Kurzer Gedanke zu Osama

Von Stefan Sasse
Ein kurzer Gedanke nebenbei, der mir gerade kam: vielleicht ist es nicht so, dass Obama die Entscheidung zwischen zwei klaren Alternativen - Festnehmen oder Erschießen - hatte, sondern dass die Variante "Festnahme" einfach nicht zweckmäßig war. Sie wirkt auch irgendwie unwirklich. Osama vor einem US-Gericht? Schwer vorstellbar, irgendwie, wenn man das Bild im Kopf produzieren möchte. Die Navy Seals hatten Anweisung, ihn festzunehmen, wenn er sich eindeutig ergebe (womit kaum zu rechnen war). Dass sie ihn erschossen haben, war aus ihrer Perspektive vernünftig (alles andere wäre lebensbedrohlich für sie), und dass die Missionsparameter so gesetzt wurden erscheint mir auch sinnvoll. Die Nazis, denen man 1946 den Prozess gemacht hat, haben sich ergeben. Bei ihnen war damit zu rechnen. Osama aber ist letztlich ein terroristischer Irrer. Wer würde ausschließen wollen, dass er einen Sprengstoffgürtel für den Fall der Fälle greifbar hat? Eine Handgranate? Wer würde das Risiko persönlich eingehen wollen, dass er sich mit zwei oder drei seiner festnehmenden Soldaten in die Luft jagt? Verschwörungstheorien hätte es auch dann gegeben, Kritik auch, und in den USA selbst hätte man Obama schwerste Vorwürfe gemacht, und das nicht einmal zu Unrecht. Nein, der Tötungsbefehl war rechtlich nicht wirklich sauber, aber eine echte Alternative gab es vermutlich gar nicht.

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