Le Voyage – oder: Der Fluch des Zigeunerlehrlings

[Internet gab es gestern schon wieder keines... Dafür ein Foto von heute morgen:

Guten Morgen auf Französisch

Guten Morgen auf Französisch

]

So sehr ich mich auch für Motorräder begeistern kann, so wenig kann ich es für Autos und heute stand -da ein Kollege von mir abreiste- eine längere Autofahrt ins Haus. Ich war der Fahrer, hin ging es etwa drei Stunden und retour ebenso.

Die Zeit die ich damit verbrachte, das Vehikel an den gewünschten Ort zu befördern würde ich lieber anders verbringen… Beim Verschlingen einer Lektüre oder bei der Creatión eines neuen Artikels, doch meine zwanghaften Gedanken, wie ich die Fahrt sinnvoll verbringen konnten stellten sich als verschwendete Energie heraus und ich bemerkte, dass ich die Rückfahrt noch gut nützen könnte, um ein paar Fotos zu machen. Mit dem Einsetzen des Frühlings wird es immer länger hell und einige Städte, die ich auf dem Weg nach Vesoul nur geschnitten habe konnte ich jetzt anschauen.

Doch auch hier passierte etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte… Plötzlich hielt vor einem Kreisverkehr ein Herr in Warnweste den ganzen Verkehr auf und ich befürchtete fast schon, es wäre etwas Schlimmes passiert, doch nichts dergleichen.

Die Franzosen lieben Windräder. Am liebsten würde sich jeder ein großes in den Garten stellen

Die Franzosen lieben Windräder. Am liebsten würde sich jeder ein großes in den Garten stellen

Solche Trucker geben echt viel her...

Solche Trucker geben echt viel her... Gestern.

Es wurde (wieder einmal, wenn ich das so sagen darf) ein Rotorblatt eines Windrades transportiert. Lustigerweise kam der Verkehr genau an derselben Stelle ins Stocken, an der ich schon am Montag halten musste, da -erraten!- ein Rotorblatt eines Windrades transportiert wurde…

Das ist jetzt auch gar nicht einmal sooo interessant (höchstens der Zufall), denn jetzt hatte ich Zeit, meinen Blick auf etwas Anderes zu legen, was mir bei der Hinfahrt aufgefallen war: Ein etwas wirrer Haufen von Wohnwägen. Bei genauerer Betrachtung stellte es sich jedoch als Zigeunersiedlung heraus. Während nicht nur die Autofahrer auf der Straße (gezwungenermaßen) den Transport verfolgt haben, sammelte sich auch eine kleine Menge an Jugendlichen aus der Siedlung vor derselben und beobachtete das ganze.

Eine Zigeunersiedlung in Frankreich. Wenn man weiterliest findet man einen Hinweis zum Extremsportler unten rechts

Eine Zigeunersiedlung in Frankreich. Wenn man weiterliest findet man einen Hinweis zum Extremsportler unten rechts

Der Stau ermöglichte mir einen Kleinen Fotorundgang und ich bannte den LKW mit dem Blatt auf meine Speicherkarte, wobei ich nicht umhin konnte, die Zigeuner etwa 200m entfernt von mir zu ignorieren. Im Gegenteil, ich fand diese Halbstarken sogar amüsant genug auch von ihnen ein Foto zu machen – sie würden es eh nicht merken und das Foto käme in meine Privatsammlung.

Le Voyage – oder: Der Fluch des Zigeunerlehrlings

Kam dann Aufgrund akuter "Aktualität" nicht in meine Privatsammlung. Mehr Freude für meine Leser

Weit gefehlt. Mit beidem. Einer bemerkte mich (man sieht es auf dem Foto recht hübsch – er bemerkt mich gerade) und sie fingen an, lauthals zu schreien. „Macht nichts“ dachte ich mir noch -ich Unwissender!- was soll der schlimmstenfalls machen? Mich mit seinem auffrisierten Drahtesel verfolgen?

Jetzt lag ich richtig. Das tat er.

Entgegen meinen Erwartungen fluchte er nicht in Zigeunersprache, sondern auf Französisch. Hätte mir beides egal sein können, beide Spreche ich kaum, wobei ich in ersterer zumindest ein Schimpfwort kennen würde, in Zweiterer jedoch das Wort „Foto“ vernommen habe.

„Foto“ heißt für mich „Mach bitte ein Bild von mir“ – den Rest klammere ich da einfach aus. Das hatte er wahrscheinlich nicht gemeint… (Siehe Bild).

So sehen Leute aus, die fotografiert werden wollen

So sehen Leute aus, die fotografiert werden wollen

Er fluchte weiter, fuhr mit seinem Fast-Dreirad im Kreis und ich dachte schon, er würde zu mir auf die Straße kommen.

Auf jeden Fall war die Straße wieder frei und während er (immer noch fluchend, der Mensch hat vielleicht eine Lunge!) zurück zu seinen Freunden fuhr setzte auch ich den Wagen wieder in Betrieb.

Sie standen immer noch neben der Straße und plötzlich schoss es mir, warum sie auf einmal näher kamen.

Wären sie in den Kreisverkehr gegangen, hätte ich mir etwas einfallen lassen müssen, aber auf einmal bücken sie sich und heben… Steine auf.

Ich trete aufs Gas und beschleunige im Kreisverkehr, das Auto zieht es mit seiner Nutzlast nach rechts und ich habe zwei Dinge gelernt:

1. Wenn man es nur will, kann man auch in einem Kreisverkehr 80 km/h fahren

2. Eine Verkettung von bestimmten Umständen kann sich vorteilhaft auswirken. Vorteilhaft waren beispielsweise eine unerwartete Beschleunigung, Uniformiertes Personal in Sichtweite und die Tatsache, dass ich in der letzten Zeit einfach viel Glück habe.

Etwas mulmig war mir schon, als ich wieder auf der Straße fuhr. „Haben die gerade“ – ich stockte – „Steine geworfen“ fragte ich fast schon lachend meinen Kollegen. Er bestätigte.

Was ich damit jetzt anfangen sollte wusste ich nicht. Eigentlich dachte ich immer, dass wenn mich irgendein Volk mit Steinen bewerfen würde, dann wären es sicher Palästinenser, aber nein, es waren Zigeuner.

Irgendwie habe ich mir in diesem Moment gewünscht, dass es Palästinenser gewesen wären…

Obwohl – ich denke, dass Zigeuner die schlechteren Schützen waren – in meinem Fall hat mich das vor Schaden bewahrt, der bei 500 Euro Selbstbehalt eher unlustig wäre. Auch wenn nicht ICH die Schäden verursacht habe, aber erklären Sie das einmal einer Versicherung…

Das war dann auch schon der lustigste Teil der Reise, nachdem ich meinen Genossen beim Flughafen abgesetzt hatte setzte ich meine Reise auf demselben Weg fort und bemerkte, dass die Sonne noch nicht untergegangen war, weswegen ich die Gelegenheit beim Schopfe packte und mir Muhlhouse (Spricht man aus einem mir nicht bekannten Grund als Mülus aus…) angesehen habe.

Am Ende des Berichts dann meine Impressionen…

Ein Platz in Muhlhouse. Ganz anderst als daheim

Ein Platz in Muhlhouse. Ganz anderst als daheim

Auf dem Rückweg fiel mir ein Gespräch wieder ein, das ich vor ein paar Tagen mit meiner Mutter geführt habe. Ich meinte noch, wie gut mir Frankreich gefiele, dass es komplett anders sei als Österreich. Während Österreich (speziell in Wien) damit wetteifert mit einem imperialen Baustil zu protzen, ist man in Frankreich einfach nur nobel. Was ich bisher gesehen habe wirkt bei weitem nicht so imperial, wie die Kulisse meiner Heimat, aber das Land versprüht einen ganz anderen Charme, es zeigt eher Klasse.

Aber es ist so sehr anders… Die Luft riecht irgendwie „freier“, die Leute sind besser gekleidet, das Essen ist schmackhafter, die Autofahrer hupen nicht, wenn einem der Wagen auf der Kreuzung abstirbt und von der Boardelektronik am Weiterfahren gehindert wird und man spricht eine Sprache deren Schreibweise wahrscheinlich ein Integrationsschüler erfunden hat.

Aber irgendwie macht genau diese Mischung Frankreich aus. Und, dass man die kleinen Dörfer anhand ihrer Kirchtürme auseinanderhalten kann. Dieses Faktum finde ich besonders faszinierend, da die Anordnung der Häuser in den Dörfern sich von der in Österreich stark unterscheidet. Sie sind nicht entlang der Infrastrukturroute, sondern kreisrund um die Kirche aufgebaut. Daraus resultiert eine weitere Aufwertung des „Wahrzeichens“.

Hier also ein kleiner Vergleich verschiedener Kirchen in diversen Dörfern Mittelwestfrankreichs:

Le Voyage – oder: Der Fluch des Zigeunerlehrlings

Le Voyage – oder: Der Fluch des Zigeunerlehrlings

Le Voyage – oder: Der Fluch des Zigeunerlehrlings

Und das hier… Ist Muhlhouse:

So typisch Französisch, dass es schon fast wehtut. Noch so ein französisches Cafè und ich fahr wieder heim

So typisch Französisch, dass es schon fast wehtut. Noch so ein französisches Cafè und ich fahr wieder heim

Das ist übrigens die REFORMKIRCHE. Sehen mir sehr selbstbewusst aus, die Reformierten in Frankreich.

Das ist übrigens die REFORMKIRCHE. Sehen mir sehr selbstbewusst aus, die Reformierten in Frankreich.

Le Voyage – oder: Der Fluch des Zigeunerlehrlings

Und so läuten die Glocken

Fassaden von Muhlhose...

Fassaden von Muhlhose...


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