Lesen im Juni

Lesen im JuniWenn das Leben um mich herum im Chaos versinkt, flüchte ich mich in meine Bücher. Vielleicht habe ich deswegen im Juni besonders viel gelesen. Besonders ist aber noch etwas anderes: Es war darunter nur ein einziges Buch, das ich nicht mochte. Alle anderen haben mich restlos begeistert. Leider habe ich in meinem Dunstkreis kaum jemanden, der sich für mein literarisches Geschwafel interessiert. Deswegen kam ich auf  die Idee, hier eine kleine Serie zu starten und über die Bücher zu schreiben, die ich im Laufe des Monats gelesen habe.
Eine kleine Anmerkung bevor es losgeht: Ich lese meistens auf Englisch und das aus mehreren Gründen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei Übersetzungen viel von der Unmittelbarkeit der Originalsprache verloren geht. Manche Redewendungen, Witze oder Andeutungen funktionieren einfach nicht, wenn man sie in eine andere Sprache überträgt. Und dann ist Lesen natürlich ein grossartiger Weg, um Fremdsprachen zu trainieren. Ich habe im Alltag wenig Gelegenheit, Englisch zu sprechen. Mit Büchern und Filmen halte ich meine Sprachkenntnisse fit. Natürlich muss da jeder für sich den besten Weg finden. Ich bin sicher, dass alle Bücher auch auf Deutsch sehr empfehlenswert sind.
Wiedersehen mit Brideshead: 3 / 5 Sterne 
Hatte ich schon lange lesen wollen, weil es als die britische Antwort auf The Great Gatsby gilt. Das Buch erzählt die Geschichte vom Zerfall der Familie Flyte, die auf Schloss Brideshead ihren Wohnsitz hat. Obwohl das Thema sehr vielversprechend klang, hat mich das Buch schnell gelangweilt, so dass ich schliesslich gar nicht bis zum Ende gelesen habe. Die religiöse Gesinnung der Protagonisten steht stark im Vordergrund, was ich - als absolut nicht religiös interessierter Mensch - immer mühsam finde. Vielleicht hatte ich auch deswegen Schwierigkeiten, eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen. Ich weiss, dass es ein wichtiges Stück Literatur ist, leider macht es das auch nicht spannender für mich.
The great Alone: 5/5 Sterne

Dieses Buch. Wow. Es hat mich daran erinnert, warum ich mich überhaupt in Bücher verliebt habe, so gut ist es. Es erzählt die Geschichte einer Familie, die in die Einsamkeit Alaskas auswandert und sich dort ihren Problemen stellen muss. Ich hätte es in einem Zug durchlesen können, wenn ich nicht ab und zu noch arbeiten müsste. Ich konnte es nicht aus der Hand legen, als ich einmal damit angefangen hatte. Es ist spannend, dramatisch, romantisch und schockierend - alles auf einmal. Ich habe gelacht und geweint (meistens letzteres) während ich gelesen habe. Das Buch beschreibt eine ganz andere Welt, als die, die ich aus meinem Alltag kenne und hat mich wohl auch deswegen alles um mich herum vergessen lassen.
Anmerkung: Meine ich das nur oder erscheinen in letzter Zeit sehr viele Bücher über Leute, die nach Alaska auswandern? Vielleicht bin ich gar nicht die einzige, die am liebsten alles hinschmeissen und in die Wildnis wandern will, sondern folge nur unterbewusst einem grossen Trend...Everything I never told you: 4/5 Sternen
Dieses Buch stand schon seit Ewigkeiten auf meiner Leseliste. Ich bin immer ein bisschen davor zurückgeschreckt, weil es so traurig klang, bin aber sehr froh, dass ich es nun doch endlich gelesen habe. In einer Kleinstadt verschwindet ein junges Mädchen und wird kurz darauf tot im See gefundnen. Das Buch erzählt davon, wie ihr Tod die Familie verändert. Ich mag Familienporträts und dieses hier hat mir besonders gut gefallen, weil es viele Probleme aufgezeigt hat, ohne reisserisch oder laut zu werden.
Educated: 5/5 Sterne
Ich habe so viel Gutes über dieses Buch gehört - nicht zuletzt von der netten Frau an der Kasse im Buchladen, die mir beim Bezahlen bestätigte, dass das ein ganz tolles Buch sei und sie es sehr gerne gelesen habe. Normalerweise laufen solche gehypten Bücher Gefahr, die hohen Erwartungen zu enttäuschen, die man in sie hat. Von Educated kann ich das wirklich nicht sagen. Es ist die wahre Geschichte von Tara Westover, die isoliert von der Gesellschaft in einer sehr religiösen Familie aufgewuchs und darum kämpfen musste, eine schulische Ausbildung zu erhalten. Das Buch war unglaublich fesselnd aber wirklich keine leichte Kost. Die Passagen, in denen sie die Misshandlungen durch ihren gewaltätigen Bruder beschreibt waren furchtbar zu lesen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, so etwas wirklich zu erleben.

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