Von Günter Verdin
Der Kreischalarm in der Kölner Lanxess Arena war vorprogrammiert. Beim Finale von "Germany' s Next Topmodel" (Pro7 , Donnerstag) gab es für das jugendliche Publikum hörbar zwei Favoriten: Justin Bieber und Luisa. Ersterer wurde von den etwas hilflos moderierenden Juroren als größter lebender Popstar etikettiert (da fallen uns allerdings ganz andere Namen ein). Letztere ist dann, wie seit Wochen schon medial gemunkelt, Erste geworden. Zu Recht! Denn die 17jaehrige Schöne aus dem scherzgeplagten Ostfriesland besticht mit ihrem schüchternen Charme und einer herzlichen Fraulichkeit - Eigenschaften , die im ach so coolen Model-Geschäft rar geworden sind. Luisa, die wegen des deutschen Jugendschutzgesetzes bei der anschliessenden After-Show-Party nicht mehr auf die Bühne durfte, rettet mit ihrer frappierenden Natürlichkeit das stark angekratzte Image der Heidi-Klum-Show. Die Herausforderungen für die Kandidatinnen bei Foto-Shootings und Catwalk sind im Laufe der Zeit parallel mit dem Niedergang der Quote immer skurriler und irrealer geworden.
Auch im durch zahlreiche Werbeunterbrechungen unertraeglich in die Länge gezogenen Finale mussten die drei Kandidatinnen wie Artistinnen unter der Zirkuskuppel Körperbeherrschung zeigen und launige Miene in Richtung Kamera machen. Mit Mode hat Klums Show herzlich wenig zu tun, umso mehr aber mit Business. Der Siegerin Luisa winkt nun neben vielen anderen Preisen ein Vertrag mit " one eins", der Model-Agentur von Heidi Klums Vater. Das scheint eher eine Strafe zu sein: die Vorjahressiegerin Jana Beller hielt es bei der Firma nur zwei Monate aus, dann klagte sie sich aus dem Vertrag. Auch die Gewinnerin aus 2010 , Alisar Ailabouni, soll sich mit Hilfe eines Anwalts, von "one eins" verabschiedet haben.