Kurzfristige Rückkehr in bekannte Gefilde

Lange ist es her – fast ein Jahr, um genau zu sein -, dass es hier einen der traditionellen Schrottbeiträge gegeben hat. Ja, ich weiß, ihr lechzt geradezu danach, endlich wieder mit mir in die Untiefen der größten filmischen Scheiße zu tauchen und euch darin zu suhlen. Leider lässt meine Zeit mittlerweile nicht mehr sehr viel zu und ich bin ehrlich: Das wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Aber sehen wir es positiv: Dadurch werden diese Beiträge wieder was Besonderes. Und ich habe mir auch einen besonderen Film rausgesucht. Ein Film, der alles mitbringt, was heutzutage komplett verkehrt läuft in der lahmarschigen Filmbranche. Eine Se-Re-Make-Boot-Quel-Cash-Grab-Cow, die einem abgehalfterten ehemaligen Superstar noch mal schnell ein paar Scheine auf nem Streamingdienst, dessen Konzern wie kaum ein anderer für die Ausbeutung seiner Angestellten und die Befeuerung des kapitalistischen Systems steht, einheimsen soll. Also alles was jeder Filmfan hassen sollte. Ich tue es. Und dabei bin ich nicht mal mehr wirklich ein Filmfan, weil mir genau diese Scheiße mein einst liebstes Hobby komplett zerfickt hat. Nun, hier kommt sozusagen meine Rache. Und sie trifft:

COMING 2 AMERICA – DER PRINZ AUS ZAMUNDA 2 – USA – 2021 – 110 Min.

Vorweg sei gesagt, dass ich den Vorgänger zwar ganz gerne mag, aber jetzt nicht derbe abfeier und da irgendwelche nostalgischen Gefühle dranhängen. Sowas liegt mir ohnehin fern. Ich bin nicht der Meinung, dass ein schlechtes Sequel oder Remake oder was auch immer die folgende Scheiße genau sein soll, ein Original herunterziehen oder gar zerstören kann. Aber es kann mir trotzdem tierisch auf den Sack gehen, dass man einfach keine neuen Ideen und vor allem nicht den Mut für Risiken hat und ständig mit Scheiße wie dieser hier um sich wirft. So, den Begriff „Scheiße“ habe ich dann jetzt auch mal ausgereizt und ganz im Gegensatz zu Hollywood verwende ich den nicht einfach weiter und melke ihn, sondern ich nutze einen anderen Begriff, um die folgende Kacke zu beschreiben. Kreativ, was? Also, schauen wir uns den Kack mal genauer an:

Es beginnt, mit dem offiziellen Weckdienst für Akeem (Eddie Murphy) und Lisa (Shira Headley), die heute ihren Hochzeitstag haben. Ihre drei Töchter gratulieren und dann saufen alle Pepsi, weil offensichtliches Product Placement in keinem modernen Film fehlen darf. Nebenbei kopiert man noch schamlos ein paar eher schlechte Gags aus dem Original, wenn Cleo (John Amos) die Unterschiede seiner Produkte zu denen von McDonalds erklärt..

Akeem wird im Stockkampf von seinen Töchtern platt gemacht. Semmi traut sich nicht mitzukämpfen und schleppt Akeem lieber wie befohlen zu seinem Vater. Aber vorher tauchen die Milizen von Nextdooria unter der Führung von General Izzi (Wesley Snipes) auf. Der ist angepisst, weil Akeem seine Schwester nicht geheiratet hat und seitdem hüpft sie auf einem Bein und bellt aufgrund eines Voodoofluchs, der noch nicht gebrochen wurde – weil das in Teil 1 schon ein Bombengag war, versteht ihr? Voodoo ist in Afrika der heiße Scheiß und in Zamunda sowieso. Um das wieder gut zu machen, schlägt Izzi vor, dass Akeems älteste Tochter seinen Sohn heiratet. Akeem ist dagegen.

Der sterbende König Papa (James Earl Jones) hat die rettende Idee, denn sein Schamane – ich schätze, auch er ist bewandert in den weit verbreiteten Voodookünsten – hat in einer Vision gesehen, dass Akeem einen Sohn hat. In New York. Semmi erklärt, wie es dazu kommen konnte und dazu zeigt man nochmal was in Teil 1 so geschah.Nun, long story short: Akeem wurde von irgendeiner Tussi namens Mary (Leslie Jones) unter Drogen gesetzt und besprungen und scheinbar kam er nach drei Sekunden, obwohl er völlig abgeturnt war. Ja, das ist der Plot hier. Akeem schießt schnell und muss jetzt seinen Sohn finden, damit er einen männlichen Thronfolger hat.

Nur, um das mal kurz zusammenzufassen: Akeem, der absolut gegen Zwangsheirat ist und gegen seinen konservativen Vater rebellierte, sucht jetzt seinen Sohn, um den zu zwangsverheiraten, damit das Königreich genau so konservativ bleibt, wie es immer war und ihm tierisch auf den Sack ging. Jap, die Writer haben den Charakter echt verstanden.

Wie es sich für einen König gehört, kriegt er eine große Beerdigung, zu der sogar Morgan Freeman und Salt N Pepa vorbeischauen um sie als Erzähler und Music Act zu begleiten. Während der Beerdigung stirbt er dann auch – ja, er hat die Beerdigung kingmäßig lebend angetreten – und Akeem ist jetzt König.

Lavelle (Jermaine Fowler) sucht einen Job und hat das langweiligste Vorstellungsgespräch in der Geschichte der Komödien, in dem es um die Wichtigkeit von Vaterfiguren im Leben eines jungen Manns geht. Lavelle ist nebenbei natürlich Akeems Sohn und Akeem kommt ihm mit der Hilfe des Barbershop Quartetts auf die Spur. Aber natürlich muss vorher mal kurz der gesamte Fortschritt der letzten 30 Jahre auf unlustigste Weise durchgekaut werden. Wusstet ihr beispielsweise, dass man heute nicht mehr einfach so einer Frau an die Titten grabschen darf? Grausame Zeiten für die alten Friseure.

Lavelle will nicht Prinz werden und Mary und Onkel Reem (Tracy Morgan) sind voll auf seiner Seite. Aber Geld regelt und schon sitzen Lavelle und Mary mit im Flieger.

Zurück in Zamunda ist Lisa sauer. So für drei Sekunden. Konflikte sind echt nicht die Stärke von dem Streifen hier.

Lavelle gewöhnt sich an das Leben als Prinz, inklusive dem Bad mit nackten Frauen. Dabei gibt es ein paar Verweise auf den Vorgängerfilm. Nur ohne Humor. Denn wenn eine Komödie im Jahr 2021 eins nicht braucht, dann ist das Humor. Ein Beispiel: ihr erinnert euch in Teil 1, als Akeem Amerika begrüßt? „Good Morning, America!“ Fuck you!“ „Yes. Fuck you, too!“ Sicher nicht der intelligenteste Gag, aber immerhin ein Versuch. Die Szene heute: „Good Morning, Zamunda!“ … … … … Nein, da kommt nix mehr. Kein Gag. Kein Satz. Keine Reaktion. Nix. Ideenlosigkeit in Reinform.

Mary lebt sich auch ein und nervt einfach nur wie Sau mit ihrem Palaver. Vor allem Lisa. Mehr passiert da aber auch nicht.

Vielleicht jetzt, wenn General Izzi wieder am Start ist und ein Geschenk für den Prinzen dabei hat: Seine Tochter. Lavelle findet sie geil, also wird geheiratet. Meine Fresse, gibt es hier irgendwas, das nicht in zwei Seunden gelöst ist?

Vielleicht jetzt, denn Lavelle muss erst noch den Prinzentest bestehen. Dafür hat er eine Woche Zeit.

Test 1: Die Schnurrhaare eines Löwen abschneiden. Obs klappt sieht man nicht. Aber Lavelle ist irgendwie kacke drauf beim Haareschneiden, also hat er es wohl vergeigt.

Der Punkt ist erreicht, an dem es nicht mal mehr reicht, auf den Vorgänger zu verweisen. Nein, man zeigt einfach minutenlang Szenen direkt aus dem Film, um zum zweiten Mal zusammenzufassen, was dort geschah.

Lavelle holt zur Hilfe Onkel Reem ins Land und Akeems älteste Tochter übt den Stockkampf. Ich glaube, sie ist wütend, weil sie die Thronfolgerin sein will, aber so ganz klar wird das nicht. Jedenfalls hilft Mirembe, eine königliche Irgendwas, Lavelle beim Löwentest und er schafft es. Der zweite Test war übrigens wie ein Prinz zu laufen, was so nebenbei abgehandelt wurde. Der letzte Test ist die Beschneidung mit einer Machete. Danach wird Lavelle ohnmächtig, aber er ist jetzt ofiziell Prinz und die Hochzeit kann steigen.

Wenn ihr das Gefühl habt, das dieser Film einfach nix zu bieten hat, dann fühlt ihr richtig. Kein Witz. Kein Charme. Keine Story. Kein Konflikt. Nix. Aber keine Panik, jetzt, in der letzten halben Stunde, geht es richtig los, denn nachdem Lavelle und Mirembe die Überflüssigkeit von Sequels diskutiert haben, damit man noch einen lahmen Metagag drin hat, wird rumgeknutscht. Also nix mit großer Hochzeit der beiden benachbarten Länder. Ich erwähne an der Stelle mal nicht, dass Lavelle noch vor 5 Minuten nen Megapin beim Anblick seiner Zwangsehefrau gekriegt hat und Mirmebe auch erst seit 3 Minuten kennt. Wisst ihr, der Konflikt ist halt schon glaubwürdiger, wenn der Prinz einfach prinzipiell nicht auf die Zwangsheirat abfährt, anstatt einfach von einer Vagina zur nächsten zu springen und somit wie ein unsympathischer und sich nicht entscheiden könnender Macho rüberkommt. Lavelle und Mirembe verpissen sich jedenfalls nach Amerika.

Übrigens: Konfliktlösung. Lisa, die bisher ohnehin nur für zehn Sekunden zu sehen war, verträgt sich mit Mary und die beiden besaufen sich. Ich sollte das auch tun. Aber immerhin ist Lisa im Vollsuff zur Stelle und sagt genau das, was uns allen seit Beginn des Films unter den Nägeln brennt: Akeem ist ein konservativer Arsch wie sein Vater, dabei wollte er das Königreich Zamunda ins neue Jahrhundert führen und mit Fortschritt voranbringen. Lisa schmeißt Akeem aus dem Schlafzimmer und ist damit die einzig brauchbare Figur in dem Müll hier. Ab hier wird sie vermutlich keine Rolle mehr spielen.

Akeem fliegt zurück nach Amerika, um die Hochzeit zu verhindern. In Zamunda steht Izzi bereit, um den Krieg zu erklären. Seine Soldaten werden allerdings von Akeems Töchtern vermöbelt. Izzi wird von den Töchtern platt gemacht und damit ist die Kriegserklärung wohl durch. Konflikte … ihr wisst schon.

Akeem ist einsichtig, weil er weiß, was wahre Liebe ist und nimmt Lavelle, Mirembe und die gesamte Nachbarschaft mit zurück nach Zamunda, damit dort die Hochzeit zwischen Lavelle und Mirembe steigen kann. Die älteste Tochter wird zur Thronfolgerin erklärt und alles ist tutti im Lande Zamunda. Mit einem grottenschlechten Gag, der schon in Teil 1 komplett fürchterlich und viel zu lang war, endet die langweilige Kacke dann endlich.

Meine Fresse, ernsthaft: Remakes und Sequels und die ganze Grütze sind ja ohnehin nur noch ausgelutscht, aber so etwas uninspiriertes und vor allem unlustiges muss man auch erstmal hinkriegen. Der Film hat nicht einen verdammten Lacher. Nicht mal ein Grinsen. Ein Schmunzeln. Eine leichte Mundwinkelbewegung. Nix. Zudem einen Haufen nerviger oder völlig charakterlosen Figuren, die für nix gut und teilweise gegen ihre Charakteristika aus dem Vorgänger gebürstet sind, damit es halt zum todlangweiligen Plot passt. Man macht nix mit der Fish Out Of Water Thematik. Man macht nix aus der Lovestory. Man macht nix aus dem Konflikt mit dem Kriegstreiber, Man macht nix aus irgendwas. Sind wir wirklich an dem Punkt angekommen, an dem niemand mehr irgendwelche Ambitionen hat? Ich meine, Leuten wie Murphy oder Hall muss doch klar sein, dass dieser Film ohne sie nicht funktioniert. Warum dann nicht mal sagen, dass das Drehbuch langweilige Kacke ist und selber Input einbringen? Oder sind die ganzen alten Säcke, die ständig in diesen unnützen Sequels mitwirken, mittlerweile einfach so verkalkt in der Birne, dass sie gar nicht mehr merken, in was für einem Müll sie da mitspielen? Oder finden sie es gar gut, was sie da tun? Dann schickt die alten Opas einfach alle ins verfickte Altersheim und lasst die jungen Autoren und Darsteller übernehmen, denn das hier ist einfach nur noch unerträglich ideenlos und eine nie enden wollende Qual.


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