Kritik - Twilight - Biss zum Morgengrauen

Kritik - Twilight - Biss zum Morgengrauen

"About three things I was absolutely positive: First, Edward was a vampire. Second, there was a part of him-and I didn't know how dominant that part might be-that thirsted for my blood. And third, I was unconditionally and irrevocably in love with him." - 

Über die Verfilmungen der Romane von Autorin Stephanie Meyer ist bereits eine Menge gesagt und geschrieben worden, vor allem abseits der angepeilten Zielgruppe meist jüngerer Kinobesucher und Zuschauer zu Hause nichts positives. Genau genommen hat sich Catherine Hardwicke, Regisseurin der ersten "Twilight" Verfilmung, bei genauerem Blick auf diese ja am Ende auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Denn diese glänzt fern ab aller handwerklichen, wenn überhaupt gerade einmal mittelmäßigen, zu auffällig-künstlichen CGI Qualität Dank eines flachen Drehbuchs von Autorin Melissa Rosenberg mit einem am Ende unzureichendem thematischen Verständniss darüber, was Pubertät und Vampirismus abseits der gespielten, unerfüllten großen Liebe nun mal in einem engeren Sinne, außer der Verwandlung in einen leuchtenden Vampir, der der Natur mittels Blumen in der Hand huldigen darf, miteinander zu tun haben. Und somit plätschert die erste Twilight Verfilmung aus der Feder Catherine Hardwicke´s in einer stattlichen Laufzeit von 122 Minuten spannungs- und zu einem Großteil actionarm eher wie eine Doppel-Folge "Marienhof" oder "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" auf dem abendlichen, öffentlichen-rechtlichen und privaten Programm vor sich hin. Die dazugehörigen, gutgemeinten, aber nicht gerade geistreichen, oftmals ins banal-lächerliche abdriftenden Dialoge unterstreichen diesen Charakter der ersten "Twilight" Verfilmung stets passend, beispielsweise wenn Edward Cullen und Bella Swan sich über so manch grünen Baumwipfel ins zusammen zu durchlebende Abenteuer stürzen dürfen... Auch wenn das ständige Wechselbad der Gefühle zwischen den Charakteren Bella Swan und Edward Cullen natürlich gewollter Ausdruck einer großen Liebe ist, die in bester "Romeo und Julia" Manier auch auf Grund später verfeindeter Familien-Angehörige einfach nicht sein darf. Und als von Shakespeare entliehener, in die Moderne transportierter Stoff somit auf klassische, aber sehr phlegmatische Art- und Weise oft geschickt den Nerv der vor allem  promiskuitiven Zuschauer-Gruppe trifft, welche selbstverständlich der wahren Liebe nicht abschwören können. Warum auch? Das liegt nun einmal in der Natur der Sache, an der echten Liebe wird ja auch gemeinhin niemals etwas verwerfliches auszumachen sein. "Twilight - Biss zum Morgen grauen" hätte zu einer ganz soliden Verfilmung heranreifen können, würde das Thema der "großen Liebe", mit dem sich eigentlich beide Geschlechter beschäftigen könnten, nicht nach und nach auf die gängigen Muster heruntergebrochen bzw. den modernen Klischees der nach den 90er Jahren und dem Jahre 2000 gesellschaftlich-heranwachsenden auf recht einfallslose Art und Weise zum Opfer fallen.

Kritik - Twilight - Biss zum Morgengrauen

"Und so verliebte sich der Löwe in das Lamm..." - "Komm, mein Äffchen..." -

Edward  Cullen (als James Dean Verschnitt kaum Akzente setzen könnend: Robert Pattinson) und andere High-School-Angehörige sind natürlich die typischen High-School angehimmelten oder Loser-Typen-Charakter-Schablonen diverser B-Movies.  Beziehungweise Film- und Serien-Klischees ältester Bauart, die sich aus einer persönlichen, seelischen Umklammerung befreien, also ihre selbst auferlegten (Sexual)Neurosen zunächst überwinden müssen. Um halt in typischer "Spider-Man" Tobey Maguire  Manier zu erkennen, wer man letztendlich ist. Um allen Mädchen wie Bella (Kristen Stewart) am Ende, also dem in "Twilight" immer wieder zum reinen, leider nur sexuellen Lustobjekt gemachten, also dem lediglich oberflächlich-hoch-interessanten, endlich gefallen zu können: Klischees, die in Saim Raimis Spiderman-Verfilmungen wenigstens ab und auf die Schippe genommen wurden, da sie einfach nicht zu umschiffen waren. In "Twilight" jedoch werden die Protagonisten in die selben, jedoch recht bierernsten und daher geschmacklos bis abgeschmackt wirkenden, vordefinierten Rollen-Muster verschiedener Film-Jahrzehnte gezwängt. Was halbwegs zu verkraften wäre, dürften sich Edward Cullen und Bella Swan während ihrer Romanze zur Abwechslung einmal auf ehrliche Art und Weise ihren Gefühlen zueinander hingeben. Und würde Catherine Hardwicke ebenso kein klassisches, inszeniertes Spiel mittels des gegen Ende unvermeidlichen Kontrahenten vollziehen, welcher natürlich die große Liebe zerstören möchte. So narrativ simpel. Es muß im Finale wieder einmal die handfeste Auseinandersetzung des klassischen Romeo-und Julia Prinzips "Sie kriegen sich nicht, sie kriegen sich doch" zur Geltung kommen.

Was zwischendurch wie selbstverständlich mit einer Portion Verzweiflung, Wut auf sich selbst und unzureichendem Augenzwinkern vermengt wird. So wird dem Publikum zu keiner Zeit die notwendige Erleichterung zur bis dato undifferenziert erörterten Thematik verschafft, was nebenbei auch auf Kristen Stewarts grießgrämige "Twilight" Dauer-Mimik und auf die bleierne Schwere bzw. vertrackte Ernsthaftigkeit der Inszenierung zurückzuführen ist. Welche durch blau-grau-grünlich-düstere, manchesmal Kopfschmerz verursachende Bilder und die im Genre üblichen, sich zusehr dahin ziehenden Selbstfindungs-Gespräche mitsam melancholischer Musikuntermalung zudem perfekt unterstrichen wird. Edward Cullen bereut es halt ein Vampir zu sein und jemand anderen durch ein Liebesspiel zu eben diesem in Gedanken zu machen. Bella Swan darf ebenso wenig ihrer eigenen (seelischen und daraus resultierenden körperlichen) Lust nachgeben, also keusch leben, was auf Dauer für so manche Frau in Wirklichkeit nervtötend und ermüdend wäre, für andere Frauen widerum nicht. Es existiert in "Twilight - Biss zum Morgengrauen" also ein thematischer Zwiespalt, der bis zum Ende niemals vollständig zur Zufriedenheit aufgelöst werden kann. Regisseurin Catherine Hardwicke und Autorin Melissa Rosenberg rühren aus allem in diesem Review besprochen, ohne jemals großartig über die zu Grunde liegenden Ideen ihres Films nachgedacht zu haben, eine am Ende sehr ätzende Blockbuster-Mischung zusammen. In der Edward Cullen sich in Wirklichkeit ja als ein uraltes Wesen präsentiert. Er lebt bekannterweise schon seit dem letzten Jahrhundert. Die junge, durch Blut aufgefrischt Haut ist ja wie bei allen Vampiren jetzt nur eine "glitzernde" Fassade. Dennoch möchte er sich einer fast noch minderjährigen hingeben, kann es aber letztendlich aus einem angesprochenem Grund dann doch nicht. Wer neben diesem Grund trotzdem an eine manchesmal aufkommende, von Catherine Hardwicke und Melissa Rosenberg  thematisch-heimlich verarbeitete, beinahe pädophile, eher nekrophile Neigung Edward Cullens in "Twilight" denkt, liegt im nachhinein gar nicht einmal so verkehrt. Es bleibt also unverständlich, was an Catherine Hardwickes "Twilight" Verfilmung nach Sichtung im allgemeinen gut und nicht geschmacklos sein soll.  Also abgesehen davon, warum diese wie angesprochen den Nerv der (jüngeren) Zielgruppe,  bebildert durch die obligatorische Zufluchtsstätte, also dem Zuhause als privat-gemachten Nest bzw. dem letzten, seelischen Rückzugsort als aufgegriffenem Muster diverser Daily-Soaps, trifft. In dem die Unzähmbarkeit der Natur wiedereinmal der wahren "Menschlichkeit daheim" weichen muß, wenn man als Liebespaar schon miteinander leiden, Probleme ohne zunächst erkennbares Ende wälzen und Bella Swan natürlich anschließend zu sich selbst finden darf. Was denn sonst? Erzählerische Überraschungen gibt es in "Twilight - Biss zum Morgengrauen" am Ende halt keine. Sondern nur einen dramaturgischen Baukasten mitsamt einer Erzählung vom Reißbrett.

Fazit: Catherine Hardwicke mag letzten Endes die Liebe in Wirklichkeit nicht, auch wenn sie es ab und an per Regie vorgibt. Und sie kann auch auf das bekannte Bild der sich für einen bestimmten Zweck am Ende prügelnden Jungs in "Twilight" nicht verzichten, welches in den Nachfolgern zeitweilen sogar erweitert, sprich zum Teil einer ausufernden Eifersuchtstragödie verklärt wurde. Sie inszenierte also einen letzten Endes zu harmlosen und höchst uninteressanten Einstieg in die mittlerweile abgeschlossenen Abenteuer von Edward Cullen und Bella Swan.

Wertung: 4.5/10 Punkte



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