Le Butcherettes
„A Raw Youth“
(Ipecac Recordings)
Hand auf’s Herz: Wann bekommt man denn heutzutage noch Wildheit und ungezügelten Überschwang geboten? Siehste – nicht so oft. Alles um einen herum ist auf Gleichklang, Nervenschonung, Quality Time und Work-Life-Balance ausgerichtet, über die berüchtigten Stränge schlägt schon lange keiner mehr. Die ungezügelten Genußtrinker verziehen sich aus Angst vor grassierendem Gesundheits- und Selbstoptimierungswahn besser in die hintersten Raucherecken und wer grob flucht, ist krank und hat Tourette. Einer Band wie den mexikanischen Le Butcherettes muss man deshalb unendlich dankbar dafür sein, dass sie sich um solche Konventionen einen feuchten Dreck kümmern und mit ihrem erfreulich analogen Garagen-Krach aus einer Zeit grüßen, für die weder in der Cloud noch irgendeiner Spotify-Playliste ein Platz vorgesehen ist.
Auch auf ihrem bislang dritten Album zerren, scheppern, schreien und fetzen Teri Gender Bender, Chris Common und Jamie Aaron Aux auf das Herrlichste – der angesprochene Zeitversatz verweist maximal auf die frühen Yeah Yeah Yeahs zu Zeiten von “Fever To Tell”. Ungehemmt schmirgeln und knirschen die Gitarren, ab und an werden mal ein paar spotzende Synthesizer-Akkorde ins brodelnde Gemisch geworfen, wenn das schief und ungeschönt rüberkommt, dann ist das – raten wir mal – genau so gewollt. Angenehm altmodische Typo, ebenso altmodischer Sound, Stücke wie “Reason To Die Young”, “Stab My Back” oder “They Fuck You Over” lassen den Puls des Nostalgikers deutlich höher schlagen und beim wunderbar verqueren Progpop von “Oil The Shoes…” gibt’s gleich gar kein Halten mehr.
Zwei Gäste haben sich die Schlachter eingeladen: Zunächst versucht sich der Alt- und Lehrmeister des heulenden Punkrocks, Iggy Pop, in „La Uva“ an spanischem Gesang – viel mehr als gutturales Gebrummel läßt sich allerdings kaum vernehmen und der Song fällt dann zum famosen Rest auch ein wenig ab. Viel besser macht es da Ex-Peppers-Gitarrist John Frusciante, der für „My Half“ sein Instrument auf die gewohnt virtuose Weise quält und sich bestens in die psychedelische Gesamtdröhnung des Albums einzupassen versteht. Retro möchte man das gar nicht nennen (obwohl man weiß, dass es das und nichts anderes ist), vielmehr bleiben der Wunsch und die Hoffnung, öfter auf derart ungestüme Weise wachgerüttelt zu werden – es muss ja nicht unbedingt blutig enden. http://lebutcherettes.net/
24.11. Berlin, Berghain Kantine
„A Raw Youth“
(Ipecac Recordings)
Hand auf’s Herz: Wann bekommt man denn heutzutage noch Wildheit und ungezügelten Überschwang geboten? Siehste – nicht so oft. Alles um einen herum ist auf Gleichklang, Nervenschonung, Quality Time und Work-Life-Balance ausgerichtet, über die berüchtigten Stränge schlägt schon lange keiner mehr. Die ungezügelten Genußtrinker verziehen sich aus Angst vor grassierendem Gesundheits- und Selbstoptimierungswahn besser in die hintersten Raucherecken und wer grob flucht, ist krank und hat Tourette. Einer Band wie den mexikanischen Le Butcherettes muss man deshalb unendlich dankbar dafür sein, dass sie sich um solche Konventionen einen feuchten Dreck kümmern und mit ihrem erfreulich analogen Garagen-Krach aus einer Zeit grüßen, für die weder in der Cloud noch irgendeiner Spotify-Playliste ein Platz vorgesehen ist.
Auch auf ihrem bislang dritten Album zerren, scheppern, schreien und fetzen Teri Gender Bender, Chris Common und Jamie Aaron Aux auf das Herrlichste – der angesprochene Zeitversatz verweist maximal auf die frühen Yeah Yeah Yeahs zu Zeiten von “Fever To Tell”. Ungehemmt schmirgeln und knirschen die Gitarren, ab und an werden mal ein paar spotzende Synthesizer-Akkorde ins brodelnde Gemisch geworfen, wenn das schief und ungeschönt rüberkommt, dann ist das – raten wir mal – genau so gewollt. Angenehm altmodische Typo, ebenso altmodischer Sound, Stücke wie “Reason To Die Young”, “Stab My Back” oder “They Fuck You Over” lassen den Puls des Nostalgikers deutlich höher schlagen und beim wunderbar verqueren Progpop von “Oil The Shoes…” gibt’s gleich gar kein Halten mehr.
Zwei Gäste haben sich die Schlachter eingeladen: Zunächst versucht sich der Alt- und Lehrmeister des heulenden Punkrocks, Iggy Pop, in „La Uva“ an spanischem Gesang – viel mehr als gutturales Gebrummel läßt sich allerdings kaum vernehmen und der Song fällt dann zum famosen Rest auch ein wenig ab. Viel besser macht es da Ex-Peppers-Gitarrist John Frusciante, der für „My Half“ sein Instrument auf die gewohnt virtuose Weise quält und sich bestens in die psychedelische Gesamtdröhnung des Albums einzupassen versteht. Retro möchte man das gar nicht nennen (obwohl man weiß, dass es das und nichts anderes ist), vielmehr bleiben der Wunsch und die Hoffnung, öfter auf derart ungestüme Weise wachgerüttelt zu werden – es muss ja nicht unbedingt blutig enden. http://lebutcherettes.net/
24.11. Berlin, Berghain Kantine