Let’s talk about Startups – Teil 3 mit Ansgar Jonietz

Was bisher geschah: Teil 2 mit Wadim Suslow von “Whisp”.

Es müssen nicht immer nur “Big Business” Ideen sein, die groß rauskommen. Wir brauchen meiner Meinung nach mehr Startups wie “leidenschaftlich neugierig” oder eben wie “Was hab’ ich?”. Das junge Unternehmen aus Dresden hilft “Normalsterblichen” zu verstehen, was deren “Götter in Weiß” so aufschreiben, sprich es hilft beim Verstehen von medizinischem Fachchinesisch. Und das ganze auch noch kostenlos für den Patienten. Wie das Ganze funktioniert und wer dahinter steckt, erklärt uns Ansgar Jonietz Mitgründer von “Was hab’ ich?”.

Kannst du dich kurz, für die Menschen, die dich noch nicht kennen, vorstellen?

Bild: Amac Garbe

Bild: Amac Garbe

Mein Name ist Ansgar Jonietz, ich bin seit 15 Jahren unternehmerisch aktiv – zunächst parallel zu Schule und Studium, seit Abschluss meines Studiums als Diplom-Informatiker im Februar 2009 in Vollzeit. Für meine IT-Projekte habe ich 2009 die Netzmanufaktur GmbH gegründet. Anfang 2011 startete ich gemeinsam mit Johannes und Anja Bittner das soziale Projekt „Was hab‘ ich?“; seit Januar 2012 sind wir geschäftsführende Gesellschafter der „Was hab‘ ich?“ gemeinnützigen GmbH und arbeiten daran, Arzt und Patient auf Augenhöhe zu bringen.

Was genau ist bzw. macht “Was hab‘ ich” ?

„Was hab‘ ich?“ erklärt medizinische Befunde. Patienten können dazu auf unserer Website einen Befund einsenden und erhalten wenige Tage später kostenlos eine leicht verständliche Erläuterung des Befundes – wir “übersetzen” also vom Medizinerlatein ins Patientendeutsch. Hinter dem Projekt stehen über 1.000 Medizinstudenten und Ärzte – die Mediziner arbeiten ehrenamtlich für „Was hab‘ ich?“ und bereiten sich damit engagiert und praxisnah auf ihr
Berufsleben vor. Die Bearbeitung realer Patientenfälle führt dazu, dass Studenten sich immer wieder neues medizinisches Fachwissen aneignen und gleichzeitig lernen, komplexe Medizin patientengerecht zu erklären

Als Arbeitsumgebung dient den Medizinstudenten und Ärzten eine selbst entwickelte, von außen nicht zugängliche virtuelle Plattform. Dieses interne Medizinernetzwerk stellt die Steuerzentrale von „Was hab‘ ich?“ dar und bietet neben den Übersetzungswerkzeugen Möglichkeiten zur Diskussion sowie zum fachlichen Austausch.

Was war deine Motivation zu gründen?

Erfülltes Arbeiten ist kaum stärker als im eigenen Unternehmen möglich. Selbst wenn etwas im Projekt nicht gut läuft – vielleicht ist man selbst schuld daran, aber das wichtigste ist: man weiß, dass man es selbst ändern kann. Es gibt keine Strukturen, die man nicht selbst prägen kann, keinen “Druck von oben” – mit der Gründung kann man seinen Traum-Arbeitsplatz selbst erschaffen.

Was hat dich bisher am meisten beeindruckt im Bezug auf deine Gründung?

Die unglaubliche Arbeit unserer Mediziner beeindruckt mich seit Jahren. Vor kurzem wurde Befund Nr. 20.000 übersetzt – hinter jedem einzelnen stecken Stunden an ehrenamtlicher Arbeit. Gleichzeitig ist es ein tolles Gefühl, die Rückmeldungen unserer Patienten zu lesen – die meisten sind vollkommen überwältigt von der Ausführlichkeit und Verständlichkeit unserer Erklärungen.

Wie geht’s weiter mit “Was hab‘ ich” ?

Wir haben viel vor. Seit letztem Semester sind wir erstmals im Bereich der medizinischen Lehre aktiv und haben in Hamburg einen Kurs für Studenten im praktischen Jahr angeboten, der als Teil des Studiums anerkannt wird. Gerade startet in Dresden unser erstes Wahlfach für Medizinstudenten im achten bis zehnten Fachsemester.

Parallel arbeiten wir auch daran, auf Patientenseite mehr zu erreichen: der Befunddolmetscher, ein gemeinsames Projekt mit der Bertelsmann Stiftung, wird immer weiter ausgebaut und enthält schon über 6.000 Artikel, die Fachbegriffe im Kontext bestimmter Untersuchungsverfahren und Lokalisationen erläutern – hier arbeiten wir gerade an einem responsiven Relaunch der Seite.

Kommendes Jahr starten wir außerdem ein Pilotprojekt mit einer Klinik, bei dem Patienten bei der Entlassung zusätzlich zum normalen Entlassungsbrief für den Hausarzt auch eine Patientenversion dieses Briefes erhalten, den “Patientenbrief”. All diese Projekte erfordern natürlich auch organisatorische Veränderungen: wir haben gerade zwei neue Stellen geschaffen und planen den Umzug in größere Büroräume.

Was ist dein ultimativer Tipp für diejenigen die selber über’s Gründen nachdenken?

Legt los! Planen und vorbereiten ist oft vertane Zeit. Fangt mit dem wichtigsten an, dem, was das Projekt am meisten nach vorne bringt oder am kritischsten für den Erfolg ist. Seid früh am Markt und holt euch direkt Feedback ein. Keine Angst vor Nachahmern – erzählt allen von euren Ideen!

Danke Ansgar für’s Beantworten meiner altbekannten Fragen. Wenn ihr auch mal Hilfe beim Verstehen von eurem medizinischen Befund braucht, dann schaut doch mal auf die Webseite von “Was hab’ ich?”. Da wird euch mit Sicherheit geholfen.

Ihr wollte auf dem Laufendem bleiben? Dann folgt “Was hab’ ich?” auf Twitter oder abonniert die News über die Facebook Seite.

Wenn Ihr selbst ein/e Gründer/in seid oder vielleicht jemanden kennt, der wunderbar zu der Interview-Reihe passt, dann meldet euch doch einfach per E-Mail.


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