Ich wache auf.
Orientierungslos schaue ich mich um und fasse auf die Bettseite neben mir. Mein ausgeklapptes Bett ist leer. Der Raum ist kalt.
Verschlafen drehe ich mich auf die andere Seite. Hier ist sie sicher.
Aber auch diese Seite des Bettes ist leer.
Langsam realisiere ich, dass das zweite Zudeck nicht angefasst wurde, sondern nach wie vor zusammengelegt auf der anderen Betthälfte liegt.
Ein flaues Gefühl stellt sich mir im Magen ein. Dieses Bettdeck ist leer und kalt. Und das war es auch schon als ich gestern Nacht ins Bett gegangen bin. Und auch, als ich Stunden später irgendwann wegdämmerte.
Die Wahrheit holt mich ein. Ich werde zurück in die Wirklichkeit gerissen.
Das Bett bleibt leer. Und kalt.
Benommen setze ich mich auf. Reibe mir die Augen. Aber mein Blick bleibt verschwommen. Ich weiß nicht genau, ob es Schlaf ist oder Tränen. Oder beides.
Mich fröstelt es. Die Heizung geht nicht. Aber ich bin mir sicher, es würde mich auch mit der Heizung frösteln. Die Kälte von innen kann mit einer Heizung nicht vertrieben werden. Ich ziehe mir ein Shirt über und stehe auf. Wanke durch das Chaos meines Zimmers zum Fenster und schließe es.
Draußen ist vor Nebel kaum etwas zu erkennen. Ich reibe mir noch mal die Augen. Diesmal ist es das Naturphänomen, dass meine Sicht trübt. Keine Schlaf mehr. Tränen nur noch ein bisschen.
Schweren Schrittes schlurfe ich aus meinem Zimmer.
Die ganze Wohnung scheint farblich entsättigt. Leise höre ich die Uhr im Flur ticken. Auch die Wohnung ist leer.
In der Küche schiebe ich leere Packungen von Fertigessen zur Seite um einen Platz für meine Tasse zu finden. Dann setze ich Wasser für Tee auf.
Ich gehe ins Wohnzimmer. Ein Glas vom letzten Wochenende steht auf dem kleinen Wohnzimmertisch. Cola-Reste sind darin eingetrocknet. Den Tisch hatten wir zusammen gekauft. Vor rund eineinhalb Jahren. Es kommt mir vor, wie ein anderes Leben.
Es ist still. Nichts rührt sich. Ich höre das Rauschen des Blutes in meinen Ohren. Und das Blubbern des kochenden Wassers in der Küche. Dann macht es klick und das Blubbern verstummt langsam. Dann ist es wieder still.
Ein paar Minuten sitze ich noch auf der viel zu großen Couch.
Schau geradeaus ohne etwas anzusehen.
Dann stehe ich irgendwann auf und gehe auf dem kalten Lenoliumfusßboden zum Balkonfenster und schau nach draußen. Das Wetter ist unverändert. Aber ich sehe eh nicht das, was vor mir liegt. Sondern das, was hinter mir ist.
Vor mir liegt alles im Nebel. Hinter mir ist alles vorbei.
Ich versuche den dicken Klos in meinem Hals herunter zu schlucken. Mehrmals. Es klappt nicht.
Ich seufze. Lasse die Schultern hängen.
Dann gehe ich zurück in mein Zimmer. Lege mich wieder in mein Bett. Der Bettezug hat sich abgekühlt und ist ebenfalls eikalt.
Ich starre an die Decke, an meine Regale, meine Schränke, meine Bilder. An meine Erinnerungen.
Irgendwann umfängt mich schließlich wieder der Schlaf.
In meinem kalten Zimmer. In meinem leeren Bett.
Und fühle mich innerlich nun auch
leer.