Im Winter gibt es mehr Filme als im Sommer! Das ist ein Fakt. So, wie Nachts ist es Dunkler als draußen! Und Bioprodukte sind gesund! Saßen wir also im Sommer in brütender Hitze und hatten wenig Ablenkung von besagter Hitze, weil es eben so wenig neue Filme gab, brechen sie jetzt mit brachialer Gewalt über uns und der geneigte Kritiker weiß gar nicht, wo er anfangen soll. Doch das Thema Gewalt ist ein guter Aufhänger! Schauen wir doch mal, was das so her gibt.
Woohoo! Der mexikanische, Messer schwingende, Sprüche klopfende EX-FBI Agent ist da. Sein Name! Machete! Er kennt sein Geschäft, bekommt alle Frauen und tötet die bösen Jungs. Und wenn du ihn an heuerst, solltest du sicher sein, dass du nicht selbst einer der bösen Jungs bist.
Aus dem Fake-Trailer-Joke ist ein kompletter Film geworden und die Befürchtungen, er könnte zu einer kommerziellen Blockbusterbombe ohne Charme und Witz werden, waren Gott sei dank unbegründet. „Machete“ ist genau das, was der Trailer seit drei Jahren verspricht. Unterhaltsamer Nonsens für gewaltgeile Dinosaurier. Es fliegen die Körperteile nur so durch die Gegend, es gibt literweise Blut an Wänden und Gegenständen und ein skandalträchtiger Nakedei-Auftritt von Lindsay Lohan. Was will man mehr? Ach ja; dass der Film auch in Weimar läuft. Wieder mal ist keine Spur in den großartigen ansässigen Kinos von diesem Machwerk. Möglicherweise leiden die lokalen Kinos auch unter dem Kinofilmoverkill, der gerade den Herbst heimsucht.
Kommen wir von purer körperlicher Gewalt zu verbaler Gewalt. Mia ist 15 Jahre alt. Geht nicht zur Schule, zieht den ganzen Tag durch die Stadt, prügelt sich mit anderen Mädels, hat eine dermaßen kaputte Familie, dass man heulen könnte und interessiert sich eigentlich nur für das Tanzen. Auf alles andere - pardon - scheißt sie buchstäblich. Ihre Mutter feiert am laufenden Band Orgien zu Hause, ihre kleine Schwester ist auf dem besten Wege, genau so zu werden, wie ihre große Schwester. Da lernt Mia eines Tages den neuen Freund ihrer Mutter Connor kennen. Der übernimmt ein wenig die Vaterrolle für die beiden Mädchen und bestärkt Mia in ihren Ambitionen, das Tanzen zu erlernen. Außerdem nimmt er die Familie zu Ausflügen mit und es entsteht tatsächlich so etwas ähnliches, wie Familienleben. Lange geht das nicht gut, denn Mia entwickelt natürlich Gefühle für Connor, die weniger der väterlichen Rolle entsprechen.
"Fish Tank" reitet auf der Welle des sogenannten "New British Film" zu uns herüber. So werden Filme bezeichnet, die das Leben in sozialen Brennpunkten möglichst realistisch, also hart darstellen. Mir drängt sich da ein kleines Problem auf, denn diese Welle hat sich nicht selbst etabliert, sondern wird buchstäblich verkauft. "Und wieder ein new british film". So kommt es, dass die Erwartungen an diese Filme enorm hoch geschraubt werden und auch "Fish Tank" wurde mit zahlreichen Vorschusslorbeeren überhäuft. Diesem Hype wird der Film nun leider nicht gerecht. In schonungsloser Dogma-Manier wackelt die digitale Handkamera durch 100 Minuten Laufzeit. Man muss immer mal den Blick abschweifen lassen, sonst erleidet man den Glubschaugenschock, oder man bekommt Kopfschmerzen. Die Story wirkt auch etwas verkrampft, denn man gewinnt eher den Eindruck, Mia sei eigentlich ganz cool und kann mit der problematischen Familiensituation ganz gut umgehen. So wirkt vor allem das Ende unlogisch. Die Charaktere sind mir auch zu schablonenhaft, also entgegen der Genre Definition ganz und gar nicht realistisch geraten.
"Fish Tank" ist trotz der sehr guten Darsteller irgendwie seelenlos und leer. Ein Film, der mir absolut nichts vermittelt hat und der mich leider zu dem Schluss führt, dass er eindeutig überbewertet ist. Man kann sich „Fish Tank“ dennoch ansehen, aber man sollte seine Erwartungen nicht überstrapazieren, sonst ist die Enttäuschung zu groß. Augen zu! Und durch.
Machete (USA, 2010): R.: Robert Rodriguez; D.: Danny Trejo, Robert De Niro, Michelle Rodriguez, u.a.; M.: John Debney u. Cark Thiel; Offizielle Homepage
Fish Tank (GB, 2009): R.: Andrea Arnold; D.: Katie Jarvis, Michael Fassbender, Charlotte Collins; Offizielle Homepage
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.
Woohoo! Der mexikanische, Messer schwingende, Sprüche klopfende EX-FBI Agent ist da. Sein Name! Machete! Er kennt sein Geschäft, bekommt alle Frauen und tötet die bösen Jungs. Und wenn du ihn an heuerst, solltest du sicher sein, dass du nicht selbst einer der bösen Jungs bist.
Aus dem Fake-Trailer-Joke ist ein kompletter Film geworden und die Befürchtungen, er könnte zu einer kommerziellen Blockbusterbombe ohne Charme und Witz werden, waren Gott sei dank unbegründet. „Machete“ ist genau das, was der Trailer seit drei Jahren verspricht. Unterhaltsamer Nonsens für gewaltgeile Dinosaurier. Es fliegen die Körperteile nur so durch die Gegend, es gibt literweise Blut an Wänden und Gegenständen und ein skandalträchtiger Nakedei-Auftritt von Lindsay Lohan. Was will man mehr? Ach ja; dass der Film auch in Weimar läuft. Wieder mal ist keine Spur in den großartigen ansässigen Kinos von diesem Machwerk. Möglicherweise leiden die lokalen Kinos auch unter dem Kinofilmoverkill, der gerade den Herbst heimsucht.
Kommen wir von purer körperlicher Gewalt zu verbaler Gewalt. Mia ist 15 Jahre alt. Geht nicht zur Schule, zieht den ganzen Tag durch die Stadt, prügelt sich mit anderen Mädels, hat eine dermaßen kaputte Familie, dass man heulen könnte und interessiert sich eigentlich nur für das Tanzen. Auf alles andere - pardon - scheißt sie buchstäblich. Ihre Mutter feiert am laufenden Band Orgien zu Hause, ihre kleine Schwester ist auf dem besten Wege, genau so zu werden, wie ihre große Schwester. Da lernt Mia eines Tages den neuen Freund ihrer Mutter Connor kennen. Der übernimmt ein wenig die Vaterrolle für die beiden Mädchen und bestärkt Mia in ihren Ambitionen, das Tanzen zu erlernen. Außerdem nimmt er die Familie zu Ausflügen mit und es entsteht tatsächlich so etwas ähnliches, wie Familienleben. Lange geht das nicht gut, denn Mia entwickelt natürlich Gefühle für Connor, die weniger der väterlichen Rolle entsprechen.
"Fish Tank" reitet auf der Welle des sogenannten "New British Film" zu uns herüber. So werden Filme bezeichnet, die das Leben in sozialen Brennpunkten möglichst realistisch, also hart darstellen. Mir drängt sich da ein kleines Problem auf, denn diese Welle hat sich nicht selbst etabliert, sondern wird buchstäblich verkauft. "Und wieder ein new british film". So kommt es, dass die Erwartungen an diese Filme enorm hoch geschraubt werden und auch "Fish Tank" wurde mit zahlreichen Vorschusslorbeeren überhäuft. Diesem Hype wird der Film nun leider nicht gerecht. In schonungsloser Dogma-Manier wackelt die digitale Handkamera durch 100 Minuten Laufzeit. Man muss immer mal den Blick abschweifen lassen, sonst erleidet man den Glubschaugenschock, oder man bekommt Kopfschmerzen. Die Story wirkt auch etwas verkrampft, denn man gewinnt eher den Eindruck, Mia sei eigentlich ganz cool und kann mit der problematischen Familiensituation ganz gut umgehen. So wirkt vor allem das Ende unlogisch. Die Charaktere sind mir auch zu schablonenhaft, also entgegen der Genre Definition ganz und gar nicht realistisch geraten.
"Fish Tank" ist trotz der sehr guten Darsteller irgendwie seelenlos und leer. Ein Film, der mir absolut nichts vermittelt hat und der mich leider zu dem Schluss führt, dass er eindeutig überbewertet ist. Man kann sich „Fish Tank“ dennoch ansehen, aber man sollte seine Erwartungen nicht überstrapazieren, sonst ist die Enttäuschung zu groß. Augen zu! Und durch.
Machete (USA, 2010): R.: Robert Rodriguez; D.: Danny Trejo, Robert De Niro, Michelle Rodriguez, u.a.; M.: John Debney u. Cark Thiel; Offizielle Homepage
Fish Tank (GB, 2009): R.: Andrea Arnold; D.: Katie Jarvis, Michael Fassbender, Charlotte Collins; Offizielle Homepage
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.