Machoarsch mit Babysorgen

Machoarsch mit Babysorgen

Das deutsche TV-Publikum ist seit einiger Zeit ganz verrückt nach regionalen Krimistoffen. Ihr Erfolgsrezept ist so einfach wie genial: Ein meist knallharter Großstadtbulle wird in die idyllische Provinz «befördert» und muss mit einem naiven Dorfpolizisten das ländliche mörderische Treiben bekämpfen. Temporeich und witzig erzählt sind die Krimis aus der Provinz zu Quotengaranten geworden. Bestes Beispiel ist Der Bulle und das Landei.

Den ersten Eifelkrimi mit Uwe Ochsenknecht und Diana Amft verfolgten im Sommer 2010 über vier Millionen Menschen.

Kein Wunder also, dass die ARD das ungleiche Duo Killmer und Kati, das die Zuschauer für ihre grandiosen bissigen Wortgefechte liebt, weiter ermitteln lässt. Doch für die Fortsetzung hätten sich die Macher ein bisschen mehr Mühe mit der Geschichte geben sollen. Nur weil Krimis aus der Provinz nun im Trend liegen, sollten sie nicht unter einer provinziellen Machart leiden.

Eigentlich fängt der Eifelkrimi vielversprechend an: Kommissar Killmer liefert sich mit einer hübschen Brünetten eine Verfolgungsjagd am Berliner Hauptbahnhof. Am Ende führt er sie in Handschellen ab und die beiden landen im Bett in seinem Hotelzimmer. Eine Verfolgungsjagd als antörnendes Vorspiel – das passt zu dem Frauenheld Killmer und ist eine gelungenes Intro. Doch als der Kommissar von seiner Fortbildung in das beschauliche Eifeldorf Monreal zurückkehrt, verliert die Geschichte ihren Pepp.

Bauer Jobst liegt tot in seiner Jauchegrube, alles deutet auf Mord hin. Killmer und seine Kollegin Kati Biver kommen der Sache ebenso schnell auf die Spur wie der Zuschauer. Viel spannender ist da doch eine eher nebensächliche Frage: Was macht Killmer zum Frauenhelden? Warum kriegt er eine Frau nach der anderen ins Bett? Und warum schwärmt auch insgeheim Biver für ihn?

Außen hart, innen ganz weich

Killmer ist ein Macho, wie er im Buche steht: Erst schläft er mit der Freundin seines Chefs und wird deshalb strafversetzt. Nun vernascht er eine attraktive Dame kurz nach der Festnahme. Im Dorf ist er ein Außenseiter, stets missmutig und latent genervt – sympathisch unsympathisch. Dass ausgerechnet Uwe Ochsenknecht die Rolle spielt, ist ein Glücksgriff. Nicht etwa weil er auch privat ein Hallodri ist, schließlich war er 16 Jahre mit Natascha Ochsenknecht verheiratet. Doch die lässige Machoattitüde mit losem Mundwerk, die Frauen hassen und doch lieben, beherrscht er perfekt.

Dabei ist Ochsenknecht alles andere als ein Frauenschwarm – zumindest rein optisch. Schütteres Haar, altersbedingte Furchen im Gesicht, Pausbäckchen und hängende Mundwinkel zeichnen ihn äußerlich aus. Aber auch das passt zu Miesepeter Killmer. Wie unglaubwürdig wäre es, würde ihn ein metrosexueller Sunnyboy spielen. Und so mürrisch, zweifelnd oder böse Ochsenknecht auch dreinschaut, bei seinen grünen Augen dürfte manchen Frauen warm ums Herz werden. Die mögen ohnehin echte Kerle lieber als Weicheier und sind mit Killmer alias Ochsenknecht daher gut bedient. Das klassische Arschlochding eben.

In der Babyblues-Folge hat der Polizist mit den Folgen seines bewegten Liebeslebens zu kämpfen: Eine ehemalige Bettbekanntschaft steht plötzlich vor Killmers Tür und drückt ihm ein Baby in die Arme. Marlon soll sein Sohn sein, auf den er ein paar Tage aufpassen soll, weil die Mutter verreisen muss. Killmer ist mit seinem neuen Vaterpech natürlich überfordert, erweist sich dann aber doch als erstaunlich fürsorglich. Das ist zwar schon tausendmal da gewesen, erklärt aber noch einmal, warum der Muffel letztlich immer ein Sympath ist: harte Schale, weicher Kern.

Auch wenn es an der Handlung hapert und die überraschende Wendung am Ende zu spät kommt, das Krimi-Duo Ochsenknecht und Amft überzeugt. Beide haben wieder Gelegenheit, ihr komödiantisches Talent zu beweisen, die Chemie zwischen den Schauspielern stimmt einfach. Von dem ungleichen Ermittlerpaar will man mehr sehen. Das nächste Mal aber bitte mit einer originelleren Handlung. Und vielleicht zeigt dann auch der schmachtende Blick von Biver endlich Wirkung.

Bestes Zitat: «Jesse, können wir es nicht einfach wie ganz normale Leute tun?» Killmer (Uwe Ochsenknecht) zu seiner Geliebten

Titel: Der Bulle und das Landei: Babyblues
Regie: Thomas Nennstiel
Darsteller: Uwe Ochsenknecht, Diana Amft
Sendetermin: Mittwoch, 5. Oktober 2011, 20.15 Uhr, Das Erste

Quelle:
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Eifelkrimi im Ersten – Machoarsch mit Babysorgen

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Tags: Der Bulle und das Landei, Diana Amft, Thomas Nennstiel, Uwe Ochsenknecht

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