Lieber zukünftiger Vermieter

München. Mit dem Pathos, mit dem Bagheera zu Beginn der Dschungelbucherzählung Indien anpreist, könnte ich auch über München sprechen. Als Kind war die bayerische Landeshauptstadt für mich nichts als der Tierpark und das Deutsche Museum. Später kamen die Fußgängerzone, der Englische Garten, das Olympiagelände und viele Theatergebäude hinzu. In meinem 16. Sommer verbrachte ich nahezu jeden dritten Tag in München – meistens um ins Kino zu gehen. Dann wurde ich erwachsen und zog aus um die Welt kennenzulernen. Aber wie jeder Reisende irgendwann, möchte ich nun endlich nach Hause – in die Stadt meiner Glückserinnerungen.

Es ist alles bereit: Ich habe eine Arbeitsstelle und Freunde, die auf mich warten – nur keine Wohnung. Ich erzähle nichts Neues, wenn ich sage, dass es so gut wie unmöglich ist eine Wohnung in München zu finden – zumindest für beispielsweise einen Berufsanfänger wie mich.

Ich stehe also hier, bereit eine Zukunft zu gestalten und trotz meiner Freude auf diese Aufgabe, bin ich doch oft einfach nur gebeutelt, weil ich jeden Tag drei Stunden im Zug sitze (wenn alles gut läuft) und nie ankomme. Das Bedürfnis anzukommen ist menschlich und muss nicht näher erklärt werden. Aber wer erklärt mir, warum mir niemand die Möglichkeit gibt anzukommen?

Ich kann verstehen, dass Vermieter sich ihre Mieter sorgfältig aussuchen – ich würde es genauso machen. Sorgfalt gehört zu meinen Tugenden. Und ja, ich bemühe so alte, vergessende Worte wie „Tugend“, um meine Qualitäten als guter Mieter zu beweisen.

Warum ich ein guter Mieter bin?

Meine Handarbeitslehrerin meinte immer, sie könne sich darauf verlassen, dass ich ordentlich sei, deshalb kontrolliere sie mich nicht. Sie war damals schon sehr alt. Ungefähr so alt wie König Theodin von Rohan, bevor er von Gandalf dem Weißen aus seiner Umnachtung befreit wurde. Aber sie gehörte zu dem alten Unkraut, das nie vergeht. Wenn es gewünscht wird, mache ich sie ausfindig und lasse mir meine ordentliche Art bezeugen.

Mit alten Menschen kam ich schon immer sehr gut klar. Vielleicht, weil auch in mir schon ein kleiner, alter Mensch wohnt, der gerne früh schlafen geht, Bagammon spielt und Kreuzworträtsel löst. Seth Cohen und ich wären gute Freunde gewesen – aber im O.C. wäre es mir zu heiß und ich liebe doch das bayersiche Wetter. Weißblaue Himmel, kalte Winter zum Träumen, warme Sommer mit südlichem Flair.

Deshalb fahre ich auch gerne an den Wochenenden nach Hause in die Berge – weil ich dort in der Natur durchatmen kann, wenn mich Yoga und Meditation nicht mehr zur Ruhe bringen.

Ruhe ist wichtig für mich. Ich mag weder Lärm noch Menschenmengen. Ich brauche nicht viele Menschen um mich, nur die wenigen Richtigen. Ansonsten brauche ich zum Wohlfühlen nur ein Buch und ein kuschliges Plätzchen mit Kissen. Oder auch einen guten Film. Eine gute Serie.

Außerdem begegne ich der Welt und den Menschen immer mit einem Lächeln. Ein zufriedenes Leben führt man nämlich nicht mit schlechter Laune. Und ein zufriedenes Leben führt man auch nicht alleine, deshalb bemühe ich mich immer um ein Gemeinschaftsgefühl mit den Menschen, die regelmäßig meinen Weg kreuzen.

Kurz gesagt: Ich bin ein verantwortungsvoller, positiver Mensch, der Wert auf Respekt und einen höflichen Umgang Wert legt. Ich bin viel unterwegs und suche in meinem Heim einen Ort der Erholung und Ruhe.

Lieber zukünftiger Vermieter,

Ich suche eine 1 bis 2 Zimmer-Wohnung in München. Vorzugsweise in den Stadtteilen Neuhausen, Nymphenburg, Pasing oder Laim. Ich bin aber auch flexibel für andere Standorte. Nur eine gute Verkehrsanbindung ist mir wichtig, da ich keinen Führerschein besitze. Die Warmmiete sollte nicht über einer Spanne von 800-1.000 Euro liegen. Meine Eltern unterschreiben gerne als Bürgen den Mietvertrag (Mein Vater ist Beamter. Klingt das nicht gut?). Im Idealfall ist bereits eine Einbauküche vorhanden und vielleicht gibt es sogar einen kleinen Balkon.

Haben Sie eine solche Wohnung? Suchen Sie eine Mieterin wie mich? Dann schreiben Sie mir eine Email an [email protected]

Bitte nur seriöse Angebote.

Herzlichen Dank.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihre zukünftige Mieterin

PS: Noch ein paar Fakten zu meiner Person: Ich habe Geschichtswissenschaften und Germanistik studiert, anschließend einen Master in Germanistik gemacht. Ich besitze (fast) einen Abschluss der Freien Journalistenschule als Diplom-Journalistin und mache momentan ein Volontariat in der Online-Redaktion eines NGO-Medienhauses.



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