„Ich bin der Doktor.“
„Doktor Wer?“
„Genau der.“
Die am längsten laufende Science-Fiction-Serie der Welt feierte am letzten Wochenende in London ihren 50. Geburtstag. Die skurrile Geschichte um einen Timelord, der mit seinen Companions in der TARDIS, einer Zeitraummaschine in Form einer blauen Polizei-Notrufzelle zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reist und die Welt rettet, wurde am 23. November 1963 zum ersten Mal ausgestrahlt. Damit startete in Großbritannien ein popukulturelles Phänomen, das das Fernsehen nachhaltig geprägt hat. Eine der Besonderheiten von “Doctor Who” ist die eingebaute Verjüngung. Alle paar Jahre regeneriert der Doktor und nimmt eine jeweils andere Form an. So gab es bisher über 40 Verkörperungen, von denen aber nur 13 als “canon” gelten, als offizielle Inkarnation. Der derzeitige Doctor wird von Matt Smith dargestellt, ab 2014 übernimmt der Schauspieler Peter Capaldi das Ruder.
Vom 22. bis zum 24. November fand im Londoner Exhibition Center eine große Feier zum 50. Jubiläum statt – und “Raps für den Lachs”-Leserin und glühende “Doctor Who”-Anhängerin Barbarella Dura war live dabei! Rund 8.000 Menschen pilgerten täglich durch die beiden riesigen Hallen, in denen unter anderem Danny Hargreaves, der für SFX zuständig ist, Spezialeffekte vorführte. Auch Gesprächsrunden fanden dort statt: zum einen „11th hour“ mit Matt Smith, zum anderen „Regenerations“ mit älteren Doktoren. Mit ihren “Ice Warrior”-Tickets um den Hals begaben sich Barbarella und ihr Mann dorthin, doch “die Schlangen davor waren endlos. Wir ersparten uns die Warterei. Fürs geübte Schlangenstehen sind eher die Briten bekannt.” In der anderen Halle gab es Autogrammstände mit Altstars wie Colin Baker und Sylvester McCoy sowie einigen Companions, und auch dort bildeten sich lange Schlagen. Die Nachfrage der Fans war riesig! Sogar vor dem Verkaufsstand der BBC mussten die Fans mindestens 15 Minuten ausharren.
Schlangen über Schlangen
Natürlich durfte die TARDIS nicht fehlen, vor der man sich kostenlos fotografieren lassen konnte. Darüber hinaus gab es einen Bereich für Kinder, wo Stunts gezeigt wurden und man lernen konnte, sich wie ein Monster zu bewegen. Im 1. Stock wurden Classics gezeigt, außerdem gab es in einem Extraraum ein Classics-Panel mit den Companions Ace, Jo und Leela. “Das war lustig”, meint Barbarella. “Es wurden kurze Ausschnitte zu jedem Companion gezeigt und wir durften Fragen stellen.”
In der 1. Etage fand auch die Fotosession mit Matt Smith statt. “Die Schlange war gut 200 Meter lang, doch die Menschen warteten geduldig. Matt war sehr freundlich, schüttelte jedem zur Begrüßung die Hand und machte trotz allem einen entspannten Eindruck. Der arme Kerl – das waren harte Arbeitstage!”
Trotz Matt Smiths Einsatz war Barbarella alles in allem von der Veranstaltung enttäuscht. “Die Fans machten das Event zu einem Erlebnis. Und nur sie! Ihr Einfallsreichtum, ihre Hingabe, ihre Mühe. Was die Eventveranstalter auf die Beine gestellt haben, fühlte sich wie eine reine Verkaufsveranstaltung an. Horrender Eintrittspreis, Warteschlangen über Warteschlangen, wenig Kostüme oder Requisiten, alles chaotisch und unorganisiert.” So verließen die beiden pünktlich um 15 Uhr das Kongresszentrum, um ins „FOX“ zu gehen, denn dort sollte die große “Doctor Who Party” steigen.
Die Doctor Who Party
Anfang November lächelte Fortuna Barbarella und ihrem Mann zu, als die Tickets für die “Doctor Who Party” verlost wurden. Entsprechend groß war die Freude, auch bei den übrigen 1.498 Gästen! “Das FOX ist ein sehr schöner riesiger Pub über drei Ebenen. Überall hingen Bilder der Serie und alle fünf Minuten lief die Doctor Who-Titelmelodie. Auf der 2. Etage hatten Kanadier eine TARDIS-Konsole aufgebaut, sehr cool. Im oberen Bereich gab es zwei Verkaufsstände, wovon einer ganz besonders hervorstach. Dort gab es selbstgemalte Kalender, Weihnachtskarten, Lesezeichen etc., gemalte Doctors und Enemies. Das alles war so liebevoll gemacht, dass ich gleich drei Lesezeichen mitgenommen habe.”
Danach wurde es regelrecht feierlich. “10 Sekunden vor 17:16 wurde von allen ein Countdown runtergezählt. Denn genau um diese Uhrzeit hat „Doctor Who“ vor 50 Jahren das Licht der Fernsehwelt erblickt. Der Jubel war natürlich groß.” Barbarella lernte den Veranstalter Jeremy Bentham kennen, der Leute mit langer Anreise bevorzugt behandelte, und auch er hatte gut zu tun! Schließlich waren zu der Party Fans aus der ganzen Welt gekommen: neben Deutschland auch aus Tschechien, Neuseeland, Australien, Frankreich und Kanada. Offenbar kam die Nachmittagsveranstaltung im Kongresszentrum auch bei den anderen Fans nicht gut an. “Wir tauschten uns mit anderen Whovianern über das Event aus” so Barbarella. “Es wurde kollektiv als „rip-off“ bezeichnet.” Rip-off steht für Abzocke. “Dafür war die Party toll, weil alle die gleiche Leidenschaft für Doctor Who geteilt haben.” Dazu zählte auch die Vorfreude auf das große Filmspecial der BBC, das in ausgewählten Kinos in 3D gezeigt wurde.
The Day of the Doctor – der Film
Um 18:30 verließen Barbarella und ihr Mann die Party, um zum Kino nach Stratford zu fahren. Auch dort hatten sich viele Kostümierte eingefunden, insbesondere der legendäre Tom Baker-Schal war omnipräsent. Es gab einen Doctor Who „Sonic-Cocktail“ zur Begrüßung und die Tür zum Kinosaal sah aus wie TARDIS. Im Saal wurden zwei Doctor Who-Almanache verlost, die unter den Sitzen versteckt waren, dann ging’s endlich los. “Schon als die Titelmelodie lief, jubelten alle. Der Film war fantastisch, in 3D war es noch toller. Ich will nicht spoilern, aber kurz vor Ende gab es Freudenschreie und am Ende applaudierten alle wild. Danke, Mr. Moffat, für diesen wunderbaren Jubiläumsmoment!” Steven Moffat war Executive Producer der Jubiläumsepisode.
“Der Film war der Höhepunkt meines Doctor-Who-Jubiläumstages”, so Barbarellas Fazit. “Die Reise nach London hat sich auf alle Fälle gelohnt, allein schon wegen der anderen Whovianer. Zum 75. bin ich wieder dabei.”
Ich freue mich schon auf deinen Bericht, liebe Barbarella!
Fast 800 Episoden in 32 Staffeln und offenbar kein Ende in Sicht. Auf die nächsten 50 Jahre also! Vielleicht mit Helen Mirren oder Idris Elba als Doktor …
Britlandish (Seite von Barbarella Dura)
Zum Interview mit Mark Brake, Buchautor und Berater der Doctor Who Roadshow, geht’s hier lang!