ist aus meiner Sicht für alle Seiten, sprich Arbeitgeber UND Arbeitnehmer, eine optimale Win-Win-Situation.
Es fängt an mit der Gesundheit der Mitarbeiter. Zahlreiche Studien belegen mittlerweile welche positiven Auswirkungen Radfahren auf die Gesundheit hat. Wer regelmäßig mit dem Rad fährt, der regt das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel an. Unter anderem wird dabei die Pumpfunktion des Herzens erhöht. Außerdem stärkt es weiterhin das eigene Immunsystem. Dazu kommt, das Lunge und Muskeln kräftiger ausgebildet werden. Netter Nebeneffekt ist natürlich auch, das diverse Fettpölsterchen verschwinden und auch Stress leicht beim Radfahren wieder abgebaut werden kann! Ein weiterer Vorteil gegenüber anderen Ausdauersportarten wie zum Beispiel Joggen ist, das Radfahren wesentlich Gelenkschonender ist! Was eine bessere Gesundheit der Mitarbeiter also für den Arbeitgeber bedeutet, brauche ich da wohl nicht mehr weiter ausführen.
Natürlich bedeutet die Zertifizierung als fahrradfreundlicher Betrieb auch einen immensen Image-Gewinn für die Firma. Ganz klar werden Arbeitgeber dadurch attraktiver auch gerade für junge und gut ausgebildete Arbeitskräfte. Die Bindung an die Firma wird verbessert, das Teamgefühl gestärkt. Das Siegel ist selbstverständlich auch eine großartige Werbung. Nach dem Motto „Seht her, wir tun was", wird dadurch sowohl erhöhte Aufmerksamkeit in der Branche als auch in der Öffentlichkeit generiert. Von der Chance im Social Media-Bereich zu punkten ganz zu schweigen.
Der Umwelt-Faktor ist ebenfalls nicht zu unterschätzen und überhaupt ein sehr wesentlicher Aspekt. Durch jeden Radkilometer wird der Verbrauch von Sprit gespart und die Umwelt geschont. Fahrradfahren fällt definitiv unter dem Thema Nachhaltigkeit. Und gerade dieser Leitgedanke der Nachhaltigkeit, den viele Firmen sich gerne nachsagen lassen würden, kann hier nun wirklich gelebt werden und hat Vorbildfunktion auch für andere Betriebe.
Für Arbeitnehmer hat die Zertifizierung natürlich auch Vorteile dadurch, das dabei versucht werden muss, möglichst optimale und attraktive Rahmenbedingungen für das Radfahren rund um den Betrieb zu schaffen. Ohne diverse Maßnahmen keine Zertifizierung. Und hier komme ich dann nun ins Spiel. Jede Firma braucht dafür einen Mobilitätskoordinator, so das schöne Wort. Das heißt, ich bin bei uns in der Firma nun Ansprechpartner für alles, was für die Zertifizierung notwendig ist. Und davon werde ich ab jetzt, mit Erlaubnis der Firma druckpartner in Essen, auf meinem Blog in unregelmäßigen Abständen berichten und die Zertifizierung ein wenig begleiten.
Als ich das Projekt auf unserer Betriebsversammlung vorgestellt habe, war die Resonanz bei der Belegschaft danach sehr, sehr positiv! Viele Leute kamen auf mich zu und waren sehr interessiert an der Geschichte. Viele sagten mir, das dann auch für sie selber das Radfahren zur Arbeit attraktiv werden könnte! So ein Feedback motiviert natürlich auch zusätzlich!
Der erste Schritt für uns war nun, nachdem sich die Geschäftsleitung erfreulicherweise für die Zertifizierung entschieden hat, an dem angebotenen Workshop der EWG ( Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft ) und des ADFC teilzunehmen. Hier bekamen wir viele hilfreiche und wertvolleInformationen u.a. auch zum Ablauf dieser Zertifizierung. Einen gemeinsamen Austausch gab es ebenfalls mit Vertretern anderer Firmen, die sich auch zertifizieren lassen wollen oder zumindest überlegen dies zu tun. Dazu gab es dann sogar eine Förderzusage der EWG im Falle, das sich der Betrieb definitiv dafür entscheiden würde. Wir haben den Förderantrag noch am selben Tag direkt gestellt.
Nächster Punkt war und ist immer noch aktuell die Selbstevaluierung. Dies kann man online an Hand einer umfangreichen Checkliste machen um zu sehen, wie der Ist-Zustand in der Firma momentan aussieht. Was ist vorhanden, was muss noch getan werden? Anhand dessen werden Punkte verteilt. Wenn man sieht, das man eine gewisse Anzahl von Punkten durch diverse Maßnahmen erreicht hat, kann man nun das sogenannte Audit vornehmen. Es kommt also jemand vom ADFC in den Betrieb und geht die Liste quasi Punkt für Punkt durch und schaut, ob das alles seine Richtigkeit hat. Und dann ist der große Moment gekommen und der Daumen geht hoffentlich bei uns rauf!
Wir sind gerade an dem Punkt, wo wir zunächst nach einer geeigneten Fläche für Unterstellmöglichkeiten für die Fahrräder geschaut haben. Zunächst gingen wir davon aus, das einige Parkplätze geopfert werden müssten. Doch dann tat sich überraschender Weise eine andere Möglichkeit auf. In unserem separat stehenden Hochregallager gibt es einen relativ großen, hohen eingezäunten Bereich, der nach oben hin offen ist. Momentan, wie auf den Fotos zu erkennen, ist dieser Bereich vollgestellt mit irgendwelchem Kram. Doch die Idee war, das genau dieser Bereich, der bereits jetzt abschließbar ist, aufzuräumen und nur für die Fahrräder der Mitarbeiter zu nutzen. Genau so eine Art von Räumlichkeit, nur mit Dach, hatten wir uns eigentlich für den Außenbereich vorgestellt. Die jetzige Idee stieß bei allen Beteiligten direkt auf positive Resonanz. Hier gibt es genug Platz um auch die Werkstatt unterzubringen, einen Info-Point zu errichten, eine Garderobe anzubringen, Aufladestationen für E-Bikes zu installieren und auch sonst alles mögliche zum Thema „Mit dem Rad zur Arbeit" unterzubringen.
Der Zugang soll sogar durch ein elektronisches Schloss ermöglicht werden. Das heißt im Grunde, das wir mit unseren firmeneigenen Zugangs-Chips zunächst in die Halle kommen und dann weiter damit auch den Zugang zu der eigentlichen Fahrradgarageerlangen. Dort drinnen selber sollen noch Anlehnbügel oder Ähnliches installiert werden. Die ersten Kostenvoranschläge für verschiedene Variationen wurden bereits angefordert.Nicht alle Räder bei uns besitzen zum Beispiel einen eigenen Ständer ( Rennrad oder MTB's ) und brauchen deshalb auch eine adäquate Abstellmöglichkeit. Auch darauf wird und muss geachtet werden! Sogar videoüberwacht werden soll der Fahrrad-Bereich! So zumindest der bisherige Tenor.
Damit die Mitarbeiter auch selber in dieses Projekt mit einbezogen werden, habe ich bereits an einigen von ihnen einen Umfragezettel verteilt, auf denen sie eigene Ideen und Anregungen aufschreiben konnten. Die, die sinnvoll sind und auch im Bereich des Möglichen liegen, sollen dann umgesetzt werden. Viele fanden diese Aktion sehr gut. Ein erster Erfolg und damit auch Teil des wichtigsten Ziels, nämlich das Radfahren zur Arbeit zu fördern, ist schon jetzt zu verzeichnen. Einige Mitarbeiter sprachen bereits davon, zum Beispiel nach Feierabend gemeinsam an ihren Rädern zu schrauben. Oder vielleicht nach Radtouren, die am Wochenende zusammen gemacht werden können, hier sogar noch etwas gemütlich zusammen zu sitzen! Das dies den Gemeinschaftssinn und die Teamfähigkeit fördert ist wohl unbestritten...
Fortsetzung folgt...