Dauerironiesendung
Noch vor wenigen Jahren haben sie im Verborgenen agiert, ihren Dienst mit Freude und Eifer verrichtet. Doch mit der Zeit wurden sie immer gieriger. Sie spionierten erbarmungslos ihr Frauchen oder Herrchen aus und machten auch vor intimsten Details nicht mehr halt. Was machen sie heute mit uns? Können wir uns ihnen noch erwehren?Quelle: Pixabay / Engin_Akyurt, Pixabay-Lizenz
Sie legen sich, ohne zu fragen, auf die eigene Festplatte und nehmen Unmengen Speicherplatz in Anspruch. Wer kennt es nicht? Da will man ein kleines Spiel mit lächerlichen 5GB installieren und die Festplatte ist schon wieder voll. Ein kleiner Tipp am Rande: Cookies löschen könnte schon für 2-3 weitere Spiele reichen. Aber sie richten auch noch viel Schlimmeres an.
Cookies zeigen uns personalisierte Werbung
Ist es nicht schon schlimm genug, dass auf jeder Webseite, die für mich nützliche Informationen bietet, Werbung angezeigt wird? Cookies sorgen nun auch noch dafür, das mir Werbung gezeigt wird, die mich interessieren könnte. Statt Schlüppis für ältere Damen zeigen mir die Banner doch tatsächlich Artikel aus den Bereichen Kameratechnik und Elektronik allgemein. Schlimm genug, dass überhaupt Werbung gezeigt wird. Die Betreiber der Webseiten sollen ihr Zeug gefälligst kostenlos und ohne aufgezwungene Leistungen anbieten. Schließlich hat sie ja auch keiner gezwungen, nützliche Artikel oder hilfreiche Tipps zu veröffentlichen.
Cookies speichern unsere Passwörter
Es gibt so viele Seiten, auf denen man seine Zugangsdaten eingeben muss. Da sind die unzähligen Foren, Online-Shops, Mitgliederseiten und Dienste die man täglich nutzt. Da sich das kein Mensch alles merken kann, nimmt man logischerweise für jede Seite das gleiche Passwort. Macht ja auch Sinn. Hat man den Verdacht, dass jemand das eigene Passwort herausgefunden haben könnte, weiß man sofort, auf welchen Seiten man es ändern muss. Auf allen!
Manche Seiten bieten auch noch eine kleine Checkbox, über die man das Login für den nächsten Besuch merken lassen kann. Und jetzt kommt es ganz Dicke. Die Passwörter werden gar nicht in den Cookies gespeichert, sondern im Browser! Oder auf externen Servern, wenn man Dienste wie LastPass nutzt. Aber vielleicht kommen einige, nicht ganz sozial gefestigte Cookies, doch irgendwie an die Passwörter, weil ihnen langweilig ist und sie die Nase voll von belanglosen Zeichenketten haben? Man weiß es einfach nicht und muss daher natürlich auf Nummer sicher gehen.
Cookies ermöglichen uns Online-Einkäufe
Wir haben so viele Geschäfte direkt vor der Haustür, aber wollen unbedingt Online einkaufen. Aber auch dort lauern die Cookies bereits auf den unwissenden Käufer. Kaum hat er ein tolles Produkt gefunden und will es in den Warenkorb legen, schlagen sie erbarmungslos zu. Sie speichern eine eindeutige, willkürliche Zeichenfolge auf der lokalen Platte und gleichzeitig in ein Feld der Datenbank vom Shopbetreiber. Damit sind wir fest mit dem Online-Shop verdrahtet und können sogar später noch den Warenkorb bearbeiten, weil uns der Shop am Abend wiedererkennt. Aus der Nummer kommen wir nicht mehr raus.
Wenn wir anonym bestellen wollen, hilft es nicht, eine Maske überzuziehen. Das mag vielleicht in lokalen Geschäften oder an der Tankstelle funktionieren, auch wenn das eventuell den Argwohn der Verkäufer weckt und diese möglicherweise kurz bei der ortsansässigen Polizei nachfragen, ob das so in Ordnung ist. Online funktioniert es auf keinen Fall. Man muss schon so mitteilungsfreudig sein und seinen Namen und die Adresse offenbaren. Ob man diese dann auch in der Datenbank des Shops gespeichert wissen will, um eventuell beim nächsten mal schneller einkaufen zu können oder auch mal nachträglich eine Rechnung ausdrucken zu können, bleibt jedem selbst überlassen.
Cookies helfen, Webseiten zu verbessern
Da wollen uns einige Webseitenbetreiber wohl auf den Arm nehmen. Wie sollte ein vermeintlich harmloser Cookie bei einer solchen Aufgabe behilflich sein? Und warum sollte ein Webseitenbetreiber überhaupt mit irgendwelchen Analysetools einsehen können, was ich auf seiner Seite treibe. Selbst wenn ich dabei keinerlei persönliche Daten von mir hinterlasse und sogar meine IP gekürzt wurde, geht es ihn doch gar nichts an, welche seiner Seiten gut und welche schlecht besucht werden. Ob man nun nach 10 Sekunden einen Artikel verlässt oder er so interessant ist, dass ich auch mehrere Minuten bleibe.
Cookies, eine unterschätzte Gefahr
Cookies haben sich vom kleinen niedlichen Helferlein zu wahren Monstern entwickelt, die mir keinerlei persönlichen Freiraum und schon gar keine Privatsphäre mehr lassen. Wie konnte ich auch jemals auf die Idee kommen, dass ich Spuren hinterlasse, wenn ich mein letztes Mittagessen und das knuffige Niesen meiner Kinder auf Facebook poste? Ich war bislang immer der Ansicht, dass ich mich an jeden Ort des World Wide Web begeben kann, ohne dass mich jemand mit Cookies verfolgt und drangsaliert. Da kann ich wirklich froh sein, dass alle großen Online-Shops in Deutschland keine Cookies verwenden. Schließlich werde ich von denen ja auch nicht mit ungewollter Werbung belästigt. Die freundlichen Viagra-Verkäufer aus Russland sehen das wohl anders. Nur so kann ich mir die Flut der Werbemails erklären.
Es wird Zeit, dass die EU noch viel mehr reguliert. Ein Hinweis auf Cookies reicht bei Weitem nicht aus. Der durchschnittliche Internetnutzer hat schließlich keinerlei Ahnung, was er gerade macht und welchen Gefahren er sich aussetzt. Vielleicht sollten Cookies auch gänzlich verboten werden. Zumindest so weit eingeschränkt, dass der Seitenbesucher zunächst aktiv diverse Hinweise durchlesen muss und jeden Cookie separat genehmigt oder ablehnt. Immerhin lernt er dabei ja auch noch etwas.
Die DSGVO geht mir da einfach nicht weit genug. Die kurzen und leicht verständlichen Datenschutzerklärungen hab ich schon nach 90 Minuten durchgelesen und verinnerlicht. Da weiß ich gar nicht, was ich mit der restlichen Zeit auf der Webseite noch anfangen soll. Bloggern sollte es grundsätzlich verboten werden, Cookies zu nutzen und mit personalisierter Werbung ein paar Einnahmen zu generieren. Dann können sie sich auch endlich wieder um vernünftigen Content kümmern. Ihr Geld verdienen sie ja schließlich woanders. Beispielsweise in Unternehmen, die im Internet Werbung schalten und damit Umsätze generieren, über die sie dann den Lohn ihrer Angestellten bezahlen. Aber wer macht schon sowas?