Laufen ist Kopfsache!

Manchmal muss der Kopf die Sache zu Ende bringen wenn´s die Beine nicht mehr können.
So würde ich das Fazit für meinen Darmstadt-Marathon zusammenfassen. Als lockerer Vorbereitungsmarathon geplant wurde aus dem schönen langen Sonntagmorgenlauf ein hartes Stück Arbeit.
Aber der Reihe nach.

Die ganze Vorbereitung lief ja schon nicht ganz so wie geplant. Ein leichter Infekt eine Woche vorher verhinderte eine kontinuierliche Vorbereitung. Der lange Lauf am WE davor musste abgesagt werden, und die Intervalle unter der Woche fielen gleichfalls der Schniefnase zum Opfer. Aber die Gesundheit geht nun mal vor und das langfristige Ziel Churfrankenlauf hat oberste Priorität.
Ein weiterer Rückschlag kam am Sonntagmorgen gleich nach dem Aufstehen um 6:00Uhr. Eine Temperatur von 21°C und 100% Luftfeuchtigkeit sind für meine Person keine optimalen Voraussetzungen für einen langen Lauf. Aber was will man machen.
Wenigstens hatten sich meine Magenprobleme vom Vortag in Wohlgefallen aufgelöst. Wenigsten ein positiver Effekt am Marathontag!

Kleines Frühstück mit Toast und Marmelade und gegen 8:00Uhr fuhr mich meine Frau nach Darmstadt. Trinkrucksack mit zwei Liter gefüllt und reichlich Gel mit eingepackt.
Dazu zwei Tüten meiner Arbeitskollegen mit den Startunterlagen. Also reichlich bepackt ging´s Richtung Startbereich, wo ich mich mit meinen Kollegen verabredet hatte.
Beide kamen pünktlich um 8:30Uhr an den Treffpunkt, so dass genügend Zeit verblieb um die Startnummern und die Championchips zu befestigen.

Kurz vor neun ging´s in die recht übersichtliche Startaufstellung. Und zwar fast ganz nach hinten. Durch die Hessischen Meisterschaften im Halbmarathon und die ganzen Staffeln gab es ziemlich viele „schnelle Läufer“ die wir nicht behindern wollten.
Leider ist anscheinend nicht jeder so rücksichtsvoll und sortiert sich seine Leistungsfähigkeit entsprechend in die Startaufstellung ein. Die ersten 5 Kilometer war ein ständiges überholen. Nicht gerade optimal um seinen Rhythmus zu finden.

Zudem machten mir die extrem hohe Luftfeuchtigkeit von über 80%, zusammen mit den warmen Temperaturen schon jetzt arge Probleme. Jede Wasserstelle wurde zum Kühlen des Körpers verwendet und der mitgeführte Schwamm war im Dauereinsatz.
Nicht mein Wetter!

Die ersten 5 Kilometer liefen wir in 31:28 Minuten. Ein klein bisschen schneller als angedacht. Bei dem Höhenprofil des Darmstädter Kurses fast die Durchgangszeit die ich in FRA hatte. Nur dort ist die Strecke flach wie ein Brett!
Die zweiten 5 Kilometer wurde es sogar noch ein bisschen schneller. Durchgangszeit bei 10 Kilometer 1:02:52h. Schneller als in Frankfurt!

Zusammen mit meinen beiden Mitstreitern versuchten wir „unseren“ Rhythmus zu finden. Nicht ganz so einfach wenn einer nur HM läuft und der der andere eine Verletzung an der Wade mit sich schleppt. Trotzdem schafften wir es einigermaßen zusammen zu bleiben um die erste Runde gemeinsam zu absolvieren.
Das wichtigste für mich war genügend Kühlung zu bekommen. An jeder Wasserstelle schüttete ich mehrere Becher über den Kopf. Leider brachte dies nur kurzfristig Linderung und so nach und nach machte ich mir ein bisschen Sorgen um die zweite Runde.

Bei Kilometer 20 mit 2:04:54h (FRA 2:04:51) trennten sich unsere Wege. Wie schon im letzten Jahr bogen die HM-Läufer ab und es wurde mit einem Schlag sehr übersichtlich auf der Strecke. Mein zweiter Kollege hielt tapfer durch und teilweise hatte sich seine Muskelverhärtung in der Wade ein wenig freigelaufen. Schön wenn man nicht ganz alleine unterwegs ist. ;-)

Die ersten Anstiege im Wald und die jetzt stärker werdende Sonne wurden abwechselnd verflucht. Wenigstens hierzu war noch ausreichend Luft vorhanden.
Bei Kilometer 30 gingen dann leider meinem Kollegen ein bisschen die Körner aus, und um nicht auch noch den Rhythmus zu verlieren trennten sich hier unsere Wege.
Die Zwischenzeit mit 3:09:37h (FRA 3:08:50) zeigte aber auch bei mir langsam den Kräfteverschleiß an. Schon ab hier ging´s wirklich an´s Eingemachte.

Eigentlich schade, aber ab Kilometer 30 hatte ich wirklich keinen Spaß mehr. Mal wieder eine ganz andere Erfahrung. Wenn die Oberschenkel schmerzen, das Blut kocht und man des Gefühl hat die Körpertemperatur liegt bei 60°C, kommt nicht so Recht Freude beim Laufen aus.
Dann ist der Kopf gefragt. Irgendwie sehe ich es nicht ein, mich über 30 Kilometer durch alle Widrigkeiten zu kämpfen und dann zu sagen es geht nicht mehr.
Also habe ich gesagt, Augen zu und durch!

Es war echt hart die letzen 10 Kilometer nach Hause zu laufen. An den letzten Anstiegen war ich fast der Einzige der noch lief. Die meisten gingen die Anstiege hoch. Entsprechend überlief ich einen nach dem anderen. Zwar mit wenig Freude und immer noch den Versuch unternehmend ein wenig Zuversicht unter den Mitläufern zu verbreiten. Vielleicht hat´s mir ja der eine oder andere auch abgenommen. Wenn er mein leidendes Gesicht gesehen hätte bestimmt.
Für die Fotografen gab´s schon lange kein Lächeln mehr, aber der spärlich aufkommende Applaus der Zuschauer und Helfer an der Strecke wurde dankenswert erwidert. Wenn man so richtig fertig auf der Bereifung ist, freut ein jede Aufmunterung!

Es war das erste mal das ich mir nicht sicher war ob ich die letzten Meter tatsächlich schaffe. Selbst der letzte Kilometer kostete eine unheimliche Überwindung um nicht einfach stehen zu bleiben. Die Bewegungen liefen automatisch und waren nicht mehr bewusst steuerbar.
Der Körper war echt am Anschlag.

Endlich!
Endlich kam der erlösende Abzweig Richtung Stadion. Leicht bergab. Trotzdem war an ein flottes Finish auch nicht ansatzweise zu denken. Einfach im Trott weiterlaufen und hoffen das die Beine die letzten Meter noch mitmachen.
Als ich meine beiden Mädels kurz vor dem Ziel erblicke schaffe ich es sogar zu Lächeln. Sah zwar ein wenig gezwungen aus, aber es war ein Lächeln!
Rein in´s Stadion und durch das Zieltor. Noch mal diese verdammte Schlussrunde auf der Stadionbahn absolvieren. Unglaublich wie endlos lange 400 Meter sein können.
Und dann endlich die Ziellinie!
Fertig!
Ende!
Aus!
Zwei Meter hinter der Ziellinie musste ich erst mal auf die Knie. Die 5 Meter bis zur Überreichung der Medaille mussten noch kurz warten. Die Kraft war restlos weg. Kurz durchatmen und langsam kamen ein paar Kräfte wieder zurück. Wenigsten genug um sich ein paar alkoholfreie Weizen einzuverleiben.
Selten hat mir ein Bier so gut geschmeckt!

Bei diesen Witterungsverhältnissen eine neue persönliche Bestzeit in Darmstadt zu laufen hätte ich nie für möglich gehalten. Immerhin gute 5 Minuten schneller als im letzten Jahr.
Und da waren die Bedingungen optimal!
Die Nachwehen habe ich heute aber auch entsprechend zu spüren gekriegt. Es gibt meines Wissens wenige Muskel in meinem Körper die nicht nach Ruhe schreien.
Und der Anstieg heute Morgen mit dem MTB über meinen morgendlichen Hausberg war auch definitiv höher als sonst.
Aber auch das wird sich wieder geben.

Marathon Darmstadt 2011

Marathon Darmstadt 2011

Was bleibt ist neben dem Muskelkater das gute Gefühl das man vieles Schaffen kann wenn man die Hoffnung nicht aufgibt. Wenn man weiß, dass der Körper noch Reserven hat obwohl er etwas ganz anderes vermittelt.
In diesem Sinne.

Keep Running!


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