KRITIK - THE LOST BOYS

The Lost Boys - BD

Autor: Florian Wurfbaum

In den 80er Jahren wurde der Vampirmythos, um alte Burgen und Blutsauger-Ikone „Dracula“ von aufstrebenden Filmemachern gleich mit mehreren Beiträgen entmumifiziert. So modernisierte 1987 Joel Schumacher mit seinem Teenager-Vampir-Streifen „The Lost Boys“, den angestaubten Vampirfilm, mit dem Lebensgefühl der 80er und seinen ganzen Modeerscheinungen wie Lederjacken, Motorräder und Rockmusik. Hiermit war der Amerikaner zwar nicht alleine, da bereits zuvor mit Tony Scotts „Begierde“ oder der Vampir-Horror-Komödie „Fright Night“ dem Mythos neue Impulse eingehaucht wurden. Jedoch vermochte, bis auf Kathryn Bigelows ebenfalls 1987 erschienenes Blutsauger-Roadmovie „Near Dark“ keines dieser Werke dermaßen zu überzeugen, wie Schumachers Vampir-Cocktail, was diesen letztendlich auch zu einem Kultfilm der 80er avancieren ließ.

Zum Inhalt: Die Brüder Michael (Jason Patric) und Sam (Corey Haim) ziehen nach der kostspieligen Scheidung ihrer Eltern gemeinsam mit ihrer Mutter (Dianne Wiest) zu ihrem Opa nach Santa Carla. Die beiden Jungen sind davon wenig begeistert, da sich diese in einem verschlafenen Kaff ohne jegliche Aufregung wähnen. Zudem erweist sich ihr Großvater (Barnard Hughes) als ein recht schräger Vogel, dessen liebstes Hobby die Präparation toter Tiere ist. Als Michael bereits kurz nach ihrem Einzug auf dem Jahrmarkt die hübsche Star kennenlernt und sich in diese verliebt, bestreitet dieser dunkle Pfade. Denn Star (Jami Gertz) gehört zu den "Lost Boys", einer Rockerbande die die Stadt unsicher macht und sich im weiteren Verlauf gar als eine Gruppe von Vampiren entpuppt...

Die Story kommt zwar schlussendlich weder besonders originell, noch überaus tiefgründig daher. Jedoch schaffen es die Macher, um Richard Donner und Joel Schumacher das angestaubte Blutsauger-Thema mit einer Vielzahl an zeitgenössischen Zutaten und schwarzem Humor nahezu perfekt in die 80er Jahre zu transportieren. Was dazu führt, dass sich „The Lost Boys“ als eine ungemein gelungene Mischung aus Vampir-Horrorfilm und Jugendabenteuer offenbart, die nicht nur ein jugendliches Publikum anspricht, sondern überraschenderweise auch generationsübergreifend fantastisch funktioniert.

Joel Schumacher erzeugt mittels der exzellenten coolen Ausstattung, der grellbunten Optik und dem fantastischen Soundtrack eine brillante Atmosphäre, die das Vampir-Abenteuer fast alleine zu tragen vermag. Der 80er Jahre zugeneigte Zuschauer wird förmlich von der hier generierten comichaft, düsteren Welt aufgesaugt und lässt ihn bis zum Abspann nicht mehr los. Besonders der treibende Rockmusik-Soundtrack, mit den Ohrwürmern „Cry Little Sister“ oder „People are Strange“ erweist sich als Kultstatus fabrizierende Krönung, der einfach zeitlos zu sein scheint. Wer aus meiner Generation, wollte nicht mit dem Motorrad durch das nächtliche Santa Carla cruisen? Doch bei aller Coolness und eingestreuter Selbstironie vergisst Regisseur Schumacher nicht, dem Film die nötige Härte für einen Genre-Beitrag beizupacken. Und so überzeugen sowohl die Make-Up-, als auch die Spezialeffekte vollends und lassen dabei einen gepflegten Grusel aufkommen. Sicherlich wirkt dieser manchmal ein wenig (absichtlich) "überspitzt" dargestellt, doch führt dies zugleich wieder zu einem herrlich liebevollen Charme, der perfekt zu dem Gesamteindruck passt.

Im Gegensatz zum Story-Grundgerüst offenbaren sich die Charaktere überwiegend als betont ausgereift und toll miteinander ausbalanciert. So fiebert der Zuschauer zum einen mit den im Mittelpunkt stehenden Brüdern Michael (Jason Patric) und Sam (Corey Haim) mit oder geht mit den scheinbar Rambo-Verwandten „Frogs“-Brothers (u.a. Corey Feldman) amüsiert auf Vampirjagd. Zum anderen wird dieser fasziniert von Ober-Vampir David (Kiefer Sutherland) und seiner Gang angezogen. Wahrlich eine Vielzahl an tollen und mittlerweile teilweise als Kult verehrte Charaktere. Dazu trägt natürlich die aus heutiger Sicht überaus prominente Besetzung bei. Es gibt letztendlich keinen Darsteller der in seiner Rolle nicht als Idealbesetzung anzusehen ist und restlos überzeugt. Dennoch muss Kiefer Sutherland herausgehoben werden, da dieser trotz der Tatsache kaum Text serviert zu bekommen haben, dank seiner unglaublichen Präsenz hervorsticht und die ebenfalls erstklassig agierenden Kollegen überstrahlt. Für Retro-Fans ist das Wiedersehen mit den beiden Teen-Idole Corey Haim und Corey Feldman mit Sicherheit ein weiteres charmantes Highlight des Films.
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The Lost Boys - Bewertung

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