Golo Pilz, ein Yogi und Solar-Pionier der ersten Stunde, besuchte anlässlich der Filmpräsentation „Frauen in Weiß“ von Koschka Hetzer-Molden den Thalhof in Reichenau. Im Gespräch gab er nicht nur einen Einblick in die Energie-Projekte der spirituellen Gemeinschaft der Brahma Kumaris. Er sprach auch über den Gesellschaftswandel und das Kali-Yuga.
Wenn man sich einen Yogi vorstellen soll, so denken wohl die meisten an einen asketischen Menschen mit entrücktem Blick, fernab unseres turbulenten Lebens. Golo Pilz ist anders. Der Yogi aus der Brahma Kumaris, der Kurzform für die Brahma Kumaris World Spiritual University, einer spirituellen Gemeinschaft aus Indien, mit mehreren hunderttausend Mitgliedern, strahlt zwar die Ruhe aus, die Yogis durchaus eigen ist. Aber er steht mehr als mit beiden Beinen im Leben, ist er doch verantwortlich für Projekte rund um saubere, erneuerbare Energie.
1985 kam der gelernte Zimmermann das erste Mal nach Indien und fühlte sich sofort „coming home“, wie er es selbst ausdrückt. Was er aber auch rasch mitbekam, war die große Armut, die Abholzung der Wälder und Stromausfälle. Wie sehr sein erster Besuch sein Leben verändern würde, hätte sich der heute 58-Jährige nicht gedacht. Und wie sehr sein Können und Wissen Einfluss auf die Entwicklung dieser religiösen Gemeinschaft und weit darüber hinaus haben würde, war ihm damals auch noch nicht bewusst.
Brahma Kumaris ist die weltweit größte Organisation, die von Frauen geführt wird. Mit der 1916 geborenen Dadi Janki steht ihr eine Frau vor, die der Gemeinschaft seit ihren Anfängen 1937 angehört. „Frauen machen den spirituellen Pfad weicher und leichter, sie haben mehr Empathie. Gerade in einer Zeit, die von Männern dominiert wird, ist das sehr gut! Die spirituelle „Shakti -Kraft“, die von den Frauen ausgeht, wird sehr hoch gehalten“, weiß Pilz im Interview zu berichten. Und ganz offenkundig ist die kontinuierlich-weibliche Leitung auch wirtschaftlich ein Erfolgsgarant. Der stete Zulauf an Schülerinnen und Schülern und die solide Geschäftsgebarung trugen Früchte. Heute gibt es Brahma Kumaris-Zentren auf allen Kontinenten, in 110 Ländern mit derzeit rund 1 Million Studenten. Das Headquarter liegt in Mount Abu in Rajasthan und ist Ausgangspunkt nicht nur einer spirituellen Bewegung, sondern mittlerweile auch einer ökologischen.
Hier kommt Golo Pilz ins Spiel, jener Mann, der seiner Heimat den Rücken kehrte, die Brücken zu ihr aber nie abbrach. Sein technisches Verständnis und der Wille, seine spirituelle Heimat technisch aufzurüsten, machten ihn zu einem Vorreiter auf dem Gebiet der erneuerbaren Energie. Mit Hilfe von Spenden entstand unter seiner Leitung in Mount Abu eine Forschungseinrichtung, die sich der Stromversorgung in Indien widmete. Im Laufe der Jahre wurden so neben zahlreichenStromversorgungs-Einrichtungen auch Solar-Küchen und Warmwasser-Versorgungen für zehntausende Menschen errichtet. Mit „India One“ wurde nun ein Vorzeigeprojekt gebaut, das eine Stromleistung von 1 Megawatt aufweist.“Damit kann eine kleine Ortschaft mit 500 bis 1000 Häusern versorgt werden, je nachdem, wie sorgsam mit dem Strom umgegangen wird.“
India One
Der innovative, technische Ansatz und vor allem die Tatsache, dass diese Einrichtungen in einem Land auf die Beine gestellt wurden, in dem immer noch große Armut herrscht, erweckte großes, internationales Interesse. Und so fliegt der allseits anerkannte Solarenergie-Spezialist heute von einer Klimakonferenz zur nächsten und vernetzt sich mit all jenen, die unsere Welt mit sauberer Energie versorgen möchten. Seine Ideen für eine lebenswertere Zukunft enden aber längst nicht bei der Stromproduktion. „Im Moment starten wir gerade eine Kampagne, Plastik aus unseren Zentren wegzubekommen. Und für die vielen Flugreisen haben wir uns eine CO2-Ausstoß-Kompensation überlegt.“
Erstaunlich ist, dass es ihm trotz eines vollen Terminkalenders und dem häufigen Wechseln von einem Kontinent zum nächsten gelingt, eine Balance zwischen seiner Spiritualität und den „Brücken nach außen“ zu halten. Während seiner „kraftvollen“ Meditationszeiten morgens und abends tankt er so viel Energie, dass dies für seine profanen Unternehmungen locker reicht. „Derzeit befinden wir uns im Kali-Yuga, an dessem Ende der Übergang von einem alten in ein neues Zeitalter steht. Das geht allerdings mit Geburtswehen einher. Wie die Menschheit derzeit lebt, ist nicht mehr zukunftsträchtig, aber ein Licht am Ende des Tunnels ist bereits sichtbar.“
Golo Pilz spricht von seinen technischen Projekten mit genauso viel Enthusiasmus wie über jene Zukunftsvision, die er und die Menschen der Brahma Kumaris in sich tragen und nach außen leben.
„Wenn wir eine positive Vision haben, dann können wir diese auch tatsächlich umsetzen. Jetzt ist eine spirituelle Lösung notwendig. Die Menschen haben viel kreatives Potential und Gedanken sind Energie, die sich ganz praktisch auf unsere Realität auswirken. Mit unseren Gedanken beeinflussen wir nicht nur uns, sondern auch unsere Familie, unsere Freunde ja die gesamte Umwelt. Wenn wir unsere innere Lampe einschalten, können wir diese Welt zu einer liebevollen und friedvollen machen.“
Links:
www.eco.brahmakumaris.org
www.brahmakumaris.org
www.india-one.net
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