Love-Boat

Sue an board

Ich habe noch nie zuvor Ferien auf einem Schiff verbracht. Vielleicht mal einen Ausflug, ja, aber gleich eine ganze Woche? Für diesen Sommer war mit der Familie und Freunden eine Woche auf einem Boot geplant. „Island hopping“ von Bodrum aus nach Griechenland. Eigentlich war das schon seit Jahren ein Traum von uns, aber ich wollte, dass die Kinder alle gute Schwimmer sind.

Unsere „Gulet“ namens Myra ist eine gemütliche türkische Dschunke mit viel glänzendem Holz und sonnengelben Segeln. Ein richtiger Familienkahn mit gemütlichen Kojen und viel Platz an Deck zum Sonnen und Toben. Beim an Bord gehen ist mir ein wenig mulmig, auch weil ich Angst vor den kleinen Kabinen und See-Übelkeit habe.

 Lieblingsplatz - der Bug als Pool Position 

Lieblingsplatz - der Bug als Pool Position 

Aber die bauchige Myra tuckert so gemächlich in die türkisblaue Ägäis, dass ich meine Befürchtungen schnell über Board werfe. Mit jeder Seemeile, die wir uns von Bodrum entfernen werde ich ruhiger und seetauglicher. Auch wenn ich nur eine kleine Softbag dabeihabe, ist jedes Kleidungsstück zu viel - von nun an lebe ich in Bikinis!

 An Board braucht man wenig Kleidung und Schuhe sind sowieso verboten

An Board braucht man wenig Kleidung und Schuhe sind sowieso verboten

Unsere erste Station ist die griechische Insel Kalymnos, sie liegt klar und felsig vor. Ein kleiner Hafen mit süßen Pinten und bunten Fischerbooten begrüßt uns. An der Uferpromenade kaufe ich mir einen braunen Schwamm, der aussieht wie eine riesige getrocknete Koralle und zwei Muschelringe. Meine Beute feiere ich mit Ouzo und mein Blick aufs Wasser und die untergehende Sonne ist umwerfend romantisch. Es liegt gewiss am Ouzo ...

Die Hip-Crowd besteht aus gestrandeten Seglern, langhaarigen Griechen und mit Seeigeln spielenden Kindern. Das ist unsere Insel-Melange. Auch wir sind eine buntgemischte Truppe: Ein erfahrener Seebär, ein englischer Barde, eine brasilianische Nichtschwimmerin, ein Haufen Kinder samt Kleinkind, zwei Pubertiere, eine fashionverrückte und eine türkische Crew samt Koch ohne Englischkenntnisse. Und das alles auf 25 Metern Länge.

 Selbstgepflückte Schwämme. Der Kauf hat sich gelohnt: An Board gab es erstmal eine herrliche Schwamm-Bomben-Wasserschlacht.

Selbstgepflückte Schwämme. Der Kauf hat sich gelohnt: An Board gab es erstmal eine herrliche Schwamm-Bomben-Wasserschlacht.

Es klappt erstaunlich gut – wir sind zusammen und doch jeder auch Mal für sich. Die Nichtschwimmerin lassen wir zumindest einmal sicher zu Wasser und der Kapitän kümmert sich rührend um den kleinsten Passagier. Am Abend freuen wir uns auf Karaoke oder tanzen auf dem Tisch zu Abba’s „Mamma Mia“. Selbst an Sirtaki wagen wir uns unter den wirklich wackligen Bedingungen, dafür unter Sternenhimmel.

 Sucht-Moment an Board: Sonnenaufgang, wenn das Meer spiegelglatt ist

Sucht-Moment an Board: Sonnenaufgang, wenn das Meer spiegelglatt ist

In diesem heißen Sommer hat keiner Lust auf klimatisierte Kabinen und Alle schlafen an Deck, eine gemütliche Stimmung wie in der Jugendherberge. Zum Glück ist weder ein Schnarcher noch ein Nachtwandler unter den Leichtmatrosen.

Für mich ist die frühe Morgenstunde ein Fest, wenn die noch sanfte Sonne langsam über dem Meer aufsteigt, das Meer noch Spiegelglatt ist und so eine friedliche Stille über uns liegt. Ich genieße den ersten Sprung ins Nass noch vor dem ersten Kaffee, das Eintauchen in tiefgründiges, kühles Wasser das die warme Bettschwere verdrängt. Zum Frühstück serviert der Koch 10 verschiedene Käsesorten, frische Früchte und Tomaten. Meine Kinder haben ihm aber schnell ein neues Gericht beigebracht: Pfannkuchen, so viel und so hoch gestapelt, dass er an den schiefen Turm von Pisa erinnert.

 Wenn die Fischer bei Capri....ähm Kalymnos, Lipsi oder Patmos...

Wenn die Fischer bei Capri....ähm Kalymnos, Lipsi oder Patmos...

Nach dem Frühstück schipperten wir zur nächsten Insel. Patmos ist eine der größten Inseln, die wir ansteuern und der Landgang wird ausgiebig zum Sightseeing und Shopping genutzt. Aber dableiben? Nein, lieber rasch wieder aufs Boot und raus aufs Meer und eine einsame Bucht finden. Es ist erstaunlich, wie schnell einem alles zu viel ist und so ein Boot zum Sehnsuchtsort wird. Die Stille, der Fahrtwind, das Blubbern des Motors und das Rauschen des Meeres: Das ist unser Beat, der die Zeit anhält und gefühlt diese eine kleine Woche zu einen ganzen Monat wird. Die Inseln, die an uns vorüberziehen bilden kleine Ankerpunkte in der Ägäis und der Weg wird das Ziel - nur die Mahlzeiten bilden feste Fixpunkte. Viel zu schnell ist diese Schiffs-Reise vorüber und Bodrum winkt und zwingt uns mit großem Getöse an Land. Der Ausflug in die Souks wird zur absoluten Überforderung und die vielen Strandbars und Clubs können mich überhaupt nicht locken. Die Lautstärke, das Wummern irgendwelcher Bässe wird zum Ohrenschmerz. Nur der Weckruf der Mouezzine morgens um 5 Uhr wirkt besänftigend, ich komme wieder, schöne „Myra“, das war eine überragende Woche mit viel Horizont.

 Einfach Atemberaubend: Sunset - die Stunde darf man nicht verpassen

Einfach Atemberaubend: Sunset - die Stunde darf man nicht verpassen

Infos:

Eine türkische „Gulet“ sollte man rechtzeitig buchen (also spätestens im Februar für den nächsten Sommerurlaub).

Auf so einem Schiff mit 3-4 Mann Besatzung haben ca. 2-3 Familien und bis zu zehn Personen Platz. Auf unserer Gulet gab es 5 Doppelkabinen.

Route und Extra- Wünsche (Wassersportgeräte, Essenswünsche etc. vorher vereinbaren)

Ende Juli und August ist es in der Türkei wesentlich heißer – unser Kapitän empfiehlt daher alternativ einen Trip nach Griechenland. Nachteil: auf fast jeder griechischen Insel muss man durch die Passkontrolle. 

Lieber keine Hartschalenkoffer mitnehmen, die lassen sich an Board schwer verstauen. Man braucht wirklich wenig Kleidung, nur das Nötigste mitnehmen. Bikinis und leichte Tuniken sind top.

Nur bedingt WLAN Access; wer zwischendurch Arbeiten muss, sollte sich mit viel Telekom-Pässen versorgen (kostspielig)

Es gibt viele verschiedene Anbieter – ein Preisvergleich lohnt sich. 

Reisen mit Kindern: In jedem Fall sollten alle Kinder wassertauglich sein und bei rauer See Schwimmfesten tragen.

 Am Liebsten wird an Deck geschlafen

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