Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I

Die einzige Mitteldistanz direkt in der Hauptstadt hat Erwartungen geweckt, erst recht wenn sich dahinter ein Ironman verbirgt und namenhafte Größen wie Michael Realert antreten. Nur etwas mehr als 1000 Athleten haben sich zusammen mit den Profis am Sonntagmorgen auf die 1,9km lange Schwimmstrecke begeben, um anschließend knappe 90km mit dem Rad zurückzulegen und um dann noch einen Halbmarathon zu laufen.  Ob alle wussten, auf was sie sich eingelassen hatten? Zwar zeigte sich das Wetter mit leichter Bewölkung und angenehmen Temperaturen von seiner besten Seite, aber der Wind und dieses Tempelhofer Flugfeld waren alles andere als ideal. 

Ironman Berlin 2013 Triathlon Eiswuerfelimschuh (01)

Für mich sollte dieser Triathlon ein absolutes Highlight in diesem Jahr werden! Als A-Wettkampf gekennzeichnet habe ich meine Vorbereitungen im Frühjahr mit dem MyGoal Team entsprechend auf diese Mitteldistanz konzentriert. Alle Anzeichen prophezeiten demnach eine Bestzeit in allen Disziplinen.

Die erste Hiobsbotschaft ereilte mich über Twitter noch bevor die offizielle Information vom Veranstalter an die Athleten herausgegeben wurde. Aus der beschaulichen Stadtrundfahrt quer durch die City West und durch den Grunewald sollte ein schwindelerregendes Unterfangen auf dem stürmischen, holpernden Tempelhofer Flugfeld werden. Ich hatte die Wahl zwischen einer Absage, verschieben auf einen anderen Wettkampf des Lizenzgebers oder dem Kampf mit der Strecke. Ich wählte letztere Option und bin überglücklich mit dieser Entscheidung. Ich wollte kämpfen, ich habe gekämpft und kämpfend meine Bestzeiten verfehlt.

Aber langsam – beschaulich begann alles bereits zwei Tage zuvor mit dem Besuch der kleinen Messe und der halb aufgebauten Wechselzone. Man konnte meinen, man befindet sich in einem beschaulichen kleinen Städtchen, in dem ein paar hundert Sportler einen Wettkampf bestreiten möchten. Laut Aussage des ‘Help Desk’ würde aber noch ein Athletendorf entstehen. Also vielleicht doch Olympiastimmung?

Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I

Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
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Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
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Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
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Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
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Startbeutel für alle Disziplinen mit einem passenden Ironman Rucksack abgeholt, alles zu Haus ordnungsgemäß und in aller Ruhe verpackt. Nur keine Hektik aufkommen lassen. Der Veranstalter schien schließlich auch die Ruhe behalten und alles klein und fein halten zu wollen.

Da sich das Wetter von seiner vergnüglichen Seite zeigte, stand der Pastaparty auf der Wiese und dortigen Einweisung in das Wochenendgeschehen am Samstag nichts mehr im Wege. Wer das immerhin 36 Seiten umfassende Heftchen vorher auswendig gelernt hatte, war eigentlich gut vorbereitet. Dennoch war die Wettkampfbesprechung wie immer verpflichtend, auch wenn wie immer im Nachhinein nicht danach gefragt wurde, ob man anwesend war. Für mich wurden einige Punkte dennoch klarer, zumindest was den Schwimmbereich anging. Kein Grund zur Sorge, ich würde also nicht in die offene Spree treiben. Bojen, Boote, SUPs sollten das verhindern.

Das abschließende Einchecken in der Wechselzone 1 am ehemaligen Osthafen nahe der Elsenbrücke in Treptow war binnen Minuten erledigt. Zum Glück musste ich mich nicht am Straßenrand wie so einige andere damit auseinandersetzten, was denn nun auf die Schnelle in welchen Beutel gehört und welchen der drei Beutel ich wieder mit nach Hause nehmen muss.

Kurze Kontrolle meines Renners und dazugehörigem Helm, blauen Beutel an die dafür vorgesehenen Haken gehängt, roten abgegeben und den Zeitmesschip als Gegenzug erhalten. Fertig. Überraschend. Das war’s. Wettkampfzeit!

Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I

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Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I

Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
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Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
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Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
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Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I


Alles war entspannt, gut vorbereitet – vom Aufstehen über das Matcha Müsli, Teetasse, Kleiderbeutel und im Radio wie beim Wunschkonzert mein Lieblingswettkampflied, dass mich schon so wunderbar durch den Wien Marathon gebracht hatte. Ja, wir können Helden sein, nur für diesen einen Tag. Was sollte da schief gehen?!

Um halb sieben als eine der wenigen Athleten, die bereits vor Ort waren, hier und da ein Schwätzchen mit bekannten Gesichtern. Kurz die Trinkflaschen verstaut und noch die Energieriegel ans Rad angebracht (logisch, Panzertape und Schere dabei, man weiß nie, was man flicken oder tapen können muss; außerdem – wenn man schon keinen Schlauch allein wechseln kann…). Kurz so getan, als wenn ich den Reifendruck mit meinem Daumen prüfen könnte und weiter versucht, Ruhe zu bewahren. Das schwatzende Bündel Nerven neben mir, macht mir das nicht besonders einfach. Ich suchte erst einmal das Weite, beobachtete, wie auch Michael Raelert seine Maschine allein aufpumpte.

Die wenigen Dixies in der WZ 1 versperrten den Zuschauern fast gänzlich die Sicht auf die Athleten, die komplett abgeschirmt waren. Zur Spreeseite eine Steinmauer, zur Straße komplett durch Zäune meterweit von anderen Menschen getrennt. Fotos der Angehörigen konnten nur aus weiter Ferne durch den Zaun gemacht werden oder später, als die Athleten auf den Wassereinstieg warteten.

Kurz vor Peng fand ich mich dann auch am Start ein, alles wohl organisiert mit klaren Ansagen und Absperrgittern, die einen genau dort hingeleiteten, wo man hin musste. Rückweg ausgeschlossen. Aber wer wollte das auch nach einem langen Trainingswinter und -frühjahr?!

Was bei den folgenden Age-Groupern etwas entzerrt wurde, war bei uns Damen und auch bei den Profis nicht möglich: Einschwimmen, Neo-Fluten, Wassergewöhnung, Wellen-Check. Es gab die Möglichkeit sich einzuschwimmen, mehr als eine halbe Stunde vor dem Start. Die meisten verzichteten dann doch lieber darauf.

Ab acht Uhr ging es dann Knall auf Fall. Erst die Herren Profis, zwei (!) Minuten später die Damen Pro’s und dann wurden auch wir schon förmlich ins Wasser getrieben, um drei Minuten später los zu schwimmen. Wenn die Brille saß, saß sie, wenn nicht, leider Pech gehabt. Die Starter, die etwas später an der Reihe waren, hatten vorher etwas mehr Zeit, um sich zum einen ins Wasser zu begeben, sich daran zu gewöhnen und sich an der Startlinie einzufinden.

Wir paar Damen paddelten im Wasser vor uns hin. Irgendwie wurde wohl leider der Countdown vergessen, ich erinnere mich nur noch an die Warnung, es sei noch eine Minute, als plötzlich der Startschuss unverhofft ertönte. Schneller als erwartet schwamm ich ganz ungehindert. Während ich im eisigen Kiessee meine Hände bei jedem Zug durchs Wasser verfolgen kann, verschwimmt in der Spree alles in der bräunlichen Suppe. Aber, der Geschmack ist nicht schlecht. Nichts, was man nicht überleben kann.

Vom Organisator erst einmal nett gedacht, aber typisch Premiere. Die riesigen Bojen waren nicht zu übersehen, bewegten sich aber durch die Wellen ziemlich stark hin und her. Zur rechten die Kaimauer, an die man nicht heran schwimmen sollte. Leichter gesagt als getan, denn die Bojen waren so weit von einander entfernt, dass es selbst den Profis schwer gefallen ist, irgendeine Ideallinie zu finden. Zuschauer erzählten mir anschließend, dass manche Schwimmer sogar auf die Gegenspur geraten sind.

Ich versuchte einen immer gleichen Abstand zur Mauer zu halten und die gelben Bojen neben mir zu lassen, wenn dann mal eine auftauchte. Interessant wurde es plötzlich, als wir ein ankerndes Etwas (Hausboot, Dampfer? Ich weiß es nicht.) umschwimmen mussten. Wir drei Damen, die so gemütlich nebeneinander unterwegs waren, quetschten uns davor vorbei und versuchten die Orientierung wieder zu finden. Nicht mehr weit bis zur Wende, also noch einmal ordentlich die Arme strecken und ziehen, ziehen, ziehen. Das war das letzte Stück, das wir mit der Strömung schwimmen konnten. Ich war plötzlich allein und mir irgendwie unsicher, ob es tatsächlich die letzte Boje der ersten Geraden war. Zur Sicherheit mal aufgetaucht und geschaut, was die anderen so machen. Etwas entfernt vor mir eine einsame Seele und der Rest im Gewühl hinter mir. Also rum. Endlich kam auch ein SUP Fahrer, der den Weg anzeigte.

Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I

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Dann also die Gegenströmung, ich zog und zog, verlor aber das Gefühl der Entfernung. Als würde ich nicht vorankommen und gleichzeitig Vollgas geben. Die beiden entgegenkommenden Dampfer (sollte die Strecke nicht für den Schwimmzeitraum gesperrt werden?!?) verschlimmerten die Wellenbewegung noch erheblich. Mir wurde flau im Magen (da ist sie wieder, die Seekrankheit, die mich auch gern beim Schnorcheln oder Surfen übermannt), ich konzentrierte mich dennoch auf meinen Armzug. Ein vorbeitreibendes Floß mit Dieselantrieb verbesserte das Gefühl nicht gerade. Aber all das harte Schwimmtraining im Winter in der Halle und im Frühjahr im Freiwasser bei 14° mussten sich doch auszahlen! Ich rechnete fest mit einer neuen Bestzeit, als mir ein älterer Herr beim Schwimmausstieg aus der Spree half. Wie ich später erfuhr, war ich von 100 Frauen, die ins Ziel kamen, beim Schwimmen auf Platz 51., was sich nach Rad und Laufen noch deutlich ändern sollte.

Ich weiß nicht, was in mich gefahren war, aber ich raste zu meinem Beutel, der Neo flutschte nur so herunter. Ich legte meinen Forerrunner an, der was sagte?! Mehr als 40 Minuten. Skandal.

Schnell noch mein Asthmaspray verstaut, ein Schluck aus der Extraflasche, um die Spree endgültig wegzuspülen. Söckchen an, ja so viel Zeit muss sein. Füße sind noch nicht an das Sommerwetter gewöhnt und würden nur eigenwillig mit Blasen reagieren. Etwas mehr als drei Minuten hatte ich nur vertrödelt. Absolut vertretbar, wie ich finde.

Ich rannte mit einer vierer Pace mit Radschuhen über den blauen schwammigen Teppich zu meinem Renner, griff Helm, Brille, letztlich auch das Rad und schoss über das Kopfsteinpflaster an langsamen Läufern vorbei raus aus der WZ1. Kurve rechts, Kurve links, kurzer Winker zur Familie, zwei weitere Kurven nach rechts und ab zur Straße, wo ich endlich aufsteigen durfte.

Wie es mit dem rasanten Rennen und meinen Kampf gegen die Uhr und den Wind, gegen die gefühlten tausend Antritte und Wendungen weitergeht, folgt in: Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil II

Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
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Mein Berlin Ironman 70.3 – Teil I
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