Licht an, wenn das Licht aus ist

Von Michaela Preiner

„Kohttp://“Komödie im Dunkeln“ (Foto: www.lupispuma.com / Volkstheater)

12.

April 2018

Theater

Die „Komödie im Dunkeln“, 1965 von Peter Shaffer in London uraufgeführt und für fünf Tony Awards nominiert, ist im Volkstheater gelandet.

Peter Shaffers wohl bekanntestes Stück „Amadeus“ wurde von Milos Forman verfilmt, wohingegen die „Komödie im Dunkeln“ weltweit die Bühnen – von den größten bis hin zu den kleinsten Sommertheatern – erobert hat. Und das mit gutem Grund. Präsentiert sich das Stück doch als Verwechslungs-Feuerwerk mit höchstem Tempo, geeignet für einen unbeschwerten, fröhlichen Theaterabend.

A hard day´s night – einer der vielen Superhits der Beatles – erklingt zu Beginn der Vorstellung in voller Länge, während es unterdessen im Zuschauerraum dunkel bleibt. Und auch als sich der Vorhang hebt, ändert sich an der Beleuchtung zuerst wenig. Der junge Bildhauer Brindsley Miller und seine Verlobte, Carol Melkett, bewegen sich auf der Bühne und sprechen miteinander, als würden sie die sie umgebende Dunkelheit gar nicht bemerken.

Die Regieanweisungen, die Shaffer in seinem Text festhielt, werden, was die Lichtverhältnisse betrifft, in der Aufführung am Volkstheater penibel eingehalten. Wenn das Licht auf der Bühne ausgeht, weiß man, dass genau das Gegenteil im Stück der Fall ist. Wenn die Bühne hell erleuchtet ist, versinkt das Ensemble imaginär im Dunkel des Stromausfalles, stolpert übereinander, verfehlt sich oder greift auch schon mal zur falschen Flasche. Das Publikum sieht, was Brindsley und seine Gäste nicht sehen und umgekehrt.

Licht an, wenn das Licht aus ist

„Komödie im Dunkeln“ (Foto: www.lupispuma.com / Volkstheater)

Der Regisseur Christian Brey unterstützt diese dramaturgisch schon höchst ausgefeilte Szenerie noch durch jede Menge Slapstick, die zum größten Teil von Thomas Frank in der Rolle des erfolglosen Künstlers Brindsley getragen wird. Frank hat am Volkstheater die komödiantischen Rollen gebucht und beeindruckt vor allem durch seinen körperintensiven Einsatz auf der Bühne. Dabei legt er einen stuntreifen Treppenabgang hin, stolpert halsbrecherisch über Möbel, stranguliert sich beinahe am Kabel einer Stehlampe und verliert ungeschickt immer wieder das Gleichgewicht bei der Handhabung von monströsen 60er-Jahre-Sitzsäcken.

In dem Haus, in dem sein Apartment liegt, ist der Strom ausgefallen. Seine Wohnung hat er ungefragt mit wertvollen Antiquitäten seines schwulen Nachbarns Harold Gorringe, einem Antiquitätenhändler, ausgestattet. Die unautorisierte Möbelleihe soll Brindsleys zukünftigen Schwiegervater, einen pensionierten Militär, beeindrucken. Aber auch einen mysteriösen Kunstmezän, der von Brindsleys Arbeiten begeistert ist und sich zu einem Besuch angekündigt hat. Dass sich daraus jede Menge Verwicklungen ergeben, versteht sich von selbst.

Steffi Krautz als ängstliche Nachbarin und Sebastian Pass als homosexueller Antiquitätenhändler geben ein wunderbar schrulliges Duo ab, das in ihrer Schauspielkunst jegliche Outriertheit außen vorlässt. Dennoch wirkt ihr Spiel in höchstem Grad humorig.

Mit Nadine Quittner und Birgit Stöger treffen zwei Charaktere aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein können. Die naive Carol (Quittner), Tochter des pensionierten Colonel Melkett (Stefan Suske), sonnt sich schon im Vorhinein in der Vielleicht-einmal-Berühmtheit ihres künstlerisch begabten Verlobten. Clea (Stöger), Brindsleys Ex-Freundin, selbstbestimmt und eine Kämpferin um ihr Liebesglück, wirbelt die ohnehin schon völlig kopflose Gesellschaft auch noch kräftig durcheinander. Als der zu Hilfe gerufene Elektriker eintrifft, der aufgrund seiner Kunstsachkenntnis sofort für den angekündigten Kunstsammler (Mario Schober) gehalten wird, potenzieren sich die Verwicklungen des Abends. Sebastian Klein weiß in der Rolle des kunstsinnigen Handwerkers gar nicht wie ihm geschieht, als man ihn schließlich der Unlauterkeit bezichtigt, hebt aber mit seinen Aussagen den Wert von Brindsleys Plastiken in Sekundenschnelle.

Licht an, wenn das Licht aus ist Licht an, wenn das Licht aus ist

„Komödie im Dunkeln“ (Fotos: www.lupispuma.com / Volkstheater)

Die wilden Slapstickeinlagen, teilweise vom Publikum mit Lachsalven begleitet, übertönen partiell die parallel stattfindenden Dialoge, was aber dem Verständnis für den großen Plot nicht schadet. Für ältere Semester bietet das Bühnenbild und die Kostüme von Anette Hachmann einen kleinen Flashback in die 60er-Jahre. Die „Komödie im Dunkeln“ präsentiert sich als unterhaltsame Farce mit einer riesigen Portion Spielleidenschaft des Ensembles. Eine Produktion, die dem Publikum das gibt, was sich viele vom Theater erwarten: Einen unterhaltsamen Abend ohne den Anspruch, sich mit aktuellen Weltproblemen auseinandersetzen zu müssen.

Weitere Termine auf der Homepage des Volkstheaters.

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