„Jedenfalls wird er dich nicht offen herausfordern“, sagte Weston zu Jason gewandt. Dieser nickte: „Stimmt, einen weiteren Kampf wird er vermeiden wollen. So was überlässt er gerne anderen.“Stuart hatte bislang nur zugehört, aber er war bereit, den Hybriden zu helfen, wenn es nötig war. Er wusste nur nicht wobei, schließlich war er ein neugeborener Seelenloser und hatte die lange vorangegangen Kämpfe und Kriege verpasst. Letzteres bedauerte er nicht, aber er fürchtete um seinen Erschaffer und Freund Jason Dawn, dem er bedingungslos vertraute. In dem Gespräch hatte er jedoch erfahren, dass Jason wohl schon einmal eine kurze Affäre mit einem Mann eingegangen war, eben mit diesem Xavier, den er unbedachterweise zu einem recht mächtigen Vampir gewandelt hatte. Das wiederum hatte seinem Herzen einen kleinen Stich versetzt.„Ayleen ist jedenfalls für ihn nutzlos, wenn sie sich nur wie ein Mensch fortbewegen kann. Sie dürfte erstmal in Sicherheit sein. Er kann sie nicht so ohne weiteres entführen. Und beißen wird er sie nicht aufgrund ihrer engelhaften Abstammung. Das Risiko geht er nicht ein“, überlegte Miles jetzt. „Insofern hat Leander richtig gehandelt.“„Ich glaube nicht, dass seine Tochter freiwillig diese Fähigkeit aufgegeben hat“, gab Jason zu bedenken. „Warum spüren wir diesen Xavier nicht einfach auf und vernichten ihn? Wir sind schließlich in der Überzahl“, platzte Stuart in die Unterhaltung.„Das haben wir schon einmal gebracht“, sagte Weston. „Er kennt uns und wird sich bestimmt nicht mehr so unvorsichtig bewegen wie früher. Jason wird ihn kein zweites Mal in eine Falle locken können. Und auf die Hilfe der Lamia können wir auch nicht mehr zählen.“ In den letzten Worten schwang ein leichter Vorwurf gegen Jasons unvorsichtiges Agieren in der Vergangenheit mit.„Und was ist mit mir? Mich hat er nie gesehen.“Alle blickten nun zu dem jungen, hübschen Vampirneuling, der sich gerade eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Miles grinste. „Stimmt, und Xavier hat ein Faible für so was Niedliches wie dich.“Für diesen Satz erntete er einen giftigen Blick aus Jasons tiefbraunen Augen. „Du hast keine Chance gegen Xavier“, sagte dieser dann zu Stuart gewandt. „Wir sollten auf Leanders Hilfe setzen. Bisher hat er uns immer gut beraten.“ Und eigentlich sogar meinen Job gemacht.Die beiden Clubbesitzer nickten einvernehmlich. „Bleibt noch immer die Frage: Schlagen wir zuerst zu oder warten wir ab, was unser Franzose unternimmt?“„Beides“, erwiderte Jason. „Ihr wartet hier und ich reise nach Paris.“ Stuart schaute ihn entsetzt an. „Allein?“, vergewisserte er sich in einem rührend besorgten Tonfall. Jason musste lächeln. Miles räusperte sich verdächtig laut. „Ehrlich gesagt, mir wäre wohler, wenn du bei den Jungs bleiben würdest. Ich werde mit Xavier fertig und möchte nicht, dass er mit dir ein Druckmittel gegen mich in die Hand bekommt.“Ein enttäuschter Blick aus Stuarts moosgrünen Augen war die Antwort, doch Jason blieb hart.„Na schön“, murrte der junge Vampir noch und fügte sich. „Und ihr kümmert euch bitte um ihn“, bat er Miles und Weston. So ein Sensibelchen hat uns gerade noch gefehlt. Der fragt seine Opfer erst höflich, ob er zubeißen darf und entschuldigt sich womöglich hinterher noch, dachte Miles zynisch. Er zuckte die Schultern. „Klar, machen wir doch gern.“
Leseprobe aus "Fatalis - Schicksalswege"
Der Club hatte noch nicht geöffnet. Drinnen bot sich ein Bild wie in den guten alten Tagen aus Jasons Zeit als Musiker: Miles, Weston, Stuart und er saßen an einem der Lounge-Tische und berieten sich. Der Einzige, der fehlte, war Shane Lansford. Der Gitarrist war gerade mit einer neuen Band auf Tour.„Wir können davon ausgehen, dass Xavier in Paris ist. Dort kennt er sich aus, von dort wird er planen“, meinte Jason.„Die Frage ist doch, was er plant“, murmelte Miles und genehmigte sich noch einen der Spezialdrinks, die sie hier für das blutsaugende Publikum servierten.