LED Verkauf in Fußgängerzone in Radolfzell, Foto: Gerald Thom
In der Beleuchtung hört und liest man immer noch viel von der alten Glühbirne. Wer von seinem Lager an Glühbirnen berichtet, erhält mehr Beifall als Buhrufe. Die Skepsis gegenüber neuen LED Leuchtmittel scheint immer noch groß zu sein.
Ich habe mich selbst viel mit LED befasst, 5 Tipps für den Kauf von LED Leuchtmittel zusammen gestellt und für den Online-Shop Grünspar auch schon getestet. Die LED Leuchtmittel müssen sich heute nicht mehr gegenüber der Glühbirne verstecken und sind, nicht nur beim Stromverbrauch, den Energiesparlampen deutlich überlegen.
Aber für die Akzeptanz der LED in der breiten Bevölkerung wird es mehr brauchen als technische Daten oder das Verbot anderer Leuchtmittel. Die persönliche Erfahrung spielt da mit Sicherheit eine große Rolle.
Bündnis “Wir leben 2000 Watt” mit 10 Städten am Bodensee
Vor diesem Hintergrund gefällt mir die Aktion in Radolfzell am Bodensee, die ich hier vorstellen möchte. Ein lokales Bündnis für Klimaschutz und regionale Wertschöpfung hatte sich dort vor bereits zwei Jahren gebildet. Mit Investition in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energiesparmaßnahmen sollte die regionale Wirtschaft gestärkt werden. Das langfristige Ziel ist die 2000 Watt Gesellschaft, denn wir verbrauchen heute deutlich mehre als die Umwelt dauerhaft verträgt.
Gut leben geht auch mit weniger Energie! Dafür steht “Wir leben 2000 Watt”
Die aktuelle Aktion in Radolfzell wirbt für LED Leuchtmittel. Jeden Samstag im September gibt es einen Infostand in der Fußgängerzone auf dem Wochenmarkt. Dort werden LED Leuchtmittel mit 10 Watt Leistungsaufnahme zum Aktionspreis von 5,- € angeboten. Mit diesem attraktiven Angebot soll die Schwelle sinken LED Lampen zu kaufen, damit man sich selbst von der Leistungsfähigkeit dieser Lampen überzeugen kann.
Persönliche Überzeugungsarbeit für LED Leuchtmittel in Radolfzell
LED-Glühbirnen
Ich finde die Aktion gut, denn sie wirbt aktiv für eine neue, effiziente Technologe. Davon brauchen wir noch mehr. Zur Aktion hatte ich den Initiator Gerald Thom noch ein paar Fragen gestellt:
Wie kam es zu der Idee, LED Leuchtmittel günstig in der Fußgängerzone anzubieten?
Gerald Thom: Da muss ich für Dich etwas ausholen. Habe seit 2007 bei verschiedenen bekannten Firmen(Nestle, ABB und Unilever) in der Schweiz gearbeitet. Da haben wir auch oft über das Thema Beleuchtung in der Produktion, in Lagern und in den Büros gesprochen, und auch über die Energiekosten. Zu der Zeit kamen auch schon die ersten LED-Röhren auf den Markt. Wir haben dann getestet und bewertet. Eine 1,5 m lange LED-Röhre kostete zu dieser Zeit 90 Sfr.. Das war viel Geld und die Firmenleitungen waren noch sehr vorsichtig beim Geld ausgeben, besonders in der Schweiz. Im Laufe der Jahre wurden diese LED-Röhren aber immer billiger und besser. Heute bekommt man solch eine Röhre schon für 20 €(Aldi Süd).
Als ich dieses Jahr nach Deutschland zurückkehrte, hat mich das Thema nicht losgelassen. Bei meinen Gesprächen mit den Menschen habe ich gemerkt, das sie schon aufgeschlossen sind, aber immer noch sehr unsicher bei der Kaufentscheidung, da so viele wichtige Punkte zu beachten sind. Da gibt es die Masseinheiten Watt = Leistung, den Lichtsstrom(Lm = Lumen), die Beleuchtungsstärke Lux, die Farbtemperatur Kelvin usw.. Da blickt kein normaler Mensch mehr durch. Der Handel und auch das Elektrohandwerk haben das überhaupt nicht im Griff. Das habe ich eben festgestellt und mir darüber mit Kollegen aus der Umweltszene Radolfzell Gedanken gemacht.
Aktionspreise als Werbung für LED Beleuchtung
Wir haben uns dann eben 2 Aktionen ausgedacht. Aktion 1: An 4 Samstagen im September auf dem Wochenmarkt einen Infostand zum Thema LED-Lampen mit der Aktion Verkauf von maximal 2000 Lampen zum Aktionspreis von 5 €. Normalerweise kostet diese Lampe im Laden 12 €. Durch die grosse Abnahmemenge konnte der WERK-Partner Stadtwerke Radolfzell beim Grosshändler einen schönen Rabatt aushandeln und die WERK-Aktivisten haben diese Aktion zusätzlich noch mit gesponsert. So kam dann der Preis von 5,- € pro 10 Watt LED-Lampe zustande.
Aktion 2: Hier ist von uns geplant die Schüler an den Radolfzeller Schulen mit einzubinden. Sie sollen bei sich zuhause defekte oder alte Glühbirnen und Energiesparlampen ausfindig machen und mit in die Schule bringen. Dort bekommen sie dann im Tausch eine neue LED-Lampe. Die Aktion muss aber noch vorbereitet werden. Die genauen Details sind deshalb noch nicht bekannt.
Wie ist die Resonanz dieser Aktion ? Können die Passanten von energiesparender LED Beleuchtung überzeugt werden?
Die Resonanz war und ist sehr gut. Schon am ersten Samstag (in Radolfzell war Altstadtfest) konnten wir 700 Stück verkaufen. Das Fest ging von 10 bis 18 Uhr und kräft Werbung wurde in der Presse auch gemacht. Bisher haben wir 1.300 Stück verkauft, 100 sind noch bei den beteiligten Elektrofirmen und 100 Stück bei den Stadtwerken, die auch noch Lampen in ihrem Infocenter verkaufen.
Ich war bei allen Samstagsaktionen dabei und wir konnten die Menschen sehr gut überzeugen. Es wurden auch viele Fachfragen gestellt, aber es waren auch ganz normale Fragen z.B. zur Garantie (3 Jahre) und zur Brenndauer (10.000 Std.) dabei. Sehr auffällig war, dass ca. 70% Frauen am Infostand erschienen sind. Gut, an Markttagen sind natürlich immer viel Frauen unterwegs, aber sie waren auch sehr interessiert und aufgeschlossen.
Wird Energieeffizenz in der Beleuchtung und vielleicht sogar im ganzen Haushalt oder Betrieb mit dieser Werbe-Aktion greifbarer? Vielleicht sogar attraktiver?
Ich denke schon, das diese Aktion dazu beiträgt dass sich die Bürger Gedanken machen. Sie ist ja auch auf Handel, Gewerbe und Industrie übertragbar. Wir denken auch daran einige Musterbetriebe zu gewinnen um diese mit LED-Röhre in den Hallen auszustatten. Auch ist daran gedacht bei grösseren Summen daraus ein Crowdfunding-Projekt zu machen. Das ist in Radolfzell überhaupt noch nicht bekannt. Die kennen hier nur die üblichen Bankenkredite. Die Amortisationszahlen sind beim Einsatz von LED-Röhren in Betrieben enorm gut. In ca. 2,5 Jahren haben sich solche Röhren amortisiert. Dies sind meine Erfahrungen aus der Schweiz.
Kann diese Aktion als Vorbild für andere Städte dienen und was sollte beachtet werden?
Ich denke schon das diese Aktion Vorbild sein kann. Ist nur zu fragen wie wir das verbreiten können, vielleicht über das Internet. Sicher können wir hier regional das schon über die Presse verbreiten, aber da müssen wir den Text schreiben. Ich habe hier die Erfahrung gemacht, dass die Presseleute wenig Ahnung von den Zusammenhängen haben. Es ist ja schon wichtig das wir unsere Botschaft sauber und klar rüberbringen und dass diese Botschaften nicht verfälscht werden. Ganz wichtig sind natürlich bei den Aktionen in anderen Städten die Akteure, also die Infostandteilnehmer. Die müssen auf jeden Fall qualifiziert sein und keinen Mist an die Leute erzählen. Du weisst schon was ich meine.
Ist das lokale Handwerk und der Einzelhandel eingebunden?
Wir haben von Anfang an das lokale Handwerk und den Einzelhandel mit eingebunden. Die sind ja auch sowieso bei der WERK-Initiative mit im Boot. Die Stadt Radolfzell ist auch bei den 10 Städten rund um den Bodensee dabei.
Sind weitere solche Aktionen geplant?
Außer der Aktion mit den Schülern sind noch keine weiteren Aktionen geplant.
Über Andreas Kühl
Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.