Die deutschen Kommentarspalten zeigen sich empört über die laxen Waffengesetze in den Vereinigten Staaten. Newtown sei vielleicht der Wendepunkt, liest man dort jetzt hoffnungsfrohe Zeilen. Schärfere Waffengesetze müssen kommen, damit sich solcherlei Exzesse an Schulen nicht mehr wiederholen können. Was diese Spalten nicht berücksichtigen: Amokläufe an Schulen kommen hierzulande mindestens so häufig vor, wie in den Vereinigten Staaten - und das trotz eines Waffengesetzes, das für eines der strengsten weltweit gehalten wird.
Striktes Waffenverbot verhindert Amokläufe nicht
So wie sich die deutsche Öffentlichkeit pro striktes Waffengesetz in den USA ausspricht, kann man nur von Überheblichkeit und Selbstvergessenheit sprechen. Natürlich hat man hier ein diesbezügliches Gesetz, das den Besitz von Waffen reglementiert und erschwert. Gleichzeitig erlaubt aber selbst das schärfste Waffengesetz immer auch Zugang zu Waffen unter bestimmten Bedingungen. Ein erschwerter Zugang zu Schusswaffen ist aber keine Garantie dafür, dass sich Amokläufe an Schulen nicht ereignen würden, wie die jüngere deutsche Geschichte beweist.
Geht man davon aus, dass ein striktes Waffengesetz noch gar nichts garantiert, so wirft das die Frage auf, was noch eine geeignete Präventivmaßnahme wäre. Stets werden die Verursacher solcher Bluträusche als Typen beschrieben, die sich offenbar nicht wohl in ihrer Haut fühlten, die vereinsamt, verwahrlost oder unbeachtet waren. Produkte einer Massengesellschaft, die emotional auf der Strecke blieben, dabei wenig Anteilnahme oder Hilfe erfuhren, manchmal sogar richtiggehend unter dem Druck und den Erwartungshaltungen anderer litten. Sie waren Opfer sozialer Kälte außerhalb wie innerhalb ihrer Familien.
Schier zum verrückt werden
Erstaunlich ist, dass in Deutschland solcherlei Gewaltexzesse offenbar im Kontext zur neoliberalen Offensive stehen. Seitdem die Agendapolitik kein nennenswertes Gegengewicht zum neoliberalen Zeitgeist mehr aufwarf, die Alternativlosigkeit Programm wurde, der Bologna-Prozess für die Effektivierung des Lernens und der Schüler sorgte, häuften sich solche Amokläufe an Schulen. Während in den Vereinigten Staaten die Täter oft unter fehlender Anteilnahme und Fürsorge litten, scheinen in Deutschland die Täter unter vermehrten Leistungsdruck und den an sie gerichteten gesellschaftlichen Erwartungen zu zerbrechen.
Vermutlich ist es zu einfach, davon zu sprechen, dass es weniger laxe Waffengesetze sind, die solche Ereignisse verursachen, als ein Zeitgeist, der zu Perspektivlosigkeit verurteilt, der enge Grenzen setzt und junge Menschen zur Verfügungsmasse der Wirtschaftsprozesse herabwürdigt. Überspitzt gesagt ist es der Neoliberalismus und dessen Lebensgefühl, das einige labilere Menschen zu Massenmördern nötigt. Freilich stehen dahinter auch medizinische Vorbedingungen, die Menschen so reagieren lassen. Aber das System fördert diese Disposition womöglich stärker, als das zugegeben werden will innerhalb dieses Systems.
Zeitgeist des Perspektivlosigkeit abschaffen
Die Diskussion zum Waffengesetz verschleiert - sie verbirgt die wirklichen Probleme, die sozio-ökonomischer Beschaffenheit sind, ebenso, wie die immer wieder aufkeimende Diskussion um PC-Spiele, die Gewalt auslösten. Natürlich ist die Reglementierung des Waffenbesitzes in den Vereinigten Staaten geboten - nirgends sonst sterben so viele Menschen an Schussverletzungen im Alltag als dort. Und Schulmassaker sind ja nur die eine Seite der Medaille - in den USA gibt es Massaker verschiedenster Sorte, vor einiger Zeit erst bei einer Kinopremiere. Aber eine striktere Reglementierung des Waffenbesitzes alleine bannt die Gefahr von Gewaltexzessen ganz sicher nicht. Sie ist nur eine mögliche und nötige Präventivmaßnahme. Eine andere ist, Lebensverhältnisse zu schaffen, in denen es - in der Sprache des Neoliberalismus - weniger Anreize dafür gibt, sein Leben und das Leben anderer so brutal wegzuwerfen.
Die öffentliche Debatte ist darauf abgerichtet, am Kern des Problems vorbeizureden. Waffengesetze stoppen den Thanatos, mit dem die Jugend im neoliberalen Lebensumfeld Bekanntschaft macht, nicht. Diese Thanatose, die bei Stress eintreten kann, äußert sich zuweilen beim Menschen nicht in Starre, sondern verursacht Situationen, die andere in Schreckstarre zwingen. Der herrschende Zeitgeist erzeugt in Zivilisation getunkte Dschungelgesellschaften - das zu verhindern, wäre mindestens so sehr Präventivmaßnahme wie ein striktes Waffengesetz.
Striktes Waffenverbot verhindert Amokläufe nicht
So wie sich die deutsche Öffentlichkeit pro striktes Waffengesetz in den USA ausspricht, kann man nur von Überheblichkeit und Selbstvergessenheit sprechen. Natürlich hat man hier ein diesbezügliches Gesetz, das den Besitz von Waffen reglementiert und erschwert. Gleichzeitig erlaubt aber selbst das schärfste Waffengesetz immer auch Zugang zu Waffen unter bestimmten Bedingungen. Ein erschwerter Zugang zu Schusswaffen ist aber keine Garantie dafür, dass sich Amokläufe an Schulen nicht ereignen würden, wie die jüngere deutsche Geschichte beweist.
Geht man davon aus, dass ein striktes Waffengesetz noch gar nichts garantiert, so wirft das die Frage auf, was noch eine geeignete Präventivmaßnahme wäre. Stets werden die Verursacher solcher Bluträusche als Typen beschrieben, die sich offenbar nicht wohl in ihrer Haut fühlten, die vereinsamt, verwahrlost oder unbeachtet waren. Produkte einer Massengesellschaft, die emotional auf der Strecke blieben, dabei wenig Anteilnahme oder Hilfe erfuhren, manchmal sogar richtiggehend unter dem Druck und den Erwartungshaltungen anderer litten. Sie waren Opfer sozialer Kälte außerhalb wie innerhalb ihrer Familien.
Schier zum verrückt werden
Erstaunlich ist, dass in Deutschland solcherlei Gewaltexzesse offenbar im Kontext zur neoliberalen Offensive stehen. Seitdem die Agendapolitik kein nennenswertes Gegengewicht zum neoliberalen Zeitgeist mehr aufwarf, die Alternativlosigkeit Programm wurde, der Bologna-Prozess für die Effektivierung des Lernens und der Schüler sorgte, häuften sich solche Amokläufe an Schulen. Während in den Vereinigten Staaten die Täter oft unter fehlender Anteilnahme und Fürsorge litten, scheinen in Deutschland die Täter unter vermehrten Leistungsdruck und den an sie gerichteten gesellschaftlichen Erwartungen zu zerbrechen.
Vermutlich ist es zu einfach, davon zu sprechen, dass es weniger laxe Waffengesetze sind, die solche Ereignisse verursachen, als ein Zeitgeist, der zu Perspektivlosigkeit verurteilt, der enge Grenzen setzt und junge Menschen zur Verfügungsmasse der Wirtschaftsprozesse herabwürdigt. Überspitzt gesagt ist es der Neoliberalismus und dessen Lebensgefühl, das einige labilere Menschen zu Massenmördern nötigt. Freilich stehen dahinter auch medizinische Vorbedingungen, die Menschen so reagieren lassen. Aber das System fördert diese Disposition womöglich stärker, als das zugegeben werden will innerhalb dieses Systems.
Zeitgeist des Perspektivlosigkeit abschaffen
Die Diskussion zum Waffengesetz verschleiert - sie verbirgt die wirklichen Probleme, die sozio-ökonomischer Beschaffenheit sind, ebenso, wie die immer wieder aufkeimende Diskussion um PC-Spiele, die Gewalt auslösten. Natürlich ist die Reglementierung des Waffenbesitzes in den Vereinigten Staaten geboten - nirgends sonst sterben so viele Menschen an Schussverletzungen im Alltag als dort. Und Schulmassaker sind ja nur die eine Seite der Medaille - in den USA gibt es Massaker verschiedenster Sorte, vor einiger Zeit erst bei einer Kinopremiere. Aber eine striktere Reglementierung des Waffenbesitzes alleine bannt die Gefahr von Gewaltexzessen ganz sicher nicht. Sie ist nur eine mögliche und nötige Präventivmaßnahme. Eine andere ist, Lebensverhältnisse zu schaffen, in denen es - in der Sprache des Neoliberalismus - weniger Anreize dafür gibt, sein Leben und das Leben anderer so brutal wegzuwerfen.
Die öffentliche Debatte ist darauf abgerichtet, am Kern des Problems vorbeizureden. Waffengesetze stoppen den Thanatos, mit dem die Jugend im neoliberalen Lebensumfeld Bekanntschaft macht, nicht. Diese Thanatose, die bei Stress eintreten kann, äußert sich zuweilen beim Menschen nicht in Starre, sondern verursacht Situationen, die andere in Schreckstarre zwingen. Der herrschende Zeitgeist erzeugt in Zivilisation getunkte Dschungelgesellschaften - das zu verhindern, wäre mindestens so sehr Präventivmaßnahme wie ein striktes Waffengesetz.