Maike Kohl-Richter hat sich in ihrer Verweigerungshaltung verrannt. Dem Kanzler der Deutschen Einheit gebührt ein ehrendes Andenken. Und seiner zweiten Frau gebührt ein bisschen Seelenfrieden...
Gestern Abend hat mich ein lieber Freund gefragt, wann ich mich zu Maike Kohl-Richter äußere. Eigentlich wollte ich das vermeiden: Als langjähriger Stipendiat und Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung könnte ich befangen sein. Bin ich aber nicht. Ich bin kein Kohl-Fan, obwohl ich seine politischen Verdienste achte. Persönlich bin ich trotz politischer Sympathien nie warm geworden mit dem Politiker Helmut Kohl. Trotzdem: Meiner Meinung nach gehört sein Nachlass unbedingt ins Archiv der Konrad-Adenauer-Stiftung – dort wäre er in treuen und verantwortungsvollen Händen! Dem Kanzler der Deutschen Einheit gebührt ein Staatsbegräbnis! Und Maike Kohl-Richter gebührt ein bisschen Seelenfrieden...
Es könnte so einfach sein: Maike Kohl-Richter ist Schuld! Die Vorwürfe wiegen schwer: Die zweite Ehefrau des jüngst verstorbenen Bundeskanzlers Helmut Kohl habe ihren gesundheitlich schwerst angeschlagenen Mann seit Jahren systematisch abgeschirmt, seinen Nachlass im Keller seines Privathauses verschanzt und jetzt auch noch den Staatsakt verhindert. Das stimmt wahrscheinlich alles. Und Maike Kohl-Richter hat dafür viel Schelte eingesteckt. Sie ist die Buhfrau der Berliner Republik. Wahrscheinlich zurecht. Maike Kohl-Richter maßt sich Entscheidungen an, die ihr nur juristisch zustehen, nicht aber moralisch. Helmut Kohl war höchstens in zweiter Linie Ehemann. Das hat wohl, nach allem, was man leider lesen muss, auch seine erste Frau Hannelore erfahren müssen.
Er war in erster Linie ein deutscher Staatsmann, der viel erreicht hat für unser Land! Er war ein Machtmensch mit allen guten und weniger guten Konsequenzen. Er war der (bislang) einzige Kanzler, der 16 Jahre unsere Bundesregierung geführt hat. Deshalb müsste Maike Kohl-Richter ihre eigenen Interessen zurückstellen! Sie müsste zulassen, das ein Land von einem seiner wichtigsten Repräsentanten würdig Abschied nimmt. Ja: Kohl war streitbar und umstritten. Aber das tut doch dem Respekt keinen Abbruch, den auch politische Gegner seiner Leistung zollen! Kohl war kein Heiliger, sondern Politiker – und zwar ein erfolgreicher!
Und er war geliebt: Zum Beispiel von Maike Kohl-Richter. Machen wir uns nichts vor: Jemand, der sich gegen alle stellt, um vermeintlich das Vermächtnis eines geliebten Menschen zu wahren, gründet auf tiefen Gefühlen und festen Überzeugungen. Was hat Maike Kohl-Richter persönlich von ihrer Verweigerungshaltung? Nur Ärger! Sie zieht keinen eigenen Profit daraus. Sie glaubt daran, das Richtige zu tun. Und sie ist durchaus ein reflektierter Mensch: Sie hat immerhin studiert und promoviert – da sollte man ein gewisses Urteilsvermögen erwarten können. Aber sie ist gefangen in ihrer Obsession, Gralshüterin für das Vermächtnis von Helmut Kohl zu sein. Sie scheint nicht zu realisieren, dass sie mit ihrem Gebaren die Erinnerung an Helmut Kohl trübt – und dass sie ihm nicht zu einem würdigen Andenken verhilft. Das hat Helmut Kohl nicht verdient. Und das hat Maike Kohl-Richter nicht verdient. Ihm gebührt ein ehrendes Andenken. Und ihr ein bisschen Seelenfrieden...