Saßen wir also gestern bei einer Flasche “Nowij Swit” (Extra-Brut) und anlässlich ihres Geburtstages tranken Sekt einer Qualität, die mich staunen macht. Solche Qualität traut man Ukrainern – eigentlich – nicht zu. Sie widerspricht allen (Vor)Urteilen, weil man – normalerweise – bei “Krimsekt” an die handelsübliche halbsüße Plerre denkt, die als “Sowjetskoje Schampanskoje” oder als “Krimsekt” gereicht wird.
“Nowij Swit” knüpft an jene guten Traditionen an, die seinerzeit – 1890 – auf der Weltausstellung Paris mit einem Grand Prix honoriert wurde. Der erste Gründer eines Weingutes war meines Wissens Woronzow, welcher 1820 ein Gut bei Jalta anlegte. Wenig später, 1828, wurde auf der Krim das Weinbauinstitut Magaratsch gegründet und das Beste vom Besten – “Nowij Swit” – wurde von Lew Golizyn nach dem Krimkrieg (1853 – 1856) kreiert. Dergestalt, dass 1890 sogar die gaumenverwöhnten Franzosen diesem Getränk Respekt zollten. Grand Prix einer Weltausstellung – das ist doch was! Und – schwupps! – wieder hat man sich verzettelt! Wie war doch das Thema?
… – Liegengebliebenes? – Ach ja…
Für den 21. Juni plante ich ein Posting mit der Geschichte des Erfurter Buben, der als Dreizehn- oder Vierzehnjähriger alles Ersparte darauf setzte, um zum Finale der Deutschen Fußballmeisterschaft nach Berlin zu fahren, weil hier sein Lieblingsverein – Schalke 04 – spielte. Der Bub, der im Stadion bis zur 57 Minute glücklich war, denn Schalke führte mit 3:0.
Doch…
“…Drei Minuten nach dem 0:3 erzielte Wiens Halbrechter Schors nach einer langen Eingabe das erste Tor für Rapid, denen fast im Minutentakt zwei weitere Tore von Mittelstürmer Binder zum 3:3 Ausgleich folgten. Es war die bereits aus früherer Zeit bekannte „Rapid-Viertelstunde“, mit der die Wiener schon oft binnen kurzem ein Spiel für sich entschieden hatten. Für die Nervenstärke Binders spricht die Tatsache, dass er nach seinem verschossenen Strafstoß in der ersten Halbzeit sich nicht scheute, in der 63. Minute erneut als Elfmeterschütze anzutreten, um diesmal sicher zum Ausgleich zu verwandeln. Sieben Minuten später entschied Schiedsrichter Reinhardt erneut auf Strafstoß, nachdem der Schalker Tibulski seinen Gegenspieler Fritz im Strafraum zu Fall gebracht hatte. Erneut trat Binder als Vollstrecker an und schoss den Ball nach kurzem Anlauf unhaltbar zum 4:3 für Rapid ins Tor. In den restlichen zwanzig Minuten berannte Schalke das gegnerische Tor pausenlos aber vergeblich. Anschließend zeigten sich die Spieler von Schalke 04 als schlechte Verlierer, sahen sich durch den Schiedsrichter betrogen. Kapitän Ernst Kuzorra weigerte sich, die Ehrennadel für die Vizemeisterschaft anzunehmen. Die Fachleute vertraten jedoch die Ansicht, dass Schalke an seiner eigenen Siegessicherheit scheiterte und verwiesen auf die zahlreichen Torwartfehler des Schalkers Hans Klodt.”
Irre.
An dem Tag begann das Unternehmen Barbarossa, doch der kleine Erfurter Bub erinnert sich noch lange danach, in Friedenszeiten, an diesen Tag, als an den schwärzesten seines Lebens, weil Schalke verlor.
Nach sichergeglaubtem Sieg.
Vielleicht sind Niederlagen nach sichergeglaubtem Sieg besonders hart?
Ich will schreibend darüber nachdenken.
Jedenfalls wurde der Erfurter Bub schließlich Sportreporter, sogar Fußballberichterstatter und berichtete auch vom Berner Wunder 1954, allerdings für die DDR. Wurde instruiert – “DIE UNGARN SIND UNSERE FREUNDE!” – und schaffte den Spagat mit Sachlichkeit…
<Wiedervorlage>
Wenigstens will ich den 21. Juli nicht verpassen!
Also wenn es bald der 21. Juli wird, dann..
Genau vor vierzig Jahren, am 21. Juli 1971 stellte die New York Times dem Graffiti die Geburtsurkunde aus, indem sie über Demetrius, alias Taki aus der 183ten Straße berichtete. Einem damals 16jährigem Jungen, der die New Yorker Straßen und Plätze beschmierte und der dank der New York Times viele Nachahmer fand…
Coming soon.
<Wiedervorlage>
Und: Wie wäre es mit der Geschichte von der Freundin der Frau? Die der Mann der Frau nicht leiden konnte und die er daher vergraulte. Vermobbte sozusagen. Und die er seither aber, seit sie nicht mehr kommt, unendlich vermisst. Von derer Abwesenheit er nun weiß: Auch an eine Nervensäge kann man sich gewöhnen.
Man trinkt in Ruhe seinen Sekt – aber die Emotionen bleiben aus. Daher weiß ich: Man sucht eine Säge oft, wenn sie gerade nicht da ist.
*seufz*
<Wiedervorlage>
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