Mama sein und umweltfreundlich handeln – geht das heutzutage denn überhaupt noch?
Das ist ein sehr weitgefasstes Thema, das ich von vielen Seiten betrachten kann. In erster Linie will ich hier kurz meinen eigenen “Müllwerdegang” als ahnungslose Neumama bis jetzt schildern und euc ein paar Alternativen aufzeigen, wie ihr auch mit einem Baby oder Kleinkind nicht wöchentlich eine halbe Drogerie leer kauft und Berge an Abfällen produziert.
Let’s start.
Ahnungslos durch das erste Jahr
Tja leider muss ich gestehen, dass mein erstes Jahr mit Baby auch ein extrem Müllreiches Jahr war. Ich war wohl wie die Mehrheit der heutigen Neumamas: völlig ahnungslos und “Pampersgesteuert”. Ja, ich meine das, so wie ich es hier schreibe: Werbespots für die Windelmarke Pampers laufen zur besten Primetimezeit im Fernsehen und waren selbst mir als damals noch nicht Schwangere bekannt. Daher wurde in meinem Kopf etwas eingepflanzt: Babys brauchen Pampers. Punkt. Ich war erstaunt als ich heraus fand, dass es sogar noch andere Windelmarken gab, wirklich.
Aber mit Wegwerfwindeln ist es ja noch nicht getan. Folgende Dinge braucht die Neumama unbedingt: Eine abwischbare Wickelunterlage (Kunststoff beschichtet), Feuchttücher, Trockentücher, Waschlappen, Babyöl, Stilleinlagen, einen Windeleimer mit nachfüllbaren Windelkassetten (die eigentlich nur einen langen Plastiktütenschlauch beinhalten)… Ihr dürft die Liste in den Kommentaren gerne noch ergänzen , wenn euch noch was einfällt.
Alles natürlich Einwegartikel, die ständig nachgekauft werden müssen. So wird permanent eine Nachfrage für das Angebot von Babypflegeartikeln generiert und künstlich hoch gehalten. So ging es mir bis Anfang 2017.
Windeln oder: wie künstlich ein Absatzmarkt geschaffen wird
Wie ich bereits im Artikel über Windelfrei für Spätstarter geschrieben habe, musste meine Tochter erst eine richtig schlimme Windeldermatitis bekommen, um mich dazu zu bewegen diese ganze Pamperswelt zu hinterfragen. Sie war wund, die Haut blutig und ich verzweifelt. Warum nur konnte das passieren? Und warum gab es dieses Krankheitsbild bei Babys früher nicht?
Also, Fakten mal auf den Tisch: zwei Drittel aller Babys und Kleinkinder auf dieser Welt haben nicht ein Mal in ihrem Leben eine Windel am Po. Wickeln ist ein Phänomen der westlichen Industrienationen. Wir (ich meine hier hauptsächlich die europäische und nordamerikanische Bevölkerung) sind einfach viel zu beschäftigt damit das nötige Geld für den Erhalt unseres Lebensstandards zu verdienen, dass es uns als lästig erscheint unseren Kindern beim Ausscheiden zu helfen.
Das sollen sie doch bitte ganz alleine erledigen. Machen wir Erwachsenen doch schließlich auch! Und wenn sie es eben nicht können, müssen sie ihr Klo und damit ihre Ausscheidungen eben immer ganz nah bei sich tragen. Die Geburtsstunde der Windel war gekommen.
Nun gut, ganz am Anfang war noch lange nicht an Einwegwindeln zu denken. Es gab die Mullwindeln, die ständig gewaschen und getrocknet werden mussten. Da die Erfindungen des Waschvollautomaten und des Trockners allerdings auch noch recht jung sind, hatten die Generationen unserer Großeltern und teilweise Eltern allerdings kein Interesse daran, dass ihre Kinder lange Windeln tragen.
Sie halfen schon viel eher als die heutigen Eltern ihren Kindern dabei ihre Ausscheidungen an einem dazu passenden Ort (Töpfchen oder Toilette) loszuwerden. Auf die Methoden will ich jedoch nicht eingehen, denn nicht immer war es auch kinderfreundlich oder liebevoll.
Doch mit dem Aufkommen der Wegwerfwindel bestand plötzlich kein Interesse mehr daran, die Ausscheidungsbedürfnisse der eigenen Kinder wahrzunehmen. Die Windel wurde einfach als tragbare Toilette akzeptiert und das teilweise bis ins vierte Lebensjahr oder länger hinein.
Drum herum hat sich ein ganzer Markt platziert, wie ich oben bereits mit der Aufzählung der Wegwerfartikel gezeigt habe. Aber nicht nur die Babypflegebranche profitiert davon. Auch die Pharmaindustrie verdient gutes Geld mit den Windelbabys.
Nur ein Beispiel: ich habe bereits geschrieben, dass meine Tochter unter einem wunden Po litt. Was macht die Mama von heute: sie geht mit dem Kind zum Arzt. Der Arzt schaut sich das an, verschreibt eine Salbe und verordnet häufiges Wickeln. So, wer hat jetzt an der Windelgemachten Hautkrankheit (die vollkommen vermeidbar ist) alles verdient?
Der Arzt, der sich das Problem angesehen hat. Der Pharmakonzern, dessen Salbe gekauft wird. Die Apotheke, in der die Salbe gekauft wird. Und natürlich der betreffende Windelhersteller, weil jetzt mehr gewickelt werden muss und daher mehr Windeln nachgekauft werden müssen. Last, but not least: das Geschäft, in dem die Wegwerfwindeln gekauft werden.
Achja: die heutigen Wegwerfwindeln haben einen Saugkern, der häufig aus Erdölprodukten besteht, also profitieren auch die Erdölkonzerne. Wie war das noch gleich mit den fossilen Brennstoffen, die nur begrenzt vorhanden und dazu noch Klimaschädlich sind
Die Ökomama erwacht
Habt ihr das Ganze sacken lassen? Jetzt mal Butter bei die Fische: hier geht es NICHT um das Wohl des Kindes. Es geht darum eine Nachfrage künstlich zu generieren, Produkte zu verkaufen und Umsatz zu machen. Zu Lasten der Kinder.
Ich sehe es mittlerweile an meiner Tochter: sie ist viel zufriedener, seit wir tagsüber keine Windeln mehr verwenden. Wir hatten seitdem keinen wunden Po mehr. Und sie liebt es nackig durch die Wohnung zu flitzen
Aber wir sind auch nur step by step von den Wegwerfprodukten weggekommen. Zuerst habe ich die Feuchttücher ausgemustert. Erstens sind sie nicht recyclebar und müssen daher in den Restmüll und zweitens war es mir nicht geheuer was da alles an chemischen Inhaltsstoffen enthalten ist. Und das nehmen die Kinder über ihre Haut beim Wickeln alles auf…
Stattdessen wurde mit der Windel bereits so viel wie möglich entfernt. Der Rest wurde mit einem Waschlappen mit warmem Wasser in einer Schüssel entfernt. Die Schüssel kann in die Spülmaschine und der Waschlappen wird ausgewaschen und später in die Waschmaschine gesteckt.
Irgendwann ging uns die Kunststoffwickelunterlage kaputt. Anstatt eine neue zu kaufen, wie es sich der Markt gewünscht hätte, habe ich ein altes Kopfkissen, drei alte Bezüge zum Wechseln und Mullwindeln als Unterlage verwendet. Das war sogar viel bequemer als die Schaumstoffmatte mit Kunststoffbezug, die wir vorher hatten.
Um diesen Zeitpunkt herum hatten wir kaum noch einen Bedarf an speziellen Babyartikeln. Statt Babyöl verwenden wir Olivenöl (Das verwende ich auch als Creme und Bodylotionersatz. Meine Neurodermitisgeplagte Haut dankt es mir).
Mit der Zeit wurde es wärmer und ich habe meine Tochter immer häufiger untenrum nackt gelassen. Ja, ich benötigte eine gewisse Anlaufzeit, bis ich entspannter wurde, was die Pfützen auf dem Laminat und den Fliesen angeht wie ihr im vorherigen Post nachlesen könnt, gibt es derzeit wieder vermehrt Unfälle, aber das geht auch wieder vorbei.
Alternativen zur Pamperswelt
Soweit so gut. Jetzt will ich euch eine kurze Auflistung an Alternativen zu den ganzen Wegwerfprodukten geben.
Wegwerfprodukt Alternative
Windeln Moderne Stoffwindeln oder Windelfrei
Feuchttücher Waschlappen und warmes Wasser
Trockentücher Handtücher
Stilleinlagen Mullwindeln (echte Allroundtalente
Babyöl Natives Olivenöl
Wie ihr seht, muss frau auch als Mama nicht zwangsläufig Berge von Müll produzieren und bereits knappe Ressourcen wie Erdöl noch mehr verknappen. Es geht auch anders. Leider ist meine Mamamüllbilanz auch nicht so toll wie ich es mir wünsche, aber ich gebe mein bestes um das zu ändern und umweltbewusster zu handeln. Zum Wohle meines Kindes.
Falls euch der Artikel gefallen hat, lasst mir doch gerne einen Kommentar da oder erzählt mir doch von euren Erfahrungen und Gedanken zu diesem Thema.
Bis dahin wünsche ich euch noch einen schönen Sonntag und einen guten Start in die nächste Woche
Farah
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- Windelfrei für Spätstarter – meine Erfahrungen
- Minimalismus im Kinderzimmer?
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