TV VORSCHAU FUER 10.05.2012,ZDF "Lotta & die grossen Erwartungen"
Günter Verdin
Zum Wesen des Dornröschenschlafs gehört notwendigerweise der Prinz, der ihn, frischen Atems hoffentlich, beendet. Beim ZDF ist es eine Prinzessin, die einem herabgekommenen Altenheim mit ihren resignierten Insassen neues Leben einhaucht. Filme, die es gut mit uns meinen, sind eben meist märchenhaft .Und "Lotta & die grossen Erwartungen" in der auf Tempo drückenden Regie des Otto Waalkes- erprobten Edzard Onneken verirrt sich nur dann stellenweise in die Nähe von Realismus, wenn die adoleszierende und freiheitshungrige Lotta mit ihrem sanften Vater herumzickt. Lotta, gleichermassen nervend wie liebenswürdig gespielt von Josefine Preuß , die sich schon von Kindesbeinen darstellerisch auf Problemjugendliche spezialisiert hat, wirbelt nicht nur maechtig Staub auf im von der Schliessung bedrohten Seniorenheim. Es gibt da auch privat etwas zu bereinigen: Lotta entdeckt nämlich, dass sie schwanger ist. Das kriegt sie aber auch irgendwie auf die Reihe. Nebenher verfrachtet sie einen ewig quengelnden Hypochonder aus dem Heim auf den Rummelplatz, wo dieser - wir sind im Märchen! - leider nur kurz zu neuer Lebensfreude findet, denn am nächsten Tag stirbt er ( nicht an Überanstrengung, sondern an einer Erbkrankheit.)
Der Regisseur spielt gekonnt mit den Mitteln des Mediums, zum Beispiel mit Doppelbelichtung, wodurch halluzinatorische Sequenzen entstehen.
Das alles ist witzig und rasant, temperamentvoll und selten leise, sehr unterhaltsam und stressig: ein Film für die sehr jungen Leute also. Und wir Oldies waren ja auch irgendwann so - oder so ähnlich wie Lotta. Es war einmal....
LOTTA-ein Seniorenheim/ TV VORSCHAU
Autor des Artikels : verdin
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