Am 9. Oktober 1825 erreichte das im norwegischen Stavanger gestartete Segelschiff Restauration den Hafen von New York, mit dem die ersten norwegischen Immigranten die Vereinigten Staaten von Amerika erreichten. Im Rahmen der amerikanischen Einwanderungsgeschichte eigentlich keine Besonderheit und wenn man bedenkt, dass die Vorfahren der norwegischen Einwanderer als Wikinger auf den Weltmeeren unterwegs waren, ist die Fahrt mit einem Segelschiff nun auch nichts, was einen unbedingt in Erstaunen versetzt. Nun nimmt man in den USA aber dieses Datum zum Anlass, den Leif Erikson Day zu feiern und dessen Geschichte, also die der Entstehung des Feiertags, hat es wahrlich verdient, hier auf den kuriosen Feiertagen erwähnt zu werden.
Wer hat Amerika entdeckt? Kolumbus oder doch die Wikinger?
Eine beliebte Streitfrage unter Historikern dreht sich darum, wer denn nun den amerikanischen Kontinent entdeckt bzw. als erstes betreten hat. Während die offizielle Geschichtsschreibung der westlichen Welt Kolumbus und das Jahr 1492 anführt, entstand Ende des 19. Jahrhunderts eine andere Auffassung: So publizierte der Norweger Rasmus Bjørn Anderson (1846 – 1936) im Jahr 1874 das Werk America Not Discovered by Columbus, in dem er erstmals die These veröffentlichte, dass die Wikinger bzw. Leif Erikson und seine Mannschaft bereits um 1000 n. Chr. als erste Europäer die Neue Welt betreten hätten.
Aufgrund der an diese Arbeit anschließenden Forschungen – u.a. durch die norwegischen Historiker Knut Gjerset und Ludvig Hektoen – erkannte die USA 1925 in Person des damaligen Präsidenten Calvin Coolidge Leif Erikson als Entdecker des amerikanischen Kontinents an. Anderson war so überzeugt von seinen Ergebnissen, dass er es 1930 schließlich schaffte, den Leif Erikon Day als staatlichen Feiertag im US-Bundesstaat Wisconsin anerkennen zu lassen. 1931 folgte Minnesota und bis 1956 folgten 5 weitere amerikanische Bundesstaaten (South Dakota, Illinois, Colorado, Washington und Kalifornien).
Leif Erikson – Ein Wikinger erobert die Vereinigten Staaten
1963 brachte der Kongress-Abgeordnete John Blatnik aus Duluth einen Gesetzesentwurf zur Abstimmung, durch den der Leif Erikson Day zukünftig landesweit als staatlicher Feiertag anerkannt werden sollte. Nur ein Jahr später wurde dieser Entwurf einstimmig vom Kongress verabschiedet und seit 1964 ist jeder Präsident dazu angehalten, diesen Tag jährlich angemessen und offiziell zu verkünden. In der Nachfolge des damals amtierenden Amtsinhabers Lyndon B. Johnson hat sich bis heute auch jeder daran gehalten. Die jeweilige Regierung nutzt die Verkündigung des Leif Erikson Day in der Regel dazu, die Verdienste der skandinavischen Einwanderer für die Vereinigten Staaten und den Geist des Entdeckertums zu preisen. Vor allem in einigen Staaten des mittleren Westens, die über einen hohen Bevölkerungsanteil mit skandinavischen Wurzeln verfügen, wird dieser kuriose Feiertag groß begangen. Auch wenn das Datum eigentlich keinen konkreten Bezug zur historischen Figur Leif Erikson aufweist, ist es eine schöne Geschichte, wie bestimmte historische Entwicklungen ihren Niederschlag im gesellschaftlichen Alltag eines Landes finden können.
In diesem Sinne: Happy Leif Erikson Day. Hinga Dinga Durgen.
Weitere Infos finden unter:
- Presidential Proclamation–Leif Erikson Day, 2011
- Wikipedia-Eintrag zum Life Erikson Day (englisch)