Leben unter der eisernen Kuppel

Das israelische Militär hat wieder einmal versucht, Gaza ins Mittelalter zurück zu bomben, wie Israels Innenminister Eli Jishai gegenüber der Presse mit bewaffneter Offenheit erklärt hat. Und die Welt schaut zu, weil – ja warum eigentlich? Weil die Israelis eine Art universellen Schuldbonus haben, denn irgendwo mussten die verfolgten und unterdrückten Juden der Welt ja hin, damals, als die Vernichtungsmaschinerie der Nazis gegen Ende des Dritten Reiches leer zu laufen begann. Aber kein Land der Welt wollte sie haben.

Eisengerüst einer alten Halle in Prenzlauer Berg

Kein Raketen-Abwehrschirm, aber ein eisernes Dach: Alter Schlachthof in Prenzlauer Berg.

Also schickte man die übrig gebliebenen Juden nach Palästina, ungeachtet dessen, dass dort schon die Palästinenser waren. Aber die europäischen Einwanderer hat es ja auch nicht gestört, dass ein paar Jahrhunderte zuvor erst einmal die nordamerikanischen Indianer ausgerottet werden mussten, damit sie ihr Land besiedeln konnten. Nur haben sich die Palästinenser trotz intensiver Bemühungen ihrer wirtschaftlich und militärisch übermächtigen Besatzer noch immer nicht ausrotten lassen.

Während die USA ihren strategisch wichtigen Brückenkopf im nahen Osten verteidigen, unterstützen arabische Länder die Palästinenser. Auf diese Weise wird der angebliche Krieg gegen den Terror mit immer neuem Terror befeuert – während Israel mit massiven Blockaden und gezielten Zerstörungen von Infrastruktur die Bevölkerung im Gazastreifen der Verzweiflung überlässt, finden sich immer wieder Attentäter, die verzweifelt genug sind, um sich als Selbstmordattentäter auf israelischem Gebiet in die Luft zu sprengen.

Auf diese Weise gleicht das Leben für beide Seiten einem Tanz auf dem Vulkan – man weiß nie, ob nicht gleich alles vorbei ist, wenn die nächste Rakete einschlägt oder die nächste Bombe hochgeht. Und natürlich kann man diesen Konflikt nicht isoliert betrachten – Iran, Syrien, Afghanistan, der mittlere Osten ist voll von Konfliktherden, die alle irgendwie miteinander zu tun haben. Nicht zu vergessen die Lage in Israel selbst.

Seit dem vergangenen Sommer gehen dort zig Tausende auf die Straße, um gegen die steigenden Lebenshaltungskosten und die zunehmende soziale Ungleichheit im Land zu protestieren. Für israelische Normalverdiener wird es immer schwieriger, das tägliche Überleben zu finanzieren – sie fordern von ihrer Regierung, wirklich mal etwas für die Zukunft des Landes zu tun, in dem sie sich um die Bedürfnisse der Leute kümmern und nicht immer nur um die militärische Überlegenheit. In diesem Sommer kam es zu gewaltätigen Ausschreitungen, nachdem sich ein Mann selbst verbrannt hat. Natürlich ist es in Israel genauso blöd wie in Griechenland, Spanien, oder Deutschland ausgerechnet die Regierung, die einem die hässlichen Lebensverhältnisse eingebrockt hat, zu bitten, sie möge doch Mitleid haben und es einem angenehmer einrichten. Das machen Regierungen in kapitalistischen Systemen nämlich nie, so demokratisch sie auch gewählt werden. Aber der alte Trick, äußere Konflikte zu schüren, um die Bevölkerung im Land auf Linie zu bringen und soziale Unruhen abzuwürgen, scheint einmal mehr zu funktionieren.

Immerhin: die mühsam ausgehandelte Waffenruhe scheint derzeit zu halten – mal sehen, für wie lange. Ob die isrealische Regierung und die Hamas tatsächlich genügend guten Willen aufbringen, um ein für beide Seiten erträgliches Abkommen auszuhandeln, darf bei der Verhärtung der Fronten bezweifelt werden, egal was die UN sich wünscht. Die USA haben jedenfalls schon klar gezeigt, wo ihre Prioritäten liegen: Obama hat noch mehr Finanzhilfe für den Ausbau der eisernen Kuppel zugesagt, wie das israelische Raketenabwehrssystem genannt wird.



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