Kurzanalyse: Schwierigkeiten der österreichischen Weinwirtschaft

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Ist Österreichs Weinwirtschaft ein Widerspruch für sich? Arbeiten Marketinginstitute zeitgerecht und sind deren Konzepte und Maßnahmen an die Bedürfnisse des Endverbrauchers angepasst?

Österreich ist bekannt dafür, alles und jeden mit Titeln zu versehen. Es gibt hunderte akademischer Grade, sogar die Witwe des verstorbenen Herrn Hofrat besteht darauf weiterhin den Titel zu tragen. Kurios aber wahr. Und das scheint nicht nur bei Berufstitel so zu sein, sondern auch bei so manchen anderen Dingen ebenso.

Bereits im Februar hatte ich einen Beitrag bezüglich dieses Bezeichnungchaos hier in Österreich veröffentlicht. Damals war ja die Rede davon, dass der VDP das Kürzel „GG“ für „großes Gewächs“ schützen lassen wollte, und der Weinviertel DAC den maximalen Alkoholgehalt für die Klassik-Weine hinaufgesetzt hatte. Eines jedoch wird nun immer klarer und offensichtlicher: Das gesamte Zusammenspiel zwischen der Wirtschaft im Weinbereich und der Gastronomie funktioniert nicht richtig. Es wird zu wenig bis gar nicht auf den Konsumenten eingegangen. Und ich spreche nicht von fehlender Kommunikation zwischen Weingut und Wirt – diese ist oft sehr gut. Die Zusammenarbeit zwischen den vielen, teils großen, Marketinginstitutionen ist ein großes, ein echtes, Problem. Oder um es auf Gut-Österreichisch auszudrücken: ein Trauerspiel.

Aber bleiben wir zunächst bei der Seite der Weinwirtschaft. Was können wir da sehen? Was wird von den Marketingverbänden der Weinwirtschaft in Österreich vermarktet? Genau, derDAC-Wein, die DAC-Marke.

DAC hier – DAC da

2001 begann das Weinviertel als erstes Weingebiet einen DAC-Wein auf die nationalen und internationalen Märkte zu bringen. Damals hat der DAC gut funktioniert und als logische Konsequenz entwickelte er sich schnell zu einem Boom. Man wollte man diesem Trend Rechnung tragen und kreierte schnell weitere DACs bis hin zum Mittelburgenland DAC, der erste Versuch eines Rotwein-DACs. Als Ergebnis dieser Entwicklung haben wir heute insgesamt acht verschiedene DACs, plus jeweils noch deren Unterklassifizierungen Klassik und Reserve. Soweit die Theorie, die aber dem Großteil meiner Leser bereits bekannt sein wird.

Der Sinn hinter dem DAC-System war und ist die Typizität einer Region in den Vordergrund zu stellen. Es soll dadurch vermehrt die Region vermarktet werden und weniger die Rebsorte. So das offizielle Statement der Österreich Wein Marketing Gesellschaft. Auf der Website der ÖWM wird der Gastronom auch darauf hingewiesen in der Weinkarte eine allfällige DAC-Bezeichnung vor der Rebsorte zu nennen.

In gewissem Sinne widerspricht sich die ÖWM selbst, wenn es um das Thema Weinvermarktung geht. Beispielsweise sagte Willi Klinger im Interview mit dem österreichischen Magazin Profil im Jahre 2012, im Zuge der DAC-Verkostung, ganz klar, Rebsortenmarketing sei Humbug. Doch sehen wir uns den DAC näher an. Welche Rebsorten finden wir denn bei denn dort? Im Weinviertel haben wir hier nur den Grünen Veltliner, im Mittelburgenland und Eisenberg den Blaufränkisch, der Neusiedlersee hat den Zweigelt. In Kamp,- Krems- & Traisental finden wir immerhin Grünen Veltliner und Riesling. Leithaberg ist hierbei schon etwas umfangreicher. Hier gibt es den „Leithaberg DAC Rot“ mit der Rebsorte Blaufränkisch und der Kontrapunkt, der DAC-Weiß wartet hier mit gleich vier Rebsorten auf: Weißburgunder, Chardonnay, Neuburger und Grünen Veltliner

Was sagt uns diese Tatsache? Das gesamte System der DAC-Weine ist aufgebaut auf sieben Rebsorten! Die Wachau hat im Gegensatz dazu ein gänzlich anderes System. Hier gibt es den Verband „Vinea Wachau“. Bei diesem werden ALLE Rebsorten in drei Qualitätsstufen eingeteilt. Steinfeder, Federspiel und Smaragd. Wobei ich persönlich diese Einteilung mehr als eine Typen-Einteilung und weniger als Qualitätsstufen sehe. Es ist einfach unmöglich einen Riesling Smaragd mit einem Riesling Steinfeder zu vergleichen. Ein Steinfeder empfiehlt sich ja auch zu ganz anderen Gerichten als ein Smaragd. Dennoch wird mit dem Wachauer-System die Region um ein Vielfaches besser transportiert.

Der Konsument

Ich habe auf meinem Blog vor einiger Zeit eine Umfrage zur Abstimmung gestellt. Das Thema war das Bestellverhalten von Gästen. Und dabei hat sich ein recht klares Bild ergeben.

57 % der Abstimmer bestellen eine bestimmte Rebsorte
38 % bestellen einen Wein und haben dabei ein bestimmtes Geschmacksbild vor Augen.
19 % der Konsumenten wollen eine Empfehlung aus einer bestimmten Region. Und nur
6 % bestellen einen DAC-Wein.

Dies zeigt klar, dass der Konsument eine bestimmte Rebsorte mit einem bestimmten Geschmacksbild assoziiert, der DAC-Gedanke hat dabei wenig Raum.

Zusammenfassung & Conclusio zur Weinwirtschaft

Das System der Vinea Wachau hat für den Konsumenten im Grunde mehr Sinn und ist nachvollziehbarer und verständlicher. Der DAC-Gedanke konnte sich nach über 10 Jahren auf dem Markt immer noch nicht schlagkräftig durchsetzen. Die neuen DAC-Weine der letzten Jahre haben den Konsumenten nur noch mehr verwirrt.

Des weiteren zeigt sich auch das Phänomen, dass die Weinwirtschaft bzw. hochrangige Funktionäre wohl mehr auf die eigene Ideale setzen, als auf den Wunsch der Konsumenten einzugehen Es fehlt klar die Kommunikation mit den Weintrinkern und -genießern. Und zwar mit dem Handel, als auch mit der Gastronomie und Hotellerie.

Der Wunsch, der Konsumenten bestelle einen DAC-Wein hat sich nicht erfüllt. Bei einem Workshop vor wenigen Jahren zum Thema Leithaberg DAC wurde mir von den Leithaberg-Winzern gesagt, dass die Endverbraucher einen Leithaberg DAC bestellen werden, und dass daher die Angabe von Rebsorten in der Zukunft wegfallen wird. Meine Frage, wie man denn speziell bei den Weißweinen diese vier unterschiedlichen Rebsorten unter einem Namen verkaufen sollte, konnte bis heute nicht beantwortet werden. Aber genau diese Frage oder vielmehr die Antwort darauf wäre für mich als Gastronom sinnvoll und wichtig.

Ja, der Vorwurf ich sei noch jung, und beschäftige mich nicht lange genug mit der Thematik kann durchaus ziehen. Aber immerhin sind es nun schon gut 5 Jahre, die ich mit Wein verbringen durfte, und in dieser Zeit konnte ich auch schon tausende Protagonisten verkosten. Einen Grünen Veltliner mit einem Neuburger zu verbinden ist schier unmöglich. Chardonnay und Weißburgunder wären da schon leichtgängiger. Die einzigen gemeinsamen Nenner, an Hand des Leithaberg-DAC, wären Boden und Klima. Und dies auch nur, wenn diese zwei Faktoren allzu sehr verallgemeinernt würden. Dennoch sind die genannten zwei Bereiche zu klein um alle vier Weine unter einem Hut zu bringen und ein gemeinsames Geschmacksbild zu vermitteln, um etwa alle Rebsorten unter einem Namen auf dem Markt zu bringen.

Auch im Weinviertel fällt dieser Versuch sehr schwer. Das Gebiet ist zu groß, hat zu viele verschieden Terroirs und ebenso zu viele verschiedene Klimazonen um alles unter einem Begriff Weinviertel-DAC laufen zu lassen. Übrigens: Im gesamten Niederösterreich finden wir bei allen DAC-Weinen keinen einzigen Rotwein. Warum? Im Weinviertel hätten wir beispielsweise das Weingut Hagn am Mailberg oder Hirtl in Poysdorf – beide produzieren tolle Zweigelte. Oder in der Thermenregion wäre das Weingut Johanneshof-Reinisch mit tollen St.Laurent-Weinen anzuführen. Und dies sind nur wenige einzelne Beispiele. Es gibt eine Vielzahl von Weingütern, die tolle Rotweine im Sortiment haben. Nur beachtet werden sie nicht.


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