Ein Junge, der Filme dreht. Ein Mädchen, das stirbt. Eine Geschichte, die einen nicht mehr loslässtWas Greg mag: sich in der Schule so unauffällig zu verhalten, dass er nahezu unsichtbar wird. Gelegentlich mit seinem Freund Earl einen Film zu drehen. Seine Ruhe. Was er nicht mag: die Idee seiner Mutter, der todkranken Rachel beizustehen. Womit er nicht gerechnet hat: Rachel selbst, die keinen braucht, der sie bemitleidet, und die ihre ganz eigene Vorstellung von jenen Tagen hat, die ihre letzten sein könnten …Die Taktik des siebzehnjährigen Greg ist ganz klar: Sich möglichst aus allem raushalten, so übersteht man die Highschool-Jahre am besten, ohne in irgendeiner unliebsamen Clique zu stranden. Einzig mit dem zynischen Earl ist Greg befreundet – wobei »befreundet« es nicht ganz trifft. Earl und er haben vielmehr ein gemeinsames Projekt. Sie drehen Filme, in denen sie den Klassikern der Filmgeschichte nacheifern. Als Gregs Sandkastenfreundin Rachel an Leukämie erkrankt und Greg sich »um sie kümmern« soll, sieht er nur eine Chance, dem Auftrag nachzukommen und gleichzeitig seinen Prinzipien treu zu bleiben: Greg und Earl drehen einen Film für Rachel. Und irgendwann währenddessen kommt Greg dann doch aus der sicheren Distanz hinter der Kamera hervor und nimmt von Rachel Abschied …
(Quelle des Klappentextes)
Lange habe ich mich auf Me and Earl and the Dying Girl gefreut und ich muss zugeben, dass mich besonders die farbenfrohe Aufmachung auf dieses Buch neugierig gemacht hat. Aber auch von der Geschichte um die drei Freunde Greg, Earl und Rachel habe ich mir viel versprochen und aufgrund dessen, dass Rachel an Krebs erkrankt ist, ein eher trauriges Buch erwartet. Aber dies war gar nicht der Fall, denn die Geschichte ist herrlich erfrischend geschrieben und steckt voller Witz.
Erzählt wird aus der Sicht von Greg, der ein Talent dafür hat, um den heißen Brei herumzureden. Er holt sehr weit aus, schweift in seiner Erzählung immer mal wieder ab und es dauert so einige Zeit, bis er zum eigentlichen Kern des Buches kommt. Langweilig wird es dabei nicht, denn Greg erzählt mit so viel Witz, dass ich nicht nur einmal laut lachen musste beim Lesen - etwas, das mir selten passiert! Greg hat mit seinen Sprüchen und Scherzen einfach genau meinen Humor getroffen. Aufgrund seines Humors dringt er auch zu Rachel durch, ein Mädchen aus seiner Schule, dem er bisher kaum Beachtung geschenkt hat. Nachdem bei ihr allerdings Krebs diagnostiziert wurde, drängt ihn seine Mutter dazu, Zeit mit ihr zu verbringen und sie ein wenig aufzuheitern.Greg ist davon wenig begeistert, denn er weiß überhaupt nicht, wie er sich in dieser Situation verhalten soll. Helfend zur Seite steht ihm hierbei sein Freund Earl. Die beiden verbindet die Liebe zum Film und zusammen drehen sie in ihrer Freizeit seit vielen Jahren selbst Spielfilme nach. Wirklich mehr haben die beiden Jugendlichen nicht gemeinsam, aber sie nehmen ihre Aufgabe, Rachel in dieser schwierigen Zeit beizustehen, sehr ernst. Vor allem Earl war hier eine Überraschung für mich. Er stammt aus einem zerrütteten Elternhaus und zwischen ihm und seinen Geschwistern herrscht viel Gewalt. Da hätte ich es nicht erwartet, dass er scheinbar doch eine weiche Seite hat und es ihm sehr wichtig ist, Rachel eine schöne Zeit zu bereiten. Diese Vielfältigkeit seines Charakters hat mir sehr gut gefallen und ihn mir auf Anhieb sympathisch gemacht. Greg hingegen ist überhaupt nicht begeistert von dem Gedanken, Zeit mit Rachel zu verbringen. Ihm ist die gesamte Situation sehr unangenehm und er versucht seine Unsicherheit mit Humor zu überspielen - womit er Erfolg hat. Auch Greg hat mir daher als Charakter gefallen. Seine Unsicherheit ist deutlich zu spüren, nachvollziehbar und lässt ihn authentisch wirken.
Greg schreibt im Nachhinein seine Erlebnisse mit Earl und Rachel in Form eines Buches auf. Worauf dieses Buch hinauslaufen soll oder was er damit bezwecken will, weiß er selber nicht. Das merkt man auch! Lange dauert es, bis Greg überhaupt auf Rachel zu sprechen kommt. Er nimmt sich sehr viel Zeit, den Leser über seinen Schulalltag aufzuklären, über seine Jugend und über Earls und sein Filmprojekt. Zunächst hat mich dies überhaupt nicht gestört, denn Gregs Erzählweise hat mich sehr amüsiert. Als ich bei der Hälfte des Buches angelangt war, hatte ich aber so langsam das Gefühl, dass Greg jetzt doch mal zum Wesentlichen kommen könnte. Man braucht also ein wenig Geduld mit Greg, aber wenigstens gestaltet er seinen Bericht unterhaltsam. Dass Filme eine große Rolle in Gregs Leben und auch in Me and Earl and the Dying Girl spielen, sieht man auch daran, dass die Geschichte zum Teil in Drehbuchform geschrieben ist. Diese Passagen habe ich als sehr erfrischend empfunden, da man das Gefühl hat, dass Greg hier wenigstens nicht vom Thema abkommen kann. Teilweise sind dies Dialoge zwischen Greg und seinen Mitmenschen, aber auch Ausschnitte aus seinen Filmen werden so präsentiert - diese sind so absurd, dass sie mich wirklich zum Lachen gebracht haben.
Me and Earl and the Dying Girl wird als sogenanntes "Krebsbuch" gehandelt. Ich denke aber, dass mit dieser Beschreibung falsche Erwartungen geschürt werden und das Buch so nur enttäuschen kann. Denn nicht Rachel, das krebskranke Mädchen steht im Mittelpunkt, sondern Greg. Sicher, die Freundschaft zu Rachel beeinflusst ihn enorm und es stimmt sicher nicht, wenn er sagt, dass er nichts aus dieser Zeit gelernt hat. Aber es sind Gregs Gedanken, Gefühle und Erlebnisse, die man hier zu lesen bekommt und Rachel scheint irgendwo doch eher eine Nebenrolle zu besetzen. Dies merkt man schon allein daran, dass es sehr lange dauert, bis Greg auf die Zeit mit Rachel eingeht. Zunächst hat mich dies nicht gestört, doch etwas schneller hätte Greg doch zum Punkt kommen können. Trotzdem sprüht das Buch nur so vor Witz, steckt voller absurder Geschichten und Erlebnisse und die Charaktere wirken allesamt authentisch.Wenn man nicht mit den falschen Erwartungen an Me and Earl and the Dying Girl herangeht, wird man nicht enttäuscht! Wer mal wieder lachen möchte, sollte sich dieses Buch dringend näher ansehen!
4 von 5 Herzen
295 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Verlag: Harry N Abrams Inc.
Erscheinungsdatum: März 2012
Reihe: Nein
Deutscher Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen (Heyne Verlag)
Me and Earl and the Dying Girl bei Amazon
Ich und Earl und das sterbende Mädchen bei Amazon