"Gegen den Strich": Musicbanda Franui passt hervorragend zu dem Festspielmotto. Ort und Zeit sind bei diesem Konzert (am 6. 6. 20 Uhr) eine bemerkenswerte Verbindung eingegangen. "Franui" heißt eine ganz bestimmte Almwiese des Dorfes Innervillgraten in Osttirol in Österreich, in dem die Musiker des Ensembles aufgewachsen sind. Die Stücke, die Wolfgang Mitterer ausgesucht und teilweise bearbeitet hat, erst recht die ungewöhnliche Instrumentation lassen die Unterscheidung lokal und global vergessen. Klassische Kompositionen werden bis zur Unkenntlichkeit mit der alpenländlischen Tradition verschmolzen - beispielsweise Nr. 12 "Wie der Bauer zur Kuh kam" - Boarischer unter Verwendung des "Allegretto" aus Schuberts Impromptu D935/Nr. 2; oder: "Dreher aus dem Komitat Schluckauf" nach Béla Bartók, 44 Duos für 2 Violinen Sz. 98, Nr. 36 (Bagpipes) (Nr. 10 im Konzert).
"Musicbanda", das seit 1993 in fast unveränderter Besetzung existiert, erreicht durch eine besondere Mischung aus Holz- und Blechbläsern, Saiteninstrumenten und Streichern einen wiedererkennbaren eigenen Klang; zusammen mit den Live-Improvisationen Wolfgang Mitterers auf einem Elektronikgerät und einem präparierten Klavier bot dieser Abend für die Ohren wirklich etwas ganz Einmaliges.
Das I-Tüpfelchen aber waren die verbindenden Texte eines Erzählers (einer der Musiker, Trompeter Andreas Schell) im Dialekt mit hochdeutschen Übertiteln - die zusammen eine witzige bis humorvolle Geschichte aus dem Dorf ergaben, die auch etwas mit Emigration und Immigration (innerhalb eines engen Osttiroler Tales) zu tun hatten.
Weitere Informationen auf der Netzseite der KunstFestspiele.
Text: Dr. Helge Mücke, Hannover; Fotos (C) Helge Krückeberg.