Am 13. April 1953 schrieb der deutsche Schriftsteller und Dichter Albert Vigoleis Thelen (1903 – 1989) aus Amsterdam an seinen Bruder Ludwig Thelen in Krefeld folgende Zeilen:
“(…)von mutter bekam ich einen brief, wo von einem fasan die rede war, du schreibst von enten: das alles bewegt mein gemüt sehr, aber mehr noch meine kaldaunen, die auf solche gaben verzichten müssen. die kartoffel hat ihren einzug in unser haus gehalten – es ist zum weinen! auch ohne sie selbst schälen zu müssen, bin ich erniedrigt. (…)
in fleischesnöten, dein Albert +” 1
Die Kartoffel nimmt auch in Thelens bekanntestem Werk, dem autobiographischen Roman “Die Insel des zweiten Gesichts”, das 1953 veröffentlicht wurde, eine prominente Rolle ein. Schon der SPIEGEL-Artikel vom 2. Dezember 1953, der auch Thelens Lesung vor der Gruppe 47 thematisiert, ist “Kampf gegen die Kartoffel” betitelt, von der Thelen im Roman etwa sagt:
“(…)ich mag sie nicht, diese unbegeistete Tuberkel, die es fertiggebracht hat, die gesamte abendländische Kultur zu unterwühlen.”
1. Aus: Albert Vigoleis Thelen. Meine Heimat bin ich selbst. Briefe 1929 – 1953. Hg. v. Ulrich Faure und Jürgen Pütz. Dumont 2010.
Dieser Beitrag ist auch Teil einer Reihe von Artikeln, die wir anlässlich des 25. Todestages von Albert Vigoleis Thelen (gestorben 9. April 1989) dieses Jahr publizieren. Folgt dem Link, um zu allen Vigoleis-Beiträgen zu gelangen.
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