Am 4. März 2020 war die freie Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Charlotte Roth in Ettlingen zu Gast und stellte in der Thalia Buchhandlung ihren erst wenige Tage zuvor erschienenen Roman »Die Königin von Berlin« vor.
Die gebürtige Berlinerin Charlotte Lyne veröffentlichte unter ihrem Pseudonym Charlotte Roth bereits sechs weitere Romane im Droemer Knaur Verlag, in dem sie Frauenschicksale vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte ins Rampenlicht setzt. Auch ihr neuer Roman »Die Königin von Berlin« bildet da keine Ausnahme, und wird hoffentlich ein neuer Bestseller!
Charlotte Roth setzt in ihrem neusten Werk der weitgehend unbekannten Theaterdarstellerin, Schauspielerin und Muse Bertolt Brechts, Carola Neher, die aufgrund ihres unglaublichen Talents heute immer noch eine allseits bekannte Persönlichkeit sein könnte, wären die Umstände andere gewesen, ein Denkmal. Die Reise geht in die Zeit der Weimarer Republik, Deutschland ist vom Krieg gebeutelt, die Menschen haben durch die Inflation einen täglichen Lebenskampf zu bestreiten und das Gefühl, dass die eigene Zeit zu wertvoll ist, um sie zu vergeuden, da man nie so genau wissen kann, wann diese zu Ende ist, beeinflusst das Leben vieler Menschen.
Gestern stellte die Schriftstellerin in der Ettlinger Thalia Buchhandlung ihren Roman über die vergessene Schauspielerin Carola Neher vor, deren Karriere 1931 ihren Höhepunkt mit dem Film der »Dreigroschenoper« erreichte, und erweckte mit ihrer Lesung die 20er und 30er Jahre zum Leben. In gespannter Stille lauschten die Zuschauer der rauchigen Stimme, die uns auf eine Reise nach München, Baden-Baden und Berlin mitnahm und die glamouröse Welt des Theaters von einer anderen Seite, die der Künstler, Intendanten und Schreiber zeigt.
Mein Kopf steckt schon seit ein paar Tagen in diesem einnehmenden Roman und ich habe mich direkt in die Geschichte, die sture und zielstrebige Persönlichkeit Carlas und das mit Glamour behaftete Setting der Theaterwelt verliebt. Daher möchte ich schon jetzt den Roman wärmstens weiterempfehlen!
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Im anschließenden Gespräch mit Charlotte Roth wurde deutlich, wie sehr die Autorin für diese Zeit, das Theater und vor allen Dingen für das Schreiben brennt. Ihr liegt unglaublich viel daran, die vergessene Schauspielerin Carola Neher zurück auf die Bühne zu holen und so wirbt sie für die Aufnahme des einst durch das dritte Reich verloren geglaubten Filmmaterials der »Dreigroschenoper«, ein Zeitzeugnis der deutschen Filmkunst, bevor sie durch die Propagandafilmszene zerstört wurde. Einen Vorgeschmack kann man sich bereits vorab zu Gemüte führen: hier das »Barbaralied« von Carola Neher gesungen.
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Tolle Neuigkeiten für alle, die bereits auf mehr von Charlotte Roth warten: ein weiterer Roman steht kurz vor der Fertigstellung und ich darf euch verraten, dass die Geschichte in Odessa handeln wird, das Thema Schwarzmeerdeutsche eine Rolle spielt und es um eine deutsche Familie geht, die ein Hotel aufbaut. Außerdem steht auch schon fest, dass sich der darauf folgende Roman wieder um die Welt des Theaters drehen wird. Wir dürfen also gespannt sein!
Die Schriftstellerin ist zudem unter den weiteren Pseudonymen Carmen Lobato, Lilli Klausen und Lydia Conradi zu finden und arbeitet als Übersetzerin und Lektorin. Mehr dazu kann man auf ihrer Homepage https://charlotte-lyne.com/ nachlesen.