KUMMER
„KIOX“
(Kummer/Eklat Tonträger)
Ein wenig Nähkästchengeplauder: Eigentlich wollten wir zu dem Kummer-Album gar nichts machen. Weil einem das Kraftklubkaspermateriadrangsalding, dieses Wie-du-mir-so-ich-dir mit der Zeit kräftig auf den Keks ging (Ketzerei!) und man sich wünschte, sie würden sich besser um ihre eigenen Platten kümmern als um die der hochgeschätzten Kollegen. Dann aber kam kürzlich dieser freundliche und offensichtlich maximal euphorisierte Junge auf einen zu und behauptete (ganz außer Atem, was sonst nicht so seins ist), dass ebenjener Felix Kummer gerade mit „KIOX“ ein Album abgeliefert habe, dass er (der Junge also) für das beste seines Lebens hielte. Mindestens. Das wiederum konnten wir natürlich so nicht unbesprochen stehenlassen und haben das ultramarinfarbene Teil dann doch mal auf den Plattenteller gelegt und siehe da – es war kein Fehler.
Mangels Fantasie und Bereitschaft zur ernsthaften Auseinandersetzung muss ja der Sachse wegen seines eigenwilligen Dialekts im Westen des Landes oft als Vorzeigefigur, Stichwort: Jammer-Ossi, herhalten – passt gut ins schmale Weltbild, schützt vor Überbeanspruchung, garantiert stille Tage im Klischee. Der Kummer will da gar nicht so gut reinpassen, denn der sächselt nicht, obwohl er aus Karl-Marx-Stadt (also Chemnitz) kommt, statt weinerlicher Klage kommen von ihm vorzugsweise Wut mit Klarnamen oder zynische Seitenhiebe auf die verspießerte Feierabend- und Stammtischwelt hüben wie drüben, in der Schablonen und Scheuklappen alles und Vorurteile an der Tagesordnung sind. Waren nicht Rammstein als erfolgreichste deutsche Band schon Zumutung genug? Nun auch noch Kraftklub!?
Kummer und seine Band können mit derlei antiquiertem und blasiertem Denken nicht viel anfangen, das durfte man auf den bisherigen drei Alben wirklich sehr gut hören (siehe oben), auch für die Fans der Truppe aus allen Landesteilen beantwortete sich die K-Frage nur mit „Klar, warum nicht?“ Dennoch ist es wichtig, dass da ein Chemnitzer Junge seine Reime in die Waagschale wirft – so wichtig für die Unerschrockenen daheim wie für die Denkfaulen von der anderen Seite, so wichtig wie eben Trettmann, Marteria und FSF. Auch wenn er gleich zu Beginn („Nicht die Musik“) mächtig abwiegelt und kokettiert, er könne keine Mutmacher liefern, sondern nur „verweichlichte Befindlichkeitsscheiße“, er wolle den Rap lieber wieder weich und traurig machen.
Das passt zu den Nebengeräuschen, die „KIOX“ auf den Plan gerufen hat, denn da wurde debattiert, ob Kummer überhaupt ein Deutschrapper sei. Was einigermaßen lustig ist, denn er selbst hat das ja nie behauptet, im Gegenteil, er rappe ja nur, so die Selbstanzeige, weil er nicht singen könne. Und sei eher Fan als Mitglied des ach so ehrenwerten Kreises. Was er hier anzubieten hat, ist dann aber doch mehr als ordentlich und stellenweise sogar richtig gut. „9010“ läßt an Klarheit nichts zu wünschen übrig, das Erinnerungsstück über den verblichenen Chemnitz City Swagg eines ehemaligen Großmauls läßt einen sofort an Clemens Meyers großen, traurigen Roman „Als wir träumten“ denken – „born to be Opfer“, „Mund voller Blut“, es war deprimierend, es war seine Zeit.
„Schiff“ ist Kummers „Grauer Beton“, die selbe Stadt, andere Zeit, gleiche Message. Auch die Quaterlife-Crisis, der Eintritt in die vermeintliche Spießerhölle also, in Begleitung von Max Raabe („Der Rest meines Lebens“) funktioniert erstaunlich gut: „das erste Mal international für die Bayern sein“, haha, so wahr! Rührend die Zeilen für den toten Freund („26“), „Es tut wieder weh“ sticht punktgenau ins Herz, her mit der Schmerztablette. Kummer erweist sich auf dem Solo als hochbegabter, melancholischer Einzelkämpfer, zusammen mit Blvth und den Drunken Masters, die den Sound strickten, zusammen mit LGooney und KeKe, die ihm zur Seite sprangen. Genau die Platte, die man von ihm haben wollte, eine, die den Platz zwischen AG Geige und Kraftklub im Regal würdig füllen kann.
26.11. Zürich, Dynamo
28.11. München, Freiheiz
29.11. Köln, Gloria
30.11. Frankfurt Main, Batschkapp
01.12. Ludwigsburg, Scala
03.12. Wien, WUK
04.12. Dresden, Tante Ju
07.12. Hamburg, Gruenspan
08.12. Leipzig, Conne Island
11.12. Berlin, Kesselhaus
13.03. Wiesbaden, Schlachthof
14.03. Würzburg, Posthalle
16.03. Wien, Arena
17.03. München, Tonhalle
19.03. Hannover, Capitol
20.03. Düsseldorf, Stahlwerk
21.03. Münster, Skaters Palace
23.03. Stuttgart, Im Wizemann
24.03. Köln, Palladium
25.03. Berlin, Tempodrom
27.03. Bremen, Pier 2
28.03. Dresden, Alter Schlachthof
29.03. Dresden, Alter Schlachthof
„KIOX“
(Kummer/Eklat Tonträger)
Ein wenig Nähkästchengeplauder: Eigentlich wollten wir zu dem Kummer-Album gar nichts machen. Weil einem das Kraftklubkaspermateriadrangsalding, dieses Wie-du-mir-so-ich-dir mit der Zeit kräftig auf den Keks ging (Ketzerei!) und man sich wünschte, sie würden sich besser um ihre eigenen Platten kümmern als um die der hochgeschätzten Kollegen. Dann aber kam kürzlich dieser freundliche und offensichtlich maximal euphorisierte Junge auf einen zu und behauptete (ganz außer Atem, was sonst nicht so seins ist), dass ebenjener Felix Kummer gerade mit „KIOX“ ein Album abgeliefert habe, dass er (der Junge also) für das beste seines Lebens hielte. Mindestens. Das wiederum konnten wir natürlich so nicht unbesprochen stehenlassen und haben das ultramarinfarbene Teil dann doch mal auf den Plattenteller gelegt und siehe da – es war kein Fehler.
Mangels Fantasie und Bereitschaft zur ernsthaften Auseinandersetzung muss ja der Sachse wegen seines eigenwilligen Dialekts im Westen des Landes oft als Vorzeigefigur, Stichwort: Jammer-Ossi, herhalten – passt gut ins schmale Weltbild, schützt vor Überbeanspruchung, garantiert stille Tage im Klischee. Der Kummer will da gar nicht so gut reinpassen, denn der sächselt nicht, obwohl er aus Karl-Marx-Stadt (also Chemnitz) kommt, statt weinerlicher Klage kommen von ihm vorzugsweise Wut mit Klarnamen oder zynische Seitenhiebe auf die verspießerte Feierabend- und Stammtischwelt hüben wie drüben, in der Schablonen und Scheuklappen alles und Vorurteile an der Tagesordnung sind. Waren nicht Rammstein als erfolgreichste deutsche Band schon Zumutung genug? Nun auch noch Kraftklub!?
Kummer und seine Band können mit derlei antiquiertem und blasiertem Denken nicht viel anfangen, das durfte man auf den bisherigen drei Alben wirklich sehr gut hören (siehe oben), auch für die Fans der Truppe aus allen Landesteilen beantwortete sich die K-Frage nur mit „Klar, warum nicht?“ Dennoch ist es wichtig, dass da ein Chemnitzer Junge seine Reime in die Waagschale wirft – so wichtig für die Unerschrockenen daheim wie für die Denkfaulen von der anderen Seite, so wichtig wie eben Trettmann, Marteria und FSF. Auch wenn er gleich zu Beginn („Nicht die Musik“) mächtig abwiegelt und kokettiert, er könne keine Mutmacher liefern, sondern nur „verweichlichte Befindlichkeitsscheiße“, er wolle den Rap lieber wieder weich und traurig machen.
Das passt zu den Nebengeräuschen, die „KIOX“ auf den Plan gerufen hat, denn da wurde debattiert, ob Kummer überhaupt ein Deutschrapper sei. Was einigermaßen lustig ist, denn er selbst hat das ja nie behauptet, im Gegenteil, er rappe ja nur, so die Selbstanzeige, weil er nicht singen könne. Und sei eher Fan als Mitglied des ach so ehrenwerten Kreises. Was er hier anzubieten hat, ist dann aber doch mehr als ordentlich und stellenweise sogar richtig gut. „9010“ läßt an Klarheit nichts zu wünschen übrig, das Erinnerungsstück über den verblichenen Chemnitz City Swagg eines ehemaligen Großmauls läßt einen sofort an Clemens Meyers großen, traurigen Roman „Als wir träumten“ denken – „born to be Opfer“, „Mund voller Blut“, es war deprimierend, es war seine Zeit.
„Schiff“ ist Kummers „Grauer Beton“, die selbe Stadt, andere Zeit, gleiche Message. Auch die Quaterlife-Crisis, der Eintritt in die vermeintliche Spießerhölle also, in Begleitung von Max Raabe („Der Rest meines Lebens“) funktioniert erstaunlich gut: „das erste Mal international für die Bayern sein“, haha, so wahr! Rührend die Zeilen für den toten Freund („26“), „Es tut wieder weh“ sticht punktgenau ins Herz, her mit der Schmerztablette. Kummer erweist sich auf dem Solo als hochbegabter, melancholischer Einzelkämpfer, zusammen mit Blvth und den Drunken Masters, die den Sound strickten, zusammen mit LGooney und KeKe, die ihm zur Seite sprangen. Genau die Platte, die man von ihm haben wollte, eine, die den Platz zwischen AG Geige und Kraftklub im Regal würdig füllen kann.
26.11. Zürich, Dynamo
28.11. München, Freiheiz
29.11. Köln, Gloria
30.11. Frankfurt Main, Batschkapp
01.12. Ludwigsburg, Scala
03.12. Wien, WUK
04.12. Dresden, Tante Ju
07.12. Hamburg, Gruenspan
08.12. Leipzig, Conne Island
11.12. Berlin, Kesselhaus
13.03. Wiesbaden, Schlachthof
14.03. Würzburg, Posthalle
16.03. Wien, Arena
17.03. München, Tonhalle
19.03. Hannover, Capitol
20.03. Düsseldorf, Stahlwerk
21.03. Münster, Skaters Palace
23.03. Stuttgart, Im Wizemann
24.03. Köln, Palladium
25.03. Berlin, Tempodrom
27.03. Bremen, Pier 2
28.03. Dresden, Alter Schlachthof
29.03. Dresden, Alter Schlachthof