Leben ohne Alkohol – Als DJ musst du nicht mitsaufen

Bier oder Wasser, Corona oder Selters“Ja, ich trinke jetzt auch viel weniger als früher”, solche Sprüche höre ich oft von DJ-Kollegen, wenn ich davon erzähle, dass ich meist stocknüchtern auflege.

Eine halbe Stunde später kippen sie einen Longdrink nach dem nächsten in sich rein. So viel zu Theorie, Wunschdenken und Praxis.

Ich kann dir nur den Tipp geben: versuche auf den allgegenwärtigen Alkohol zu verzichten. Du wirst ein ganz neues Auflege-Erlebnis spüren.

Auflegen ist meine Sucht. Die Anzeichen sind deutlich, denn kontinuierlich steigere ich meine Dosis an Gigs.

Als Suchtmensch und Adrenalin-Junkie kenne ich die Suche nach dem nächsten Kick. Immer mehr, immer öfter. Noch dazu rauche ich und trinke Kaffee.

Ansonsten lebe ich nach dem Motto: keine Drogen.

Schleichende Dosis-Steigerung

Nach ein paar Jahren hinter den Plattenspielern schlich sich bei mir die Angewohnheit ein, pro Abend ca. 4 bis 8 Bier zu trinken. Als DJ sitzt du neben der Quelle eines niemals versiegenden Alkohol-Stroms. Ich bedauerte die Barkeeper und Türsteher, die in manchen Clubs striktes Alkoholverbot hatten.

Daneben erlebte ich DJ-Kollegen, die sich in manchen Nächten komplett aus dem Leben geschossen haben. Am Ende des Abends konnten diese Jungs froh sein, wenn sie noch geradeaus laufen konnten.

Natürlich steigen sie ins Auto. Welche Polizeikontrolle findet früh um 6 Uhr statt? Keine! Also gehen schon drei bis zehn Vodka-Bull …

Ich fühlte mich auf dem goldenen Mittelweg. Denn so besoffen war ich selbst nach 8 Bieren nicht. Am nächsten Morgen spürte ich zwar deutlich die Auswirkungen. Gegen den drohenden Kater nahm ich prophylaktisch eine Aspirin vorm Schlafengehen.

Mit den ersten auswärtigen Gigs gewöhnte ich mich daran in Hotels zu übernachten. Ich suchte mir immer Hotels und Pensionen, die in Laufweite der Clubs lagen. Also musste ich nicht mal mehr mit dem Auto nach Hause fahren. Perfekt für meinen Alkoholkonsum, der sich immer weiter steigerte.

Auflegen ohne Alkohol?

Dann las ich einen Artikel, der vorschlug, als DJ sollte man auf Alkohol verzichten, wenigstens beim Auflegen. Meine erste Reaktion war:

Ist der Typ bescheuert!
Auflegen ohne Alkohol geht gar nicht.
Wie soll ich eine Nacht aushalten?
Der Autor hat ja keine Ahnung, wie wir DJs ticken.

Und so weiter, und so fort.
Es waren Ausreden.

Trotzdem probierte ich den Anti-Alkohol-Tipp. Einen Abend trank ich überhaupt keinen Alkohol. Am nächsten Morgen wachte ich drei Stunden früher auf, als üblich. Und ich hatte keinerlei Kopfschmerzen. Ich probierte es ein zweites Mal mit dem gleichen Ergebnis.

Absolut Vodka, Disco

Seitdem halte ich mich daran maximal ein Bier pro Abend zu trinken. Oft verzichte ich sogar darauf. Und manchmal werden es zwei. Aber genau an diesen Abenden wird mir klar, warum. Denn mit dem zweiten Bier sinkt die Hemmschwelle, noch ein weiteres Bier zu trinken. So fangen Alkoholiker-Karrieren an, oder?

Erst viel später wurde mir bewusst, dass ich so gut wie überhaupt keine Kopfschmerzen mehr habe. Mein Aspirin-Konsum erreichte den niedrigsten Stand meines Lebens. Schmerztabletten habe ich von der Liste der Top-10 DJ-Utensilien gestrichen.

Dabei weiß ich nicht, ob ich die Gäste bemitleiden soll. Schließlich ist es ihr Alkoholkonsum der mich bezahlt und der mein DJ-Leben so einfach macht.

Nichts ist leichter als für angetrunkene Leute zu spielen. Songs wie “Back & Forth”, “Smells Like Teen Spirit” und “Thunderstruck” entfalten ihre volle Wirkung erst ab durchschnittlichen 0,8 Promille.

Update 2019: Seit drei Jahren abstinent

Zu Silvester 2015 habe ich das letzte Mal ein Glas Prosecco getrunken. Das war in den frühen Morgenstunden des 1.1.2016. Schließlich stößt man doch mit Freunden auf das neue Jahr an, oder?

Für mich war es der letzte Tropfen Alkohol seit mehr als drei Jahren. Und heute bin ich dem Autor noch viel mehr dankbar, der mich auf die abstinente Lebensweise gebracht hat. Ich schrieb ihm sogar eine E-Mail und bedankte mich für die Idee, die mein Leben veränderte.

Bei keiner Feier muss ich mir Gedanken machen, wie ich nach Hause komme. Natürlich fahre ich mit dem Auto. Und nach drei ergebnislosen Polizeikontrollen, wurde ich nie wieder gebeten ins Röhrchen zu pusten. Ganz zu schweigen davon, dass die Leberwerte meines Blutbilds hervorragend sind.

Doch Anfangs musste ich mich selbst gegenüber meinen besten Freunden rechtfertigen, warum ich nicht mal ein Bier oder ein Glas Sekt trinke. Der Alkoholkonsum ist in unserer Gesellschaft so normal, dass mein Verhalten auffällt.

Als DJ darfst du auch weniger trinken

Wie hältst du es mit Alkohol und Auflegen? Ich bin gespannt auf Feedback und Anregungen, gerne auch per E-Mail an [email protected].


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