Beim Herumstöbern in den verschiedenen Blogs tauchen immer wieder überaus nachdenkenswerte Beiträge auf. So bin ich gerade auf Mademoiselle Nocturnes Artikel »Vorzeitig gibts nicht« gestoßen. Ich gebe zu, er ist schon gut zwei Monate alt, aber manchmal rutscht einem so ein Beitrag einfach durch. Zum Glück ist das Internet geduldig, und so ist er schließlich dann – wenn auch spät – doch noch aufgefallen.
Zunächst mal finde ich die Herangehensweise ganz hervorragend. Die versteckten Zwänge und Leistungsanforderungen, die bei dem Klischee „zu früh kommen“ sofort im Hintergrund mitspielen, sind total überflüssig und eigentlich auch nur schädlich. Was für ein Unsinn. Ein lusterfülltes Jadespiel ist überhaupt nicht davon abhängig, wer früher oder später oder vielleicht auch mal gar nicht kommt. Und es gibt mehr als genug Möglichkeiten, die den Männern nun mal naturgegebene Zwangspause mit anderem lustvollem Tun zu füllen. Alles andere wird dann schon ganz von selbst passieren.
Das schwerste daran ist mit Sicherheit, dass beide Partner dies in ihren Köpfen auch wirklich so begreifen. Dafür müssen viele von außen kommende Maßstäbe und Klischees, unbewusste Vorgaben und Leistungsansprüche erst einmal aufgedeckt und dann aus dem Bewusstsein getilgt werden. Sex läuft nicht nach Protokoll – und doch sind eine Menge Vorstellungen im Kopf, die sich nicht einfach abschalten lassen. Auf beiden Seiten.
Mir ist aber noch ein weiterer Aspekt wichtig, den ich gern dem Blog von Mademoiselle Nocturne noch hinzufügen möchte:
Es ist wichtig, den Frust zu verstehen, den ein „Vorzeitig“ auslösen kann – auf beiden Seiten. Nicht, weil es den Normen nicht entspricht, sondern weil es wirklich frustrierend ist. Es ist so ähnlich, als wenn man zwei Stunden lang in der Küche steht und ein wundervolles Essen zubereitet auf das man sich selbst sehr freut und dann endlich am Tisch sitzt und im Angesicht all der leckeren Speisen trotzdem keinen Appetit mehr hat. Das ist wirklich frustrierend. Mit diesem Frust umzugehen ist nicht so einfach. Da hilft es auch nicht zu sagen, dass man beim nächsten Essen bestimmt wieder Appetit hat. Und auch mit kleinen leckeren Desserts wird man da nicht weiterkommen.
Beide Seiten müssen unbedingt lernen, Verständnis für diesen Frust aufzubringen – sowohl für eigenen als auch den des oder der Anderen. Vielleicht endet dadurch ein lustvoller Abend recht plötzlich. Aber dies auszuhalten und mit sich und der oder dem anderen liebevoll umzugehen, das ist eine der großen Herausforderungen einer Partnerschaft. Und eigentlich gilt auch hier wieder dasselbe „Patentrezept“ das eine Partnerschaft vom Anfang bis zum Ende begleitet: Redet darüber. Niemals den Frust aufessen. Es muss nicht sofort sein, aber es muss sein. Egal, wieviel inniges Verständnis auch immer man füreinander hat – man erfährt nur dann, was der oder die andere wirklich denkt und fühlt, wenn man darüber spricht.
Ich möchte aber zum Schluss gern noch einmal betonen, dass ich die von Mademoiselle Nocturne beschriebene Herangehensweise ausgesprochen gut und nachahmenswert finde: Endlich die verdrehten, anerzogenen oder von außen aufgezwungenen Maßstäbe aus dem Kopf verbannen und sich statt dessen lieber miteinander beschäftigen; einen ganz eigenen Weg für das Jadespiel finden, der nicht geprägt ist von allgegenwärtigen Schablonen wie „vorzeitig“ , „Vorspiel“, „Geschlechtsakt“, „Nachspiel“ – sondern einzig und allein von den beiden Menschen, die miteinander spielen.
Nach eigenen Regeln.
Quelle: Vorzeitig gibts nicht aus dem Blog Les petits Plaisirs