Praktisch denken, Särge schenken
– Die Zwei –
Menschen kommen, Menschen bleiben, Menschen gehen. Und Menschen verändern sich und passen sich an. Es ist unbestreitbar dass Migration den Zustand der heutigen Welt geprägt hat. Es ist aber ebenso unbestreitbar, dass Gruppen von Menschen, Dörfer, Städte und Staaten und Stämme und Völker ihr Sittengesetz gegen andere verteidigt haben. Unabhängig davon, ob wir heute das eine oder andere Sittengesetz als fortschrittlicher oder moralisch überlegen ansehen. Welchen Einfluss Migration auf die aufnehmende Gesellschaft hat, wird wesentlich durch deren kulturelles Selbstverständnis und ihren demographischen Zustand sowie die kulturellen und religiösen Charakteristika und die Zahl der Einwanderer bestimmt. In Deutschland sieht es diesbezüglich heute düster aus.
Die aktuelle Flüchlingskrise zeichnet sich dadurch aus, dass Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten, Südasien und Afrika einwandern, deren Urspungsgesellschaften sich fundamental von der deutschen unterscheiden. Und sie trifft Deutschland in einer Zeit, in der die jahrelange Politik des Multikulturalimus die Fähigkeit Deutschlands unterminiert hat, fremde Kulturen zu absorbieren. Die deutsche Geburtenrate ist eine der niedrigsten der Welt, ein Ende der deutschen Gebärverweigerung ist nicht absehbar. Der Multikulturalismus träumt von der Gemeinschaft der Kulturen. Eine schale Hoffnung, dass gerade heute der Wolf des paschtunischen Ehrenkodexes zugleich mit dem Lamm der deutschen Willkommenskultur weiden kann.
Zur Demographie, die sich auch einfach als ökonomisch-mathematisches Problem beschreiben lässt. Man stelle sich ein eisenzeitliches Dorf ohne Kinder vor. Sobald die Erwachsenen zu alt zum Arbeiten sind, stirbt das Dorf aus. Nicht viel anders sieht es heute in Deutschland und im Rest der westlichen Welt aus. Die Deutschen wollen nicht mehr und wollten auch nicht. Sie haben die Kinder nicht gezeugt und geboren, derer es seit 40 Jahren bedurft hätte. Wobei gerade diejenigen, die heute am lautesten gegen Überfremdung schreien, am wenigsten dafür getan haben, diese abzuwenden. Der Fortbestand ökonomischer Prosperität und die Weitergabe eigener kultureller Werte wäre nämlich gerade im Osten am einfachsten und weitgehend konfliktfrei durch eigenen Nachwuchs sicherzustellen gewesen. Nur leider ist heute die Zahl der Neugeborenen bezogen auf die Gesamtbevölkerung in den Neuen Bundesländern nochmals deutlich niedriger als in Westdeutschland. Generativ zu sein bedeutet, förderliche Bedingungen für die Entwicklung der Nachkommen in Familie und Kultur herzustellen. Wie kann man gerade einem Lutz Bachmann, der nich einmal für den Unterhalt des eignenen Sohnes zahlt, glauben, hierzu einen Beitrag zu leisten. Nun ist allerdings das Dorf des deutschen Wohlstands zwar fortpflanzungsfaul aber nicht isoliert. Der Ursprung der Krise liegt in der Demographie, und auch seine Lösung ist demographisch. Deutschland braucht produktive junge Leute, die bereit sind für das Kapital der alternden Deutschen Zinsen zu zahlen. Dies kann man auf zwei Wegen erreichen, durch Immigration oder Kapitalexport. Der erstere Weg scheint aufgrund starrer Rentensysteme, fehlender Sicherungssysteme beim Kapitaltransfer und mangelndem politischen Vertrauens nicht gangbar. Es bleibt also nur der zweite Weg.
Dieser ist allerdings kein Projekt auf der grünen Wiese. So gibt es heute kein deutsches Volk mehr, sondern ein ethno-soziales Kaleidoskop, dem der Markt und der Rechtsstaat die Illusion eines homogenen Ganzen geben. Der Multikulturalimus entspringt dem unehrlichen Anspruch, dass alle Kulturen gleichwertig sind und dass es keinen fundamentalen Konflikt zwischen menschlichen Kulturen aufgrund von Religion, Moral, Sittengesetz oder ethnischer Herkunft geben kann. Dieses Kartenhaus der Indifferenz und Beliebigkeit bricht gerade zusammen. Wer kulturelle sowie religiöse Konflikte durch Masseneinwanderung für vorprogrammiert hält oder wer einwandernde Clantrukturen beklagt, erkennt nun endlich an, was dem Stammtisch schon immer klar war. Westliche Werte sind den Werten der einwandernden Kulturen überlegen.
Merkwürdig in diem Zusammenhang wirkt nur noch das Zaudern der deutschen Politik und insbesondere Angela Merkels. Für die Einführung eines Einwanderungsgetzes, das Deutschland nützt, fehlt die politische Courage. Die USA, Kanada und Australien machen vor, wie es geht. Doch statt noch zu retten, was zu retten ist und auf diejenigen Migranten zu setzen, die voller Antrieb und durchaus klarsichtig wissen, dass sie nur dann das moralische Recht haben, von unseren westlichen Errungenschaften zu profitieren, wenn sie entscheiden, sich der Gesellschaft, die diese Errungenschaften hervorgebracht hat, anzupassen, erfolgt wieder keine Auswahl, keine Bevorzugung derjenigen, die bereit sind, sich von damit inkompatiblen Aspekten der eigenen Kultur zu trennen. Dabei verstehen gerade diese Menschen, dass die Rechtsstaatlichkeit in Deutschland nicht vom Himmel gefallen, sondern eine historische Errungenschaft ist. Zu einem nicht unwesentlichen Teil durch Einmischung von außen. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen nehmen sie sie nicht als selbstverständlich wahr. Sie wissen, dass sie eine fragile Errungenschaft ist, die leicht zerstört werden könnte. Die deutsche Nation hat nicht nur Unwägbarkeiten abgefangen, sondern auch etwas hervorgebracht. Es ist die Bringschuld des Flüchtlings, der länger bleiben möchte, sich diesen Errungenschaften anzupassen. Ganz unabhängig davon, wer letztendlich die Fluchtursachen zu verantworten hat.
Letzlich geht es nicht um Arbeitsplätze, Geldzuwendungen oder die Frage, ob man das ganze aktuell managen kann. Was viele Deutsche und nicht nur die Ultrarechten wirklich nervös macht, ist die Tatsache, dass unter den Ankommenden viele alleinreisende Männer sind und dass diese Muslime sind. Man mag mir Küchenpsychologie vorwerfen, aber es sind diese beiden Charakteristika, die für jeden sichtbar sind und die letztendlich wirklich zählen. Vor einigen Jahren hat ein römischer Kardinal vorgeschlagen, muslimische Einwanderung durch die Förderung christlicher Einwanderung auszugleichen. Nicht die schlechteste Idee aus heutiger Sicht.
Keine Frage, ich verzichte ungern auf das Deutschsein als abstammungsgemeinschaftliches Konzept. Aber die Deutschen haben, wie die anderen westlichen Gesellschaften auch, bis auf weiteres einer nachhaltigen Generativität abgeschworen. Botho Strauß stellt richtigerweise fest, dass seine geistesgeschitliche Tradition im heutigen Deutschland fast keine Bedeutung mehr hat. Gemeinsames Deutschsein kann also nur noch auf einer Tradition der Toleranz, des Fleißes und der Gewissenhaftigkeit, des Kompromisses, der Höflichkeit und der Gelassenheit, des Respekts der Privatsphäre und des Eigentums, der Individualität und der Selbstironie, der Rechtsstaatlichkeit und eines Minimalkonsenses von Anstand beruhen.
Dies ist nicht viel aber ausreichend. Wir müssen diejenigen jungen Menschen nach Deutschland holen, die dies respektieren. Alle anderen müssen draußen bleiben. Gelingt dies nicht, wird die Folge nicht Assimilation und Vermischung sein, sondern Paranoia als Lebensform, gegenseitiges Unverständnis, Egoismus und Selbstsucht. Und dies nicht nur auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt.