Wer kennt das nicht, da fährt man die Frau zum Doktor, und während sie untersucht wird, darf man im Wartezimmer uralte Zeitschriften lesen, oder das Blumenmuster auf der Wandtapete abzählen. Kurz es ist nicht allzu spannend in so einem Wartezimmer, noch dazu, wenn man, wie ich an diesem Tag, ganz alleine dort sitzt.
Die ersten Minuten vergingen quälend langsam, und ich dachte schon daran, hier einfach mal ein kurzes Schläfchen zu machen, aber die Farbe des Teppichbodens hielt mich davon ab, die Farbe und auch die Tatsache, dass ich auf einem der unbequemsten Holzstühle saß, wie ich sie seit meiner Zeit als Erstklässler nicht mehr gesehen oder gefühlt habe!
Nach einiger Zeit fing ich mit der Topfpflanze ein lockeres Gespräch an. Wie sich im Laufe des Gespräches herausstellte, wurde sie nicht so gut gepflegt und behandelt. Ich nahm sie also von ihrer Fensterbank und setzte sie kurzerhand auf einen Stuhl. Übrigens der einzige Stuhl, der nicht aus Holz war!
Sie erzählte mir von sich, und nach einer Weile kannten wir schon die persönlichsten Dinge voneinander.
Was soll ich sagen, auch das interessanteste Gespräch wird irgendwann ein klein wenig eintönig. Mein Blick fiel auf den Stapel mit den alten Zeitungen, und ich überlegte, ob es wirklich Zeitschriften für die Patienten waren, oder ein Stapel mit Altpapier. In meiner grenzenlosen Monotonie nahm ich mir nun also die Zeitungen vor, und fing an ein bisschen zu basteln. Ein Schiff, das konnte dann prima auf dem blauen Ozean (wir erinnern uns, der Teppich war ja so schön blau) dahinfahren.
Jetzt hatte mich die tolle Bastelwut gepackt, und ich entwarf einen schicken Hut, Modell Napoleon.
Aber auch das konnte mich nicht sehr lange wach halten, denn mittlerweile empfand ich doch so etwas wie ein klein wenig Langeweile. Also erfand ich kurzerhand einen neuen Patienten. Das ist der Vorteil, wenn man Künstler ist, da darf man ruhig mal so verrückte Dinge tun, für die man andere sofort in die Nervenheilanstalt schicken würde!
Ich unterhielt mich mit dem neuen Patienten und stellte schnell fest, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten. So trug er zum Beispiel dieselbe Jacke und ihm war auch langweilig.
Leider kam ich nicht mehr dazu, ihn zu fragen, warum er hier war, denn ich hörte ganz deutlich, dass meine Frau soeben das Behandlungszimmer verließ. Also suchte ich rasch meine Sachen zusammen und ging hastig aus dem Raum.
Was soll ich noch sagen, alles in allem war die Wartezeit gar nicht so langweilig. Und wenn niemand dort gemerkt hat, dass ich mich mit der Topfpflanze unterhalten, Schiffe gebastelt und mit nichtvorhandenen Patienten Gespräche geführt habe, dann komme ich sicher mal wieder vorbei!