Kunden zahlen immer mehr

Kunden zahlen immer mehr

Fast jedes Jahr wiederholt sich im Oktober in der Berliner Bahnzentrale am Potsdamer Platz ein Schauspiel: Die Granden der Deutschen Bahn (DB) kommen zur Pressekonferenz zusammen und erklären, warum sie ab Dezember die Ticketpreise erhöhen. Gründe dafür finden sich immer: 2004 und 2005 verwies die Bahn auf steigende Energiekosten, 2006 sei das Angebot verbessert worden und in den Jahren 2007 bis 2009 nannten die Chefs der Bahn erhöhte Personalkosten als Ursache für höhere Preise im Fernverkehr.

Die Preisspirale ist gewaltig: So stieg der Ticketpreis für eine Fernverkehrsstrecke über 100 Kilometer seit 2001 um durchschnittlich 4,50 Euro, eine Verteuerung von 24,6 Prozent. Nun steht die nächste Erhöhung an: Gestern erklärte der für Personenverkehr zuständige Bahnvorstand Ulrich Homburg, dass die Bahn die Preise im Fernverkehr zum 11. Dezember um durchschnittlich 3,9 Prozent anheben wird. Auch die Preise im Nahverkehr und für die Bahncards steigen.

Schon Mitte September stimmte Bahnchef Rüdiger Grube die Kunden ein. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte er: «Einen Verzicht auf Preiserhöhungen kann man sich nicht jedes Jahr leisten.» 2010 gab es erstmals seit acht Jahren keine Preiserhöhung im Fernverkehr. Deutschlandweit wurde der Verzicht auf höhere Preise als Reaktion auf die Pannenserie gewertet, die im Sommer und Herbst 2010 am Image der Deutschen Bahn kratzte.

Atomausstieg vorgeschobener Grund

Doch der Verzicht auf die Erhöhung 2010 war eine Ausnahme, im Dezember, pünktlich vor Weihnachten, gehen die Preise stark nach oben. Die Bahn begründet das auch mit dem Atomausstieg – ein vorgeschobener Grund, sagt Sprecherin Anja Smetanin vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). «Der Atomausstieg schlägt mit etwa 100 Millionen Euro Mehrkosten zu Buche, bei Gesamtausgaben für Strom von jährlich 2,5 Milliarden Euro.» Die 100 Millionen Euro mehr entsprechen einem Anstieg der gesamten Stromkosten um nur 4 Prozent. Rechnet man diesen Anstieg auf die verkauften Tickets um, dürfte eine Preiserhöhung für den Kunden kaum spürbar sein.

Noch dazu verweist der VCD auf steigende Fahrgastzahlen. Im ersten Halbjahr 2011 meldete die Bahn den höchsten Halbjahresumsatz in der Geschichte. «Das Unternehmen DB hat es nicht nötig, die Preise zu erhöhen», sagt Anja Smetanin. Noch dazu stimme die Qualität des Bahnangebots nicht. Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass im Schnitt jeder fünfte Fernzug in Deutschland zu spät kommt. Im Winter rechnet die Bahn wetterbedingt mit noch größeren Störungen. «Es liegt eine mangelnde Qualität vor, die nicht zu einer Preiserhöhung führen dürfte», sagt Smetanin.

Dem schließt sich der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter an. «Die Erhöhung ist ein Skandal. Die DB AG hat ihre Gewinne in den letzten Jahre immer weiter gesteigert, ohne das die Verbraucher davon profitiert haben», sagt der Grünen-Abgeordnete. Die Qualität des Bahnangebots stimme mit den Preiserhöhung nicht überein.

Seit 2002 gilt das Relationssystem

Seit 1950 haben sich die durchschnittlichen Bahnpreise news.de-Informationen zufolge fast vervierfacht, von unter 4,60 Euro auf einer Strecke von 100 Kilometern auf mehr als 18 Euro. Allein in den vergangenen zehn Jahren stiegen die Preise um mehr als ein Viertel. Parallel dazu nahm der Gewinn der Bahn AG zu, 2010 war ein Rekordjahr. 2011 könnte sogar noch mehr Geld bringen, allein in den ersten sechs Monaten wurde der Gewinn um 34 Prozent erhöht.

Der Kunde muss trotzdem blechen: Dabei werden die Anstiege zunehmend undurchsichtig, denn seit 2002 berechnet die Bahn ihre Ticketpreise nach einem sogenannten Relationssystem. Das heißt: Fernverkehrsstrecken werden nicht mehr schlicht nach Entfernungen berechnet, wie es früher der Fall war. Heute spielen eine Vielzahl unterschiedlichster Bedingungen (Relationen) in die Preisfindung mit hinein, etwa die Auslastung der Züge, die Häufigkeit der Verbindungen oder ob die Bahn mit Flugverbindungen konkurriert. Auch unterscheiden sich Preise je nach Zugart, ein ICE ist auf derselben Strecke teurer als ein Intercity (IC).

Für den Kunden seien die Relationspreise dennoch gut, sagt Matthias Oomen vom Fahrgastverband Pro Bahn, denn sie sorgen für Wirtschaftlichkeit des Gesamtsystems. So müssten Kunden zwar auf Strecken, die viel Gewinn abwerfen, prinzipiell mehr zahlen, dafür blieben defizitäre Strecken erhalten. Und auf noch etwas weist Oomen hin: «Durch die Einführung der Bahncard 25 und der Sparpreis-Rabatte, fahren heute 90 Prozent der Bahnkunden im Fernverkehr mit Rabatten.» Rechne man diese Rabatte mit ein, relativierten sich die Preiserhöhungen seit 2001. «Die meisten Fahrgäste fahren heute günstiger oder genauso teuer wie vor zehn Jahren», sagt Matthias Oomen.

Doch wenn sich die Preisspirale weiter nach oben arbeitet, gleichen sich Rabatte und Erhöhungen bald nicht mehr aus. Für Kunden, die keine Bahncard besitzen und nicht früh genug buchen, um eines der begehrten Spartickets zu bekommen, sprechen die Zahlen schon jetzt eine eindeutige Sprache.

Quelle:
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Wirtschaft Nachrichten -
Bahnpreise – Kunden zahlen immer mehr

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Tags: DB, Deutsche Bahn, Kunden, Preise, Preiserhöhung, Verkehrsclub Deutschland

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