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Nach fast 100 Jahren Werbung wird es für die Agenturen zunehmend schwieriger, immer neue Arten von Reklame zu kreieren. Die meisten Fernsehzuschauer und Radiohörer wenden sich gelangweilt ab, sobald ein Werbeblock beginnt. Eine gute Möglichkeit, den Zuschauer zu fesseln und für die eigene Werbebotschaft zu interessieren, ist so simpel wie genial: Wenn der Rezipient etwas zu lachen hat, bringt man ihn automatisch auf die Seite des Unternehmens. In der heutigen Zeit, in der das Leben vieler Menschen von Unsicherheit und Ängsten geprägt ist, kann man mit lustigen Werbespots schnell Aufmerksamkeit erregen und die Botschaft im Hirn des Betrachters verankern.
Witzige Werbung ist ein Multiplikator, der die gewünschte Botschaft in Windeseile um den gesamten Globus verbreitet. Taucht in einem beliebigen Land ein Werbespot auf, der die Zuschauer zum Lachen bringt, wird der Clip über soziale Netzwerke sofort millionenfach geteilt. Dabei kommt es nicht darauf an, welche Sprache verwendet wird oder um welches Produkt es geht. Selbst Werbeclips aus Ländern wie Japan oder China finden im Netz schnell Verbreitung. Ein solcher Volltreffer ist für das werbende Unternehmen ein echter Glücksfall: Eine groß angelegte Werbekampagne würde wesentlich mehr Geld verschlingen und brächte mit ziemlicher Sicherheit nicht das gleiche Resultat.
Witzige TV-Spots: Klassiker der Werbegeschichte
Lustige TV-Spots der 80er und 90er Jahre sind echte Werbeklassiker, die auch heute noch gesendet werden. Ein gutes Beispiel ist eine Spot-Reihe des britischen Pastillen-Herstellers Fisherman’s Friend. In jedem Clip sind nacheinander drei Personen zu sehen, die wissen möchten, wie die Hustenpastillen schmecken. Statt einer Antwort erhält jeder Fragende eine kalte Dusche. Ein anderer Spot, der die Zuschauer bis heute zum Lachen bringt, entstand zu Beginn der 90er Jahre im Rahmen einer Anti-AIDS-Kampagne der deutschen Bundesregierung. In diesem Clip kauft der Entertainer Ingolf Lück im Supermarkt eine Schachtel Kondome. Die Kassiererin (gespielt von Hella von Sinnen) erkundigt sich bei einer Kollegin lautstark nach dem Preis, woraufhin die Musik aussetzt und alle Kunden schlagartig verstummen.
Wie kreiert man lustige Werbung?
Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Gäbe es ein Standardrezept, wäre jede Werbeagentur imstande, auf Knopfdruck witzige Werbespots zu erdenken. Manche Werbeprofis finden Inspiration im Comedy-Bereich und bauen humoristische Elemente in ihre Clips ein. Die Meerwasserdusche im Fisherman’s Friend-Spot ist im Grunde eine Abwandlung des uralten Sketch-Klassikers “Sahnetorte ins Gesicht”. Bei einem solchen Spot kann man sich des Erfolgs sicher sein, da hier die Schadenfreude ins Spiel kommt und der Grad der Akzeptanz entsprechend hoch ist. Ein weiteres Mittel, um die Zuschauer zum Lachen zu bringen und gleichzeitig für das beworbene Produkt zu interessieren, ist Absurdität. Wenn Rainer Calmund gut gelaunt für Naturjoghurt wirbt, erzeugt dies bei den meisten Zuschauern einen Lacheffekt und bewirkt steigende Umsätze.
Auch in der Printwerbung kann man mit solchen Methoden eine große Wirkung erzielen. Die unabhängige Wählergemeinschaft “Die Cuxhavener” ließ im Vorfeld der Landtagswahl 2008 in Niedersachsen Plakate drucken, auf der der Kandidat Peter Altenburg nur mit einem Stimmzettel bekleidet zu sehen war. “Ehrlich bis auf die Haut” lautete der Slogan, der in großen Lettern auf den Plakaten prangte. Hier wird damit kokettiert, dass die meisten Politiker als unehrlich wahrgenommen werden. Ob die Partei durch diese Kampagne Wählerstimmen gewann, ist umstritten. Eines hat sie allerdings erreicht: Die bis dahin unbekannte Partei war wochenlang das Top-Thema in der lokalen Medienlandschaft.
