Man(n) fragt sich: Was passiert, wenn’s passiert ist?

Man(n) fragt sich: “Was passiert, wenn’s passiert ist?”

© Universal Pictures / Elizabeth Banks und Ben Falcone als Wendy & Gary in den Baby-Vorbereitungen in “Was passiert, wenn’s passiert ist?”

Vor drei Jahren inszenierte Drew Barrymore ihr Regiedebüt „Whip It“, basierend auf der Lebensgeschichte der Drehbuchautorin Shauna Cross als Roller Derby Girl bei den TXRD Lonestar Rollergirls. Der neueste Film aus der Feder von Cross basiert nicht etwa auf ihren eigenen Erlebnissen, aber gilt in Buchform dennoch als Ratgeber für viele Frauen: In Deutschland als „Schwangerschaft und Geburt: Alles, was Sie wissen müssen“ (von Heidi Murkoff) bekannt, ist unter der Regie von Kirk Jones („Lang lebe Ned Devine“, „Everybody’s Fine“) dieser Schwangerschafts-Ratgeber nun als „Was passiert, wenn’s passiert ist“ verfilmt worden. Dabei orientiert sich die Liebeskomödie an Strukturen von Filmen wie „Tatsächlich…Liebe“, „Valentinstag“ oder „Happy New Year“, bietet also in verschachtelten Kurzepisoden über verschiedene Figuren die unterschiedlichsten Einblicke in die Leben von Paaren, die sich auf ihr Elternglück freuen dürfen.

Natürlich treten hierbei auch immer wieder Probleme auf. So merken die TV-Fitness-Expertin Jules (Cameron Diaz) und Startänzer Evan (Matthew Morrison), dass sie zwar sehr glücklich über den baldigen Familienzuwachs sind, aber dass sich ihr hektisches VIP-Leben unmöglich mit den Anforderungen der Schwangerschaft vereinbaren lassen. Die in Babys vernarrte Autorin Wendy (Elizabeth Banks) muss erleben, wie sich ihre eigenen Ratschläge als militante Mutterschaftsbefürworterin gegen sie selbst wenden, als die Hormone ihren Körper zu tyrannisieren beginnen. Wendys Mann Gary (Ben Falcone) bekommt derweil Konkurrenz in der eigenen Familie, denn sein Vater (Dennis Quaid) erwartet mit seiner sehr viel jüngeren Vorzeigefrau Skyler (Brooklyn Decker) Zwillinge. Die Fotografin Holly (Jennifer Lopez) will rund um die Welt reisen, um sich ein Adoptivkind auszusuchen, doch ihr Mann Alex (Rodrigo Santoro) zögert noch. Und als die rivalisierenden Imbiss-Köche Rosie (Anna Kendrick) und Marco (Chace Crawford) einen Abend miteinander verbringen, müssen sie sich dem unerwarteten Kindersegen stellen.

 

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Chace Crawford und Anna Kendrick

Das Setting wird relativ schnell deutlich gemacht. Die Figuren werden in ihrem Dasein überspitzt lebensfremd vorgestellt, bekommen alle ihr Päckchen aufgeschnallt, welches es mit der anstehenden Schwangerschaft zu bewältigten gilt und, man mag es sich kaum vorstellen, natürlich auch wird. Dabei greift der Film gleich mehrere unterschiedliche Problematiken auf, entwirft das Bild der Promi-Schwangerschaft, zeigt die Möglichkeiten einer Adoption, wie aus dem Kindersegen ein Fluch werden kann, ein Prestigespiel oder sogar mit einer Fehlgeburt enden kann. Ausgerechnet diese erleidet Anna Kendricks Rosie, die hierdurch die filmische Episode auferlegt bekommt, der man ihren inszenierten Ablauf genauestens anmerkt. Sie wird ungewollt schwanger, den Vater konnte sie anfangs nicht einmal leiden, sie raufen sich dank Babyglück dennoch zusammen, nach dem Verlust des Kindes wird aber doch wieder alles in Frage gestellt, nur um am Ende wieder zueinander zu finden. Das ist die Geschichte, wie sie jede andere romantische Komödie ebenfalls abgespult hätte, hiermit wird ein Talent wie Anna Kendrick gänzlich verheizt, sie spielt nach Filmen wie „Up in the Air“ oder „50/50“ weit unter ihrem Niveau, aber immerhin nicht auf „Twilight“-Level.

Die übrigen Geschichten plätschern derweil so vor sich hin: Mit Cameron Diaz‘ Rolle kann man sich nicht wirklich identifizieren, zu weit hergeholt scheint diese fast comichaft wirkende Fernsehfitnessfrau, die mit all ihrem Enthusiasmus für den Kampf gegen das Übergewicht steht, diesem aber dann selbst erlegen ist. Man mag dem Film allerdings hoch anrechnen, dass mit diesem Star-Paar ein willkommender Schlag gegen Reality Formate gelungen ist, der sich mit „Glee“-Darsteller Matthew Morrison auch noch gegen sämtliche Fernseh-Tanzwettbewerbe richtet, mit denen sich C-Prominenz wieder ins Rampenlicht hampeln möchte. Vom namenlosen Polizeibeamten in Peter Hedges‘ „Dan – Mitten im Leben“ hat sich Morrison neben seiner Darstellung des „Glee“-Lehrers Will Schuester mit seinem Auftritt an der Seite von Cameron Diaz und dem Rollennamen Evan immerhin nach oben gespielt, liefert eine Spielfilm-würdige Leistung ab, die stellenweise sogar als besser wie bei seiner Partnerin Diaz entfaltet werden kann, was schlicht mit derer Rollenkonzeption einer hyperaktiven Fitness-Nervensäge zu tun hat. Daneben wirken Jennifer Lopez und Rodrigo Santoro geradezu wie ein normales Paar, auch wenn die Adoption, die sie auf sich nehmen, nicht im Kinderheim nebenan geschieht, sondern eine weite Reise nach Äthiopien mit sich bringt.

 

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Brooklyn Decker und Dennis Quaid

Da erfreut man sich als Zuschauer schon eher den verbalen Schlagabtäuschen zwischen Ben Falcone und Dennis Quaid, die ein rivalisierendes Vater-Sohn-Gespann abgeben, mitsamt konsequent ebenso unterhaltsamen Frauen an ihren Seiten. Die Eine, gespielt von „Die Tribute von Panem“-Darstellerin Elizabeth Banks, hat gerade ihre erste Lesung als Autorin hinter sich – ein Bilderbuch für Babys – und scheint auf das Dasein als perfekte Mutter ideal vorbereitet zu sein. Die Andere erscheint wie eine verzogen-reiche Tussi, die bei der Geburt ihres Nachwuchs wie ein Pudel hechelt, im Film selbst das Bild der perfekten Schwangerschaft wiederspiegelt, die einfach und ohne Komplikationen von statten geht.

Welcher Geschichte man hiervon am liebsten folgen möchte, mag jeder für sich selbst entscheiden. Klar ist, dass all diese Storys, die sich um die Schwangerschaft der Frau drehen, leider in den Hintergrund geraten, wenn die Männer das Bild betreten. Ein an den „Fight Club“ von David Fincher erinnerndes Szenario wird hier mit sich täglich treffenden Vätern ins Leben gerufen, die nach festen Regeln dem Vatersein fernab der Mutter frönen. Die Regel Nummer Eins ist dabei, dass nicht übereinander geurteilt wird, ganz gleich ob Papa schon einmal das Kind vom Wickeltisch hat fallen lassen oder ob der kleine Sohnemann über den Film verteilt jedes Körperteil einmal in Gips eingewickelt bekommt. Hier gelingt „Was passiert, wenn’s passiert ist“ eine willkommende Neuentdeckung, der Vater-Club ist ein Highlight des Films, bisher noch nie dagewesen, sprengt er die eigentliche Handlung und degradiert alle Schwangerschaftsepisoden zu Nebensächlichkeiten.

Dennoch bleibt es schwer einen festen Fokus zu finden, auch der Vater-Club ist nur eine von vielen Episoden, mal unterhaltsam, mal fehl am Platz. Regisseur Kirk Jones will offenbar eine Menge erzählen, hat hierfür aber nicht den zeitlichen Rahmen. Noch mehr Familienglück hätte man dann am Ende aber auch gar nicht ausgehalten. Dennis Quaid hat hier die leidige Aufgabe, den Holzhammer herauszuholen und dem Publikum mitzuteilen, dass es am Ende doch gar nicht auf den Besitz ankommt, all die Häuser, Autos, all der Spaß den man im Leben haben kann, was ist das schon im Vergleich zu einem Kind, zu einem Menschen, den man sein Erbe antreten lassen kann, durch den man sich auf der Welt für eine weitere Generation verewigt? Man möchte Regel Nummer Eins des Vater-Clubs befolgen, hat dann aber doch keine andere Wahl als Kirk Jones für diesen Fehltritt zu verurteilen.

Denis Sasse


Man(n) fragt sich: “Was passiert, wenn’s passiert ist?”

“Was passiert, wenn’s passiert ist?“

 


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