Märchen sucht Magie – Zwischen neun und neun im Keller der kleinen Künste

Zwischen neun und neun , nach einem Roman von Leo Perutz, in der Regie von Philipp C. Montasser

Vielleicht hätte ich mir die Inhaltsangabe der Vorlage dieser Roman-Adaption im Voraus auf bewährten Internetseiten durchlesen sollen, denn leider bot die erste Produktion der ATON (Anstalt für Theater und Oper in der Neuzeit) kein Programmheft, welches mir den Zugang zu der Inszenierung erleichtert hätte. So stellte ich in der Pause bei einem genaueren Blick auf das Plakat fest, dass es sich bei dem gerade Dargebotenen um ein Märchen aus dem Wien der Belle Epoque handeln sollte. Oh.

Tatsächlich änderte sich dadurch meine Haltung gegenüber dem Spiel der acht Darsteller im kalten Keller (evtl. half auch der Rotwein, den das nette K.d.kl.K.-Team ausschenkte). Denn zuvor war ich doch etwas verwirrt ob der allzu naiven und klapperkomödienhaften Repräsentation eines harmlosen Textes.

Es geht also im Roman von Leo Perutz um die Irrungen und Wirrungen des Studenten Stanislaus Demba, der sein möglichstes und mehr tun möchte, um mit seiner Freundin Sonja auf eine große Reise zu gehen. Wenn er das dafür nötige Geld nicht bis zum Abend beisammen hat, fährt Sonja mit dem Nebenbuhler nach Venedig. Aha.

Die schauspielerische Leistung der Truppe ist für Laiendarsteller (? – ich hoffe ich sage hier nichts falsches) durchschnittlich schon überzeugend. An einigen Stellen wünscht man sich etwas mehr bzw. weniger “Stimme” – so sind vor allem im ersten Teil einige Repliken nicht zu verstehen. Besonders das Augenzwinkern und der ironische Unterton,  mit dem die Darstellerin der Sonja und ihr weiterer Vereherer(die Namen kann ich aufgrund fehlender Informationen nicht zuordnen)  ihre Rollen gestalten, sind erfrischend und kommen beim Publikum gut an.

Am eindrücklichsten sind die Momente, in denen mit Audio-Einspielern das gehetzte Keuchen des flüchtenden Demba zu hören sind, welches sich mit dem charakteristischen Motiv des Wiener Walzers mischt, bevor die Platte zu hängen beginnt. Hier kommt auch endlich die tolle Atmosphäre des Kellers zum Tragen, besonders wenn das Publikum dabei im Dunkeln sitzt. Schade, denkt man, dass dies nur am Anfang und am Ende der Fall ist.

Die Sprache kommt teilweise schon etwas altbacken daher und die Handlung stolpert mal von Szene zu Szene, so dass jene surrealen und sonderbaren Momente, die ein Märchen verspricht, nicht unbedingt wirken können.

Denn auch Bühnenbild und Ausstattung (Kathrin Rodemeier) deuten zwar mit einer Uhrenwand und Gebrauchsgegenständen in überdimensionaler Größe auf subtile Weise eine fantastische Weltordnung an, die entfernt an Alice im Wunderland erinnert, können diese im Kellerraum jedoch nicht konsequent behaupten.

Ob dies auf der Bühne der Pasinger Fabrik dann vollends gelingt, kann man am 27.3., 28.3. und 30.3. herausfinden.

Wenn am Ende der Aufführung die Kerzen ausgeblasen werden habe ich schließlich die leise Ahnung, dass diese Inszenierung mehr will (und kann) als mit mehr oder weniger geglückten Pointen zu unterhalten.


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