Iron Man war 2008 der Film, der nicht nur das Marvel Cinematic Universe startete, sondern durch seine After Credits Szene dafür sorgte, dass fortan kein Kinogänger der Welt mehr wusste, ob er nach einem Film noch den Abspann abwarten sollte oder ob er schon gehen konnte. Nick Fury taucht hier in Form von Samuel L. Jackson auf und spricht gegenüber Tony Stark (Robert Downey Jr.) über die Rächer-Initiative, später als groß angelegtes Avengers-Projekt bekannt.
Hier waren es zudem noch nicht die Marvel Studios, die für die Distribution der Comichelden-Verfilmungen verantwortlich waren, sondern Paramount Pictures. Sie sicherten sich Regisseur Jon Favreau, der bis zu diesem Zeitpunkt allenfalls durch seine Komödie Buddy – Der Weihnachtself mit Will Ferrell oder durch den Jumanji-Ableger Zathura mit Josh Hutcherson und Kristen Stewart bekannt war.
Er erzählt die Origin-Story von Iron Man, die in der Gefangenschaft Tony Starks (Robert Downey Jr.) durch die afghanische Terrorgruppe Ten Rings beginnt. Während Stark sich mit Hilfe eines Panzer-Anzugs in die Freiheit kämpft, übernimmt Zuhause sein alter Freund Obadiah Stane (Jeff Bridges) die Geschäfte von Stark Industries, einer Rüstungs- und Waffenfirma. Während Tony nach seinem Erlebnis die Firma umorganisieren möchte, hält Stane an den Waffengeschäften fest und entwickelt einen Plan, Tony aus dem Unternehmen zu drängen – wofür er sich selbst einen gigantischen Panzer-Anzug baut, den Iron Monger.
Iron Man
" data-orig-size="1000,417" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Tony Stark in seiner allerersten Iron Man-Rüstung.
Downey Jr. war zu Zeiten von Iron Man nicht unbedingt ein Weltstar. Das muss man wissen, wenn man heute auf ihn schaut und verstehen möchte, weshalb dieser Mann dem Marvel Cinematic Universe so treu ergeben ist. Natürlich hatte er einprägsame Rollen in Kiss Kiss, Bang Bang, in Zodiac oder Charlie Bartlett, aber keiner dieser Filme hievte ihn in die Gefilde Hollywoods, in die er durch seine Rolle als Multimillionär, Playboy und Lebemann Tony Stark vorgedrungen ist. Und dabei scheint es fast so, als würde er eigentlich nur sich selbst spielen.
Es braucht dann auch nur etwa eine Minute, um Tony Stark als aufgeblasenes, selbstverliebtes Arschloch zu präsentieren, der eine Läuterung dringend notwendig hat. Hier kombiniert Iron Man geschickt die Origin-Story des Superhelden mit den vergangenen Eskapaden eines Tony Starks. Jon Favreau inszeniert die Vergangenheit und Zukunft dieses Mannes im parallelen Storytelling, was hier schon überaus frisch für eine Mainstream-Inszenierung wirkt.
Hierdurch wird der Kontrast umso mehr deutlich, den der Vorher- und Nachher Tony Stark darstellt. Favreau und sein Drehbuch-Autorenteam bestehend aus Mark Fergus und Hawk Ostby (beide Children of Men) sowie Art Marcum und Matt Holloway (beide Punisher: War Zone) beweisen darüber hinaus ihr Comic-Fachwissen, wenn sie Tony in den ersten Szenen schon reichlich Whiskey in die Hände geben. Leider wird diese Alkoholsucht nur noch einmal in einer Partyszene des Sequels thematisiert, bevor sie fallen gelassen wird, obwohl sie einen starken Teil des Charakters von Tony Stark ausmacht, wie er in den Marvel Comics zu sehen ist (vor allem in der 1979er Storyline Demon in a Bottle).
Auf der Gegenseite agieren zuerst die Ten Rings, wodurch bereits die Existenz des Mandarins im filmischen Iron Man-Universum angekündigt wird. Dass dieser zuerst anders als erwartet in Iron Man 3 auftreten wird, ist ebenso ein kleiner Let Down, wie die Ankündigung des wahren Mandarins in dem Marvel One Shot All Hail the King, die nie wieder aufgegriffen worden ist.
Jeff Bridges darf den fiesen Geschäftsmann geben, der skrupellos nur den finanziellen Erfolg vor Augen hat und dafür über Leichen geht. Vor allem möchte er Tony Stark loswerden. Dafür wird er zum Iron Monger – auch wenn er im Film nie so genannt wird – ein Schurke, der 1985 zum ersten Mal in den Comics auftauchte (Obadiah Stane war schon seit 1982 in den Comic Panels zu sehen).
Iron Man
" data-orig-size="1000,422" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Jeff Bridges als Obadiah Stane in seiner Iron Monger-Montur.
Bridges hat nur einen kleinen Part und legt den Grundstein für ein bis heute anhaltendes Problem, wenn man es als solches sehen möchte. Die Schurken im Marvel Cinematic Universe müssen sich den Helden unterordnen. Loki aus den Thor-Filmen bildet die Ausnahme. Ansonsten gibt es reichlich Einheitsbrei, der schnell vergessen ist. So ist Obadiah Stane nur der erste von vielen Business Men, die Tony Stark aus geschäftlichen Gründen an den Kragen wollen.
Iron Man profitiert von dem stimmigen Spiel von Downey Jr. und Bridges, die einen natürlichen Hass aufeinander entwickeln. Während Jeff Bridges dabei durch seine Grumpy Old Man – und in diesem Fall auch Evil Grandpa – Mentalität punkten kann, zieht uns Robert Downey Jr. durch seine Augen in diese Comicbuch-Welt. Deshalb verweilen wir auch auf seinem Gesicht, wenn er in der Iron Man-Rüstung steckt. Jon Favreau hat ganz genau erkannt, dass Downey Jr. nicht nur hervorragend-tänzerisch seinen Körper zum Einsatz bringt und jedes Wort mit einer neuen Bewegung unterlegt, sondern eben auch jeder Moment eine Gefühlsregung in seinen Augen hervorruft.
Und so sorgt das Storytelling von Jon Favreau gemeinsam mit seinen beiden rivalisierenden Hauptdarstellern als Held und Schurke für einen wundervollen, ersten Film im Marvel Cinematic Universe, der mit einer Pressekonferenz endet, auf der Tony Stark öffentlich zugibt, dass er Iron Man ist. Ein großer Game Changer der Comicfilm-Geschichte, die geheime Identität fallen zu lassen. Iron Man ist eben ein mutiger Film.