Die Gitarren dreckig, die Grooves relaxt und Songs so richtig für die nächtliche Autobahnfahrt: „Broke, Busted & Blue“ des Münchner Songwriters Malshall X erfindet den Bluesrock nicht neu, macht aber ne Menge Spaß.
Manchmal müssen es einfach die Klischees sein. Das Geld alle, der Job wegrationalisiert, die Freundin verschwunden mit dem Rest der Kohle. Und nur noch eine Flasche übrig, um einen über den Verlust zu trösten: Der Titelsong von Marshall X‘s neuem Album funktinioniert trotz oder vielleicht auch wegen der altbekannten Blueserstory. Und er eröffnet eine Scheibe, die voll ist von solchen Geschichten von Losern, die einfach nur noch den Blues haben als Halt. Ob da die armen Schweine, die in der Chain Gaing schuften müssen besungen werden, oder man den Verlierern Montagnacht im Cafe an der Hauptstraße begegnet: Der Münchner schreibt Songs, die einfach ins Schema passen. Manchmal schreit dazu seine Klampfe, manchmal singt sie wie in Erinnerung an Gary Moore, zuweilen erinnert sie auch an die besten Zeiten von Chris Rea.
Schlimm wäre diese Scheibe, wenn hier ein Musiker am Werke wäre, der die Welt von seinem weltumstüzenden Genie überzeugen möchte. Aber Marshall X hat - nicht nur durch ein Jahr in Nashville irgendwann in den 80ern gelernt, worauf es beim Songwriting ankommt: Erstmal Geschichten, die man erzählt, und denen man glauben will. Und dann eben auf Musik, die einen nicht ständig an die Grenzen der Belastbarkeit fordert: Hier ist ein Grad von Relaxtheit und Coolness in jeder Note, der den altgedienten Meister auszeichnet. Und auch wenn man schon tausendmal Lieder gehört hat über die Blindheit der Liebe, oder dass das Baby fort ist - es muss manchmal halt einfach das Klischee sein. Weil eben jedes Klischee eben auch jede Menge Wahrheit und Erfahrung beinhaltet. „Broke, Busted & Blue“ kann man ohne Einschränkung den Bluesrockfans empfehlen. (Instant Records/Mother of Pearl)