oder Was die Rundfunkabgabe sein könnte, aber nicht ist.
Die NachDenkSeiten wittern eine Kampagne gegen die Rundfunkabgabe. Das dürfte zutreffen. Gewillt bin ich trotzdem nicht, die Abgabe zu leisten, tue es lediglich unter Zwang. Nicht weil ich grundsätzlich dagegen wäre, sondern weil ich die Abgabe für das, was man mir als Programm aufzwingen will, nicht aufbringen möchte. Prinzipiell aber ist zu sagen, dass zur Erhaltung von Qualität ein Abgabesystem besser geeignet wäre, als es eine sponsorenbasierte Variante ist. Theoretisch jedenfalls. Praktisch und programmatisch hingegen, also mit Blick auf das Programm, auf Sendeinhalte und den Unterhaltungsstil, ist die Frage der Finanzierung des Fernsehens, nicht relevant. Sie bildet sich kaum an dem ab, was man zu sehen bekommt.
Ich darf für ein von öffentlicher Hand finanziertes Fernsehen bezahlen, das wie der privatfinanzierte Boulevardmist aussieht, der vom Dritten abwärts ausgestrahlt wird. Wenn für mich Rundfunkabgaben überhaupt etwas bedeuten, dann nur, dass sie notwendig sind, um sich von Sponsoren und Zuschauerquoten unabhängig zu machen, ein Programm anbieten zu können, wie es die Privatsender in ihrer Abhängigkeit zur Quote und den daran klebenden Geldgebern, nicht liefern können und wollen. Rundfunkabgaben könnten als die bedingte Befreiung von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen im Bezug zur Programmgestaltung angesehen werden. Bedingt wären sie insofern nur, weil es natürlich niemals eine völlig unabhängige Medienlandschaft gegeben hat und auch die Abgabe den Einfluss etwaiger Doktrinen nicht unterbindet. Der privatwirtschaftliche Einfluss könnte hingegen vermehrt schwinden und mit ihm eine Unterhaltungskultur, die auf Nichtigkeit, Groteskes, billigen Sex und der Pflege von Bullshit baut.
Rundfunkgebühren ohne betriebsökonomische Normen, ohne Schielen auf Kundschaft, die sich hier Quote nennt, ohne Ausrichtung an einen frugal-dümmlichen Massengeschmack, der sich via Privatfernsehen in die Kulturlandschaft dieser Gesellschaft geschlichen hat, und ohne die hiermit verbundenen Aufplusterungen von Randständigkeiten und Nichtigkeiten, könnte man als ein Stückchen Unabhängigkeit in einer ansonsten abhängigen Medienwelt verstehen. Sie könnten das per Lastschriftverfahren gegebene Versprechen für Qualität, Kultur und einigermaßen angewandte Neutralität sein.
Das ist leider nur ein Ideal, die Realität sieht anders aus. Wir haben es mit einer Art Privatfernsehen finanziert von der öffentlichen Hand zu tun, mit einer Programmkultur, die bei Pro7 klaut und bei RTL spickt. Prominente turnen und hampeln dort, Seichtigkeit durchzieht das Programm und Boulevardkonzepte bedienen eine Kultur, in der die gemachten Titten eines C-Starlets mehr bedeuten, als geplante Kürzungen im Sozialwesen. Quizformate im Abendprogramm sind der öffentlich-rechtliche Tummelplatz für halbwegs prominente Menschen. Es scheint ohnehin, dass bei ARD und ZDF nichts mehr ohne ein Team prominenter oder prominöser Clowns funktioniert, die den Zuschauer abendlich mit einer warmen Steppdecke aus Seichtigkeit einwickeln sollen. Vielleicht kann man mit einigem Zynismus noch den Polittalk als die kulturelle Erfindung der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten nennen. Diese Sparte medialer Monotonie hat man kultiviert und zu einer Form von dadaistischer Kleinkunst gemacht, in der zusammenhanglos gestammelt und wirr gestottert wird - so lange, bis die endgültige Desorientierung den Zuseher ins Bett treibt, bis er sich mit Dada-Affekten die Welt erklärt.
Was ist eigentlich schief gelaufen mit der ursprünglichen Idee der Rundfunkabgabe? Die sollte verhindern, dass man sich als Anstalt Konzepte aufzwingen läßt, die vielleicht viel Publikum ziehen, die aber nichts mit Bildungsauftrag, guten Geschmack oder auch nur Unterhaltung zu tun haben. Das soll keine intellektuelle Unterhaltungsabneigung sein. Ganz im Gegenteil, Unterhaltung ist ja notwendig. Aber ist es unterhaltsam, Menschen bei der Verrichtung ihres Alltags anzugaffen? Sind wir schon so weit, dass das Bettenmachen oder das Kofferpacken ein Spektakel ist? Ist es Unterhaltung, wenn reiche Menschen auf Kreuzfahrt gehen und man beim Schlürfen von Cocktails zusehen darf?
Natürlich läßt sich das mit dem Aufkommen des Privatfernsehens erklären. Plötzlich hatten die von der Öffentlichkeit finanzierten Sender Konkurrenz. Und gerade da hätte sich diese Form der Finanzierung ausgezeichnet, gerade da wäre sie die Versicherung gegen die Durchseichtung gewesen, wenn man nicht damit begonnen hätte, auch hier die Betriebswirtschaftslehre einzubauen, Rankings zu erstellen, Quoten zu messen, Publikumssegmente zu analysieren. Die Rundfunkabgabe gibt es nach wie vor - ihre eigentliche Aufgabe aber, frei und ohne Einflüsse seitens des Zeitgeschmacks und natürlich der Wirtschaft (und stückenweise auch der Politik) zu wirken, erfüllt sie nicht mehr. Sie ist somit ein Relikt aus Tagen, in denen die organisierte Kulturalität auch im Kapitalismus noch die Freiheit fand, sich frei und aufklärend zu formieren. Heute ist sie gehetzt und beschleunigt, an Messungen und Quoten gebunden und damit letztlich unfrei geworden.
Rundfunkabgaben sollten Freiheit gewährleisten. Das würde dem Zuseher, aber auch dem politischen Bürger nutzen. In der heutigen Ausgestaltung sind diese Abgaben im Verbund mit der Betriebsökonomisierung des Betriebes, nur ein Ärgernis. Man zahlt für ein Programm, das man auch kostenfrei herzappen könnte. Dort jedoch mit Werbepausen. Wenn Rundfunkabgaben nur die Gewähr dafür sind, relative Werbepausenfreiheit zu ermöglichen, dann ist das zu wenig, dann ist das ein Missbrauch der eigentlichen Funktion.
Die Kampagne, die Albrecht Müller von den NachDenkSeiten sieht und die es tatsächlich gibt, ist einseitig. Sie stellt die Rundfunkabgabe für falsch und erpresserisch dar, weil der freie Markt solche Zahlungen nicht im Repertoire hat. Theoretisch jedenfalls. Und die Kampagneros können eine solche Abgabe nicht einstreichen, was ihnen natürlich stinkt. Sie sehen darin Wettbewerbsverzerrung. Nun wäre es an der Zeit zu erklären, dass die öffentlich-rechtlichen Medien keinen Wettbewerb brauchen, weil sie kein Teilnehmer auf dem Markt sind (oder sein sollten), sondern ein Angebot, das sich nicht an Verkaufspotenzial etwaiger Produkte orientiert, sondern an Bildungsauftrag und Kulturangebot, an gehobener Unterhaltung und Objektivität. Es kommt nicht darauf an, was man verkaufen kann, sondern verkaufen will. Dann müsste nur noch das Messkriterium der Zuschauerquote fallen, dann stimmte diese Aussage vielleicht sogar ein bisschen.
Die Kampagne schimpft auf die Rundfunkabgabe und ich tue dies auch. Die Gründe sind jedoch, wie gesehen, andere. Das macht die Sache kompliziert, weil man dann mit denen auf eine Stufe gestellt wird, die bei BILD gegen AbGEZocktheit wettern. Die Abgabe wäre aber keine Abzocke, wenn sie das wäre, was sie als Ideal verspricht. Ich zahlte gerne, wenn sie weiterhin zweckgebunden wäre.
Die NachDenkSeiten wittern eine Kampagne gegen die Rundfunkabgabe. Das dürfte zutreffen. Gewillt bin ich trotzdem nicht, die Abgabe zu leisten, tue es lediglich unter Zwang. Nicht weil ich grundsätzlich dagegen wäre, sondern weil ich die Abgabe für das, was man mir als Programm aufzwingen will, nicht aufbringen möchte. Prinzipiell aber ist zu sagen, dass zur Erhaltung von Qualität ein Abgabesystem besser geeignet wäre, als es eine sponsorenbasierte Variante ist. Theoretisch jedenfalls. Praktisch und programmatisch hingegen, also mit Blick auf das Programm, auf Sendeinhalte und den Unterhaltungsstil, ist die Frage der Finanzierung des Fernsehens, nicht relevant. Sie bildet sich kaum an dem ab, was man zu sehen bekommt.
Ich darf für ein von öffentlicher Hand finanziertes Fernsehen bezahlen, das wie der privatfinanzierte Boulevardmist aussieht, der vom Dritten abwärts ausgestrahlt wird. Wenn für mich Rundfunkabgaben überhaupt etwas bedeuten, dann nur, dass sie notwendig sind, um sich von Sponsoren und Zuschauerquoten unabhängig zu machen, ein Programm anbieten zu können, wie es die Privatsender in ihrer Abhängigkeit zur Quote und den daran klebenden Geldgebern, nicht liefern können und wollen. Rundfunkabgaben könnten als die bedingte Befreiung von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen im Bezug zur Programmgestaltung angesehen werden. Bedingt wären sie insofern nur, weil es natürlich niemals eine völlig unabhängige Medienlandschaft gegeben hat und auch die Abgabe den Einfluss etwaiger Doktrinen nicht unterbindet. Der privatwirtschaftliche Einfluss könnte hingegen vermehrt schwinden und mit ihm eine Unterhaltungskultur, die auf Nichtigkeit, Groteskes, billigen Sex und der Pflege von Bullshit baut.
Rundfunkgebühren ohne betriebsökonomische Normen, ohne Schielen auf Kundschaft, die sich hier Quote nennt, ohne Ausrichtung an einen frugal-dümmlichen Massengeschmack, der sich via Privatfernsehen in die Kulturlandschaft dieser Gesellschaft geschlichen hat, und ohne die hiermit verbundenen Aufplusterungen von Randständigkeiten und Nichtigkeiten, könnte man als ein Stückchen Unabhängigkeit in einer ansonsten abhängigen Medienwelt verstehen. Sie könnten das per Lastschriftverfahren gegebene Versprechen für Qualität, Kultur und einigermaßen angewandte Neutralität sein.
Das ist leider nur ein Ideal, die Realität sieht anders aus. Wir haben es mit einer Art Privatfernsehen finanziert von der öffentlichen Hand zu tun, mit einer Programmkultur, die bei Pro7 klaut und bei RTL spickt. Prominente turnen und hampeln dort, Seichtigkeit durchzieht das Programm und Boulevardkonzepte bedienen eine Kultur, in der die gemachten Titten eines C-Starlets mehr bedeuten, als geplante Kürzungen im Sozialwesen. Quizformate im Abendprogramm sind der öffentlich-rechtliche Tummelplatz für halbwegs prominente Menschen. Es scheint ohnehin, dass bei ARD und ZDF nichts mehr ohne ein Team prominenter oder prominöser Clowns funktioniert, die den Zuschauer abendlich mit einer warmen Steppdecke aus Seichtigkeit einwickeln sollen. Vielleicht kann man mit einigem Zynismus noch den Polittalk als die kulturelle Erfindung der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten nennen. Diese Sparte medialer Monotonie hat man kultiviert und zu einer Form von dadaistischer Kleinkunst gemacht, in der zusammenhanglos gestammelt und wirr gestottert wird - so lange, bis die endgültige Desorientierung den Zuseher ins Bett treibt, bis er sich mit Dada-Affekten die Welt erklärt.
Was ist eigentlich schief gelaufen mit der ursprünglichen Idee der Rundfunkabgabe? Die sollte verhindern, dass man sich als Anstalt Konzepte aufzwingen läßt, die vielleicht viel Publikum ziehen, die aber nichts mit Bildungsauftrag, guten Geschmack oder auch nur Unterhaltung zu tun haben. Das soll keine intellektuelle Unterhaltungsabneigung sein. Ganz im Gegenteil, Unterhaltung ist ja notwendig. Aber ist es unterhaltsam, Menschen bei der Verrichtung ihres Alltags anzugaffen? Sind wir schon so weit, dass das Bettenmachen oder das Kofferpacken ein Spektakel ist? Ist es Unterhaltung, wenn reiche Menschen auf Kreuzfahrt gehen und man beim Schlürfen von Cocktails zusehen darf?
Natürlich läßt sich das mit dem Aufkommen des Privatfernsehens erklären. Plötzlich hatten die von der Öffentlichkeit finanzierten Sender Konkurrenz. Und gerade da hätte sich diese Form der Finanzierung ausgezeichnet, gerade da wäre sie die Versicherung gegen die Durchseichtung gewesen, wenn man nicht damit begonnen hätte, auch hier die Betriebswirtschaftslehre einzubauen, Rankings zu erstellen, Quoten zu messen, Publikumssegmente zu analysieren. Die Rundfunkabgabe gibt es nach wie vor - ihre eigentliche Aufgabe aber, frei und ohne Einflüsse seitens des Zeitgeschmacks und natürlich der Wirtschaft (und stückenweise auch der Politik) zu wirken, erfüllt sie nicht mehr. Sie ist somit ein Relikt aus Tagen, in denen die organisierte Kulturalität auch im Kapitalismus noch die Freiheit fand, sich frei und aufklärend zu formieren. Heute ist sie gehetzt und beschleunigt, an Messungen und Quoten gebunden und damit letztlich unfrei geworden.
Rundfunkabgaben sollten Freiheit gewährleisten. Das würde dem Zuseher, aber auch dem politischen Bürger nutzen. In der heutigen Ausgestaltung sind diese Abgaben im Verbund mit der Betriebsökonomisierung des Betriebes, nur ein Ärgernis. Man zahlt für ein Programm, das man auch kostenfrei herzappen könnte. Dort jedoch mit Werbepausen. Wenn Rundfunkabgaben nur die Gewähr dafür sind, relative Werbepausenfreiheit zu ermöglichen, dann ist das zu wenig, dann ist das ein Missbrauch der eigentlichen Funktion.
Die Kampagne, die Albrecht Müller von den NachDenkSeiten sieht und die es tatsächlich gibt, ist einseitig. Sie stellt die Rundfunkabgabe für falsch und erpresserisch dar, weil der freie Markt solche Zahlungen nicht im Repertoire hat. Theoretisch jedenfalls. Und die Kampagneros können eine solche Abgabe nicht einstreichen, was ihnen natürlich stinkt. Sie sehen darin Wettbewerbsverzerrung. Nun wäre es an der Zeit zu erklären, dass die öffentlich-rechtlichen Medien keinen Wettbewerb brauchen, weil sie kein Teilnehmer auf dem Markt sind (oder sein sollten), sondern ein Angebot, das sich nicht an Verkaufspotenzial etwaiger Produkte orientiert, sondern an Bildungsauftrag und Kulturangebot, an gehobener Unterhaltung und Objektivität. Es kommt nicht darauf an, was man verkaufen kann, sondern verkaufen will. Dann müsste nur noch das Messkriterium der Zuschauerquote fallen, dann stimmte diese Aussage vielleicht sogar ein bisschen.
Die Kampagne schimpft auf die Rundfunkabgabe und ich tue dies auch. Die Gründe sind jedoch, wie gesehen, andere. Das macht die Sache kompliziert, weil man dann mit denen auf eine Stufe gestellt wird, die bei BILD gegen AbGEZocktheit wettern. Die Abgabe wäre aber keine Abzocke, wenn sie das wäre, was sie als Ideal verspricht. Ich zahlte gerne, wenn sie weiterhin zweckgebunden wäre.