Am Ende Oktober lud das Wiener Glas-und Kristallwaren-Geschäft Lobmeyr zu einem abendlichen Stelldichein in die Kärntnerstrasse 26 in der Wiener Innenstadt.
Eines der ganz wenigen Geschäfte, das mich beim Passieren der Kärntnerstrasse noch vor seiner Auslage verweilen und wie ein kleines Kind staunen lässt, glitzerte an diesem Abend noch mehr als sonst, denn man hatte wohl alle, aber auch wirklich alle der wunderschönen Luster festlich beleuchtet!
Zusammen mit dem Magazin Salon und Pommery, vor allem aber mit vier Exponenten der Kunst-und Kulturbranche, hatte Lobmeyr vier festliche Tische gedeckt, jeder ein Spiegel der persönlichen (Tisch-)Lebensart des jeweiligen Créateurs.
Es ergaben sich erstaunlich persönliche Einblicke in die sehr individuellen Auffassungen, Lebensinhalte und Prioritäten bei Tisch.
Caroline Messensee, Leiterin von Artcurial in Wien, deckte einen Tisch ohne Tischdecke, dafür aber mit einer Mischung aus alten und neuen Geschirrteilen, so dass keiner der Gäste an ihrem Tisch das selbe Setting beim Essen vorfinden würde.
Den Platz des althergebrachten ‘Blumenarrangements’, das althergebracht prächtige Tische schmückt, war durch Hemingways Buch ‘Paris-Ein Fest für’s Leben’ und eine Baguette ersetzt worden. Alt und neu – Jedem seine Überraschung- Bücher statt steif in strenge Gebinde gezwungene Blumen. Das mag ich.
Was ich auch mochte, war die freimütige Aussage, dass es bei Caroline Messensee durchaus vorkommt, für alle Gäste Pizza zu bestellen.
Aus Erfahrung weiss ich (Ja, auch Foodies bestellen Pizza und gehen ab und an sogar zu Burger King, OMG! Ich hoffe, niemandem stürzt jetzt eine Welt zusammen… ), dass Pizza-Bestellungen sehr schöne Abende einläuten können. Wer dieselbe dann noch auf edlem Geschirr (Nicht zu vergessen edles Besteck! Silber bevorzugt…) essen darf, ist ein glücklicher Mensch!
Ich liebe es beispielsweise, Cola mit frisch gepresstem Zitronensaft oder auch Bier aus meinen Lobmeyr-Musselin-Gläsern zu trinken. Das Trinkerlebnis ist (ohne jeden Snobismus gesagt!!) ein wirklich unvergleichliches! Der einzige Punkt ist, keine Spülmaschine, dafür sind sie eindeutig zu zart.
Die Art, wie jemand seinen Tisch deckt, gibt erstaunlich viel Aufschluss über den Charakter des Einladenden, seine Geschichte wird erzählt, seine Wurzeln, seine Lebensumstände wieder gespiegelt.
Die langjährige Leiterin des Kunstforums der Bank Austria und Modedesignerin Ingried Brugger deckte ihren Tisch mit Tiertrophäen, prächtigen Amaryllis-Blüten, ein kleiner Nymphenburg-Porzellan-Totenschädel lag in einer Kugeldose von Oswald Haerdtl (Auch ich besitze eine davon, aber ‘nur’ die allerkleinste! Es ist ziemlich dekadent und zugleich wundervoll, die bunten Jelly Beans meiner Tochter dort aufzubewahren- ich wage gar nicht daran zu denken, wie diese Sache einmal enden könnte…!).
Eine Hommage an Georgia o’Keeffe, deren Werke das Kunstforum Wien ab 7. Dezember 2016 zeigen wird.
Da dieser Abend nun schon ein Weilchen her ist, erlaube ich mir die Unvollständigkeit und verbleibe bei diesem kurzen ‘Rendu-Compte’, schon allein, weil Vergangenes nachzuerzählen nicht mein Fall ist.
Auch habe ich diese Veranstaltung (und ich gehe nur zu den allerwenigsten Einladungen) quasi aus persönlichen Gründen unbedingt besuchen wollen.
Ich fühle mich als ‘Wiener Kindl‘ verbunden mit allem, was diese unvergleichlich schöne Stadt ausmacht. Und wann immer ich zu einer Hochzeit (vor allem) im Ausland eingeladen bin, kaufe ich dann eine Kleinigkeit bei Lobmeyr. So bringe ich ein Stück Wien mit, ein Stück aus meiner Heimat, das dem Hochzeitspaar Glück bringen soll.
Das letzte Mal, das Paar wünschte sich nur Bares, habe ich das Ei von Herend (Das Design heisst wohl Apponyi) genommen. Als kleines Geschenk zum Kuvert dazu gelegt eine gute Idee.
Erstens, weil ein Ei ein Symbol ist und zweitens eine schöne Möglichkeit, es danach als Behältnis für den Ehering oder anderen Schmuck zu verwenden.
Das Herend-Porzellan, die wunderbaren Gläser in allen Formen und Ausführungen, die Hoffmann-Kreationen, alle haben Wien, das alte, das neue, das lebendige Wien in sich.
Die Liebe zur Materie, die Glaskunst in Perfektion, Stil, Tradition, Eleganz. Das ist Lobmeyr. Das kann man dort kaufen. Und wer jemals die schön verpackten Trophäen stolz nach Hause gebracht, aufgepackt und in sein Leben eingelassen hat, ist gewissermassen ‘geimpft’. Und die Wege führen einen früher oder später wieder an diesen Ort zurück…
Glaubt mir.