La principessa

So weit sind wir gekommen, jetzt rekrutiert diese Frau tatsächliche Stimmen aus dem Wählerlager, das sie vorher nie wählte. Neulich konnte ich einem Gespräch gebildeter Leute aus dem Mittelstand lauschen. Eigentlich hätten sie nie Merkel gewählt, sagten sie. Sie fanden sie weder sympathisch noch politisch attraktiv. Sie waren stets für die Grünen, stimmten auch mal für die Sozis. Aber nun wollten sie, auch und vor allem um gegen diesen AfD-Wahnsinn ein Zeichen zu setzen, ihr Kreuzchen dort setzen, wo es der Kanzlerin helfen könnte. Man müsse nämlich geradezu exemplarisch die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin krönen und sie mit ihrer Stimme unterstützen. Bei der nächsten Bundestagswahl müsste man aus Solidarität mit ihrer humanitären Politik quasi Merkelist sein. Diese Frau mag zuweilen plump wirken, aber sie schafft es auf die eine oder andere Art und Weise immer, auf den Füßen zu landen.

Die Symbolpolitik, von jeher der einzige Aktionismus aller Merkel-Regierungen (an dieser Stelle wurde mehrfach darüber berichtet), scheint nun zu ihrer Vollendung zu gelangen. Jetzt, da die Frau in die schlimmste Krise ihrer Kanzlerinnenschaft geraten ist, schafft sie es doch tatsächlich, Wähler anzusprechen, die sie nie gewählt haben. Die Welcome-Kanzlerin, die sich Randzonen-Despoten hält, die es zu keinem Welcome mehr kommen lassen, die Abschottung mit allem Mitteln betreiben sollen, wird nicht als höchst doppelzüngige und unlautere Person wahrgenommen, wohl aber als Kastell gegen die Sturmstaffeln der Giftmischer am rechten Rand einer an sich nach rechts pendelnden Mitte. Das ist das alte Kanzlerinnen-Prinzip, das seit Anbeginn ihrer Richtlinieninkompetenz wirkt. Neben allem, was die politische Landschaft seit Jahren bietet, kann man gar nicht anders als brillieren.
Es ist das »Dicker-Mann-plötzlich-schlank«-Theorem, das sich bei ihr seit jeher entfaltet. Wenn sich ein dicker Mann neben einen stellt, der doppelt so dick ist, dann nimmt er für den stillen Beobachter quasi ab, denn neben einem Koloss aus Fett wirkt man auch als dicke Person ganz schnell so, als habe man eine Schlankheitskur gemeistert. Wenn man einen Idioten neben einen noch größeren Idioten positioniert, dann wird man den weniger idiotischen Kerl immer wie einen Lichtblick wahrnehmen. So läuft das mit Merkel. Neben der AfD sieht die Frau auch dann nach Hoffnungsschimmer aus, wenn sie hierzulande Selfies mit Flüchtlingen macht, während sie synchron dazu für eine durchaus gewaltsame Vereitelung weiterer Selfie-Jäger einsteht.

Es ist halt schon ein großer Vorteil, wenn man nie so einen richtigen politischen Kurs mit strikter Marschroute hatte. Denn da kann man sich zwangsläufig immer irgendwie in die Rolle derjenigen begeben, die gerade etwas besser aussieht für die Allgemeinheit. Und wenn der Teil der Allgemeinheit, der mit ihrem realpolitischen Wirken der letzten Jahre, mit dieser Melange aus europäischer Zersplitterung und Neoliberalisierung des Abendlandes, plötzlich abspringt und sie verdammt, dann hilft es halt auch durchaus, wenn man an seiner Stammwählerscholle nicht zu sehr haftet, einfach durch Augenwischerei auch mal andere Kreise für sich begeistert und für eine Stimme bei der nächsten Wahl rekrutiert.
Die AfD ist die beste Erfindung für ihren Machterhalt, denn plötzlich sieht sie wie eine Alternative in ihrer eigenen Alternativlosigkeit aus. Man votiert für sie, weil man damit glaubt, dem Rechtsruck ein Schnippchen zu schlagen. Machiavelli hätte seinen »Fürsten« heute keinem Medici gewidmet, sondern dieser Frau Merkel. In »La principessa« hätte er für die Nachwelt festgehalten, wie man seine Macht sichert und ausbaut, wenn man nur nicht zu programmatisch ist und inhaltlich flexibel bleibt.

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