Peter Lotschak ist ganz aus dem Häuschen, wenn er über seine neue Inszenierung für die Schlossfestspiele spricht: “Dies ist ein faszinierender Spielort, man kann seine magische Ausstrahlung sofort spüren, wenn man eintritt. Und hier erzählen wir musikalisch die Urgeschichte des Bajazzo, des Clowns, in der originalen Kulisse und historischen Kostümen, ohne Plastik und Schnickschnack. Das hat noch nie jemand gewagt, so Oper zu spielen. Das ist Authentizität, die sich nicht übertreffen lässt.”
Diese knisternde Spannung sprang gestern bei der ersten Probe auch sofort über. Peter Lotschak, erfahrener Regisseur und langjähriger Intendant der Bad Hersfelder Festspiele, führte stolz seine Solisten durch das Chapiteau. Und selbst festspielerfahrene Stars wie Anna Sommerfeld, Eduardo Aladrén, Mikael Babajanyan oder Konstantin Rittel-Kobylianski zeigten sich schwer beeindruckt. Lotschak, der übrigens gemeinsam mit seinem langjährigen Freund, dem Roncalli-Direktor Bernhard Baul, Regie führt, erläuterte mit weit ausladenden Gesten seine Vorstellungen von der Inszenierung: “Diese Intensität der Situation ist unvergleichlich. Hier stehen die Akteure nicht auf einer Bühne mit Hinterland, sondern mitten im Zentrum. Wenn das Spot-Licht den Bajazzo trifft, dann ist er mutterseelenallein inmitten der Menge. Oder er schreit seine Freude oder Verzweiflung dem Publikum direkt ins Gesicht, ohne Orchestergraben, ohne Bühnenpodest. Das ist Emotion pur”, verspricht der Regisseur.
Erstmals bei den Schlossfestspielen wird es gesonderte Proben für den Chor geben. Dazu gehören Opernchor, Rachwal-Chor, Singakademie, Goethe-Jugendchor und Kinderchor der Singakademie. “Der Bajazzo ist eine leidenschaftliche Choroper. Den Sängern kommt eine entscheidende Rolle zu”, betonte Lotschak. Es komme darauf an, das Schicksalhafte der großartigen Musik von Ruggero Leoncavallo auch bildhaft zu machen. Mit Generalmusikdirektor Matthias Foremny und der Staatskapelle habe er dabei exzellente Partner, versicherte der Regisseur.
Ihren ganz besonderen Charme gewinnt die Inszenierung aber auch dadurch, dass Artisten des Circus Roncalli und Mitglieder des Roncalli Royal Orchestra direkt einbezogen sind. “Nur Tiere gibt es nicht”, sagte Lotschak schmunzelnd.
Quelle: SVZ.de
Das große Roncalli-Zelt ist die authentische Bühne für die Oper "Der Bajazzo", die im Zirkusmilieu spielt. Fotos: Reinhard Klawitter